Eishockey: Krieg on Ice
Der deutsche Nationalspieler mit dem bekanntesten Lächeln: John Tripp mit Mut zur Lücke. Doch dafür hat er im Laufe seiner Karriere auch schon ordentlich einstecken müssen. So, wie viele andere auch...
Besonders häufig sind Zweikämpfe an den Banden und Spielerbänken. Und gefährlich, wenn Checks von hinten gefahren werden und der attackierte Spieler nicht sieht, was auf ihn zukommt.
Doch selbst, wenn er weiß, dass es gleich ungemütlich wird, ist es oft schon zum Ausweichen zu spät.
Im Kampf um den Puck ist dann fast alles erlaubt - vor allem, wenn es vom Schiedsrichter versteckt geschickt. Körpereinsatz ist das Eine, das Beharken mit dem Stock das Andere.
Stockcheck, besonders gegen den Kopf, sind verboten und sollen streng geahndet werden. Sie bergen eine große Verletzungsgefahr.
Oft enden sie mit blutigem Gesicht.
Zu lachen haben wenigstens noch die Zuschauer etwas, wenn bei besonders harten Checks die Plexiglas-Umrandung zu Bruch geht.
Bei den Spielern gefürchtet sind Momente, in denen sie ausgehebelt werden und unkontrolliert aufs Eis fallen. Nicht selten schlagen die Spieler dann mit dem Hinterkopf auf. Gehirnerschütterungen sind die Folge.
Und genau die "concussion" ist spätestens seit Sidney Crosby als Volkskrankheit im Eishockey bekannt und gefürchtet. Der Megastar fiel damit fast ein komplettes Jahr aus.
Auch der Deutsche Marcel Goc (re.) litt Ende 2011 darunter und musste wochenlang ruhig gestellt werden. Nicht mal Joggen war erlaubt.
Deutschlands bekanntester Fall ist allerdings Stefan Ustorf. Der Berliner hadert mit seinem befürchteten Karriereende, Ärzte befürchten bei weiteren Einsätzen auf dem Eis Langzeitschäden bis hin zur Behinderung.
In der NHL versuchen nun die Verantwortlichen, härter gegen Brutalo-Fouls vorzugehen, um die Spieler zu schützen. Ex-Superstar Eric Lindros hat unlängst erklärt, er habe irgendwann unter der Dusche sogar nicht mehr gewusst, ob er gerade zuhause oder auswärts gespielt hätte.
Die jüngste Monster-Sperre kassierte Raffi Torres (re.), der wegen diesem Foul für 25 Spiele gesperrt wurde.
Seine Attacke gegen Marian Hossa schockt die NHL-Fangemeinde und sorgte für die fünftlängste Sperre in der NHL-Geschichte.
Hossa blieb minutenlang regungslos liegen...
...ehe er ins Krankenhaus gebracht wurde.
Länger als Torres wurden zuvor nur vier Spieler gesperrt. Chris Simon (links an der Bande, dunkles Trikot) wird im März 2007 für ein Foul an Ryan Hollweg (am Boden) für den Rest der Saison gesperrt. Am Ende sind es 25 Spiele, hätten die NY Islanders aber die Finalserie erreicht, wären es bis zu 43 Spielen gewesen. Doch damit nicht genug: Im Dezember 2007 tritt Simon den am Boden liegenden Jarkko Ruutu mit den Kufen seiner Schlittschuhe. Die Konsequenz: 30 Spiele Sperre.
Simon ist aber nicht das größte Raubein der NHL: Marty McSorley (re.) schlägt am 21. Februar 2000 seinen Gegenspieler Donald Brashear (li.) mit dem Schläger gegen den Kopf. Brashear stürzt darauf rückwärts aufs Eis und bleibt bewusstlos liegen. McSorley wird daraufhin für den Rest der Saison gesperrt. Am 4. Oktober 2000 verurteilte ihn ein Gericht überdies zu einer Strafe von eineinhalb Jahren auf Bewährung. Die NHL weitete daraufhin die Sperre auf ein ganzes Jahr aus.
Die beiden längsten Sperren der NHL-Geschichte liegen allerdings noch weiter zurück. 1975 wird Dan Maloney von den Detroit Red Wings nach einer wilden Prügelattacke mit Brian Glennie (Toronto Maple Leafs) für zwei Jahre gesperrt - aber nur für Spiele in Toronto. Lebenslang wurde bislang aber erst ein Spieler in Nordamerika gesperrt: Billy Coutu schlug Schiedsrichter Jerry LaFlamme. Er musste seine Karriere daraufhin in einer anderen Liga fortsetzen.
Apropos Verurteilungen vor Gericht: Todd Bertuzzi (li.) wurde 2004 zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt, nachdem er Steve Moore bewusstlos geschlagen und dieser sich beim Sturz aufs Eis drei Nackenwirbel gebrochen hatte. Moore musste anschließend seine Karriere beenden.
Bertuzzi, hier bei der Gerichtsverhandlung, musste überdies 250.000 Dollar Strafe zahlen, 20 Spiele zuschauen und verlor in dieser Zeit rund 700.000 Dollar Gehalt, das während der Sperre eingefroren wurde.
Trotz jahrelangen Negativ-Beispielen wird in den internationalen Liegen weiter geprügelt. Denn trotz der Negativ-Schlagzeilen kommen viele Fans gerade auch wegen diesen Aktionen in die Arenen.