Benzing-Verletzung vermiest EM-Auftakt Nowitzki geschockt: "Das ist sehr, sehr bitter"
Aus Berlin berichtet Björn Wannhoff
Dirk Nowitzki wirkte geschockt, als er nach dem Auftaktsieg gegen Island (71:65) bei der Basketball-EM im Spielertunnel auf die Verletzung seines Teamkameraden Robin Benzing angesprochen wurde. "Das ist sehr, sehr bitter. Gerade auf den großen Positionen sind wir so dünn besetzt", resümierte der Riese die prekäre Situation.
Der NBA-Star befürchtet, wohl nicht zu Unrecht, dass ein Ausfall Benzings die Erfolgsaussichten der deutschen Basketball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft erheblich trübt. "Ich schätze mal, dass das für morgen nichts wird", sagte er mit Blick auf das Spiel gegen Serbien. Eine Nachnominierung ist laut Reglement ausgeschlossen, auch wenn Benzing länger ausfällt.
Schaffartzik: "Ich habe nur gedacht: 'Scheiße'"
Passiert war das Unglück Mitte des Schlussviertels. Als es ohnehin nicht lief für das DBB-Team und Island der deutschen Mannschaft gefährlich nahe kam, übernahm Benzing Verantwortung und zog zum Sprungwurf hoch. Der 26-Jährige landete mit dem Fuß auf dem seines Gegenspielers und knickte um. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wurde der 2,08-Meter-große Ex-Bayern-Profi zur Bank geführt.
"Was er unter Schmerzen und mit dem Frust gesagt hat, möchte ich lieber nicht wiederholen", sagte Spielmacher Heiko Schaffartzik: "Ich habe nur gedacht: 'Scheiße'". An eine Rückkehr ins Spiel war nicht zu denken. Dass Benzing gegen Serbien auflaufen kann, scheint nahezu ausgeschlossen. Eine genaue Diagnose steht indes noch aus. "Er ist ein harter Hund", versuchte Bundestrainer Chris Fleming ein wenig Hoffnung zu machen.
Wer verschafft Nowitzki Pausen?
Dabei weiß der Amerikaner nur zu gut, wie schwer ein Ausfall Benzings das deutsche Team treffen würde. Benzing ist der einzige Ersatzmann für Nowitzki, und der 37-Jährige benötigt dringend Pausen während des Spiels, um seine Effektivität beibehalten zu können. Nun wird wohl der deutlich kleinere Alex King auf der großen Position neben dem Center aushelfen müssen. "Ich glaube ein bisschen Optimismus gibt uns, dass er uns heute ein paar super Minuten gegeben hat", lobte Nowitzki den Berliner King.
"Wer auf dieser Position für Deutschland spielt, scheint gefährlich zu leben", sagte der Bundestrainer mit Galgenhumor und Blick auf die lange Verletztenliste des DBB-Teams. Daniel Theis, Elias Harris und Maxi Kleber mussten ihre Teilnahme absagen. Nun hat es auch noch Benzing erwischt, der sich mit seiner Vielseitigkeit unverzichtbar gemacht hat.
Bruch im deutschen Spiel
Unübersehbar war, dass es im letzten Viertel einen Bruch im deutschen Spiel gab. "Robins Verletzung hat uns schon geschockt", gab NBA-Star Dennis Schröder zu. Ein 16-Punkte-Vorsprung schrumpfte binnen weniger Minuten durch Unachtsamkeiten auf sechs Zähler zusammen. Am Schluss mussten die Fans in der Berliner Mercedes-Benz-Arena gegen das zweitklassige Island um den Sieg zittern.
Dabei war Deutschland durchaus verheißungsvoll ins Turnier gestartet. Nach Anlaufschwierigkeiten im ersten Viertel zog die Mannschaft, angeführt von Nowitzki und Schröder (jeweils 15 Punkte), den tapfer kämpfenden Isländern davon. Mit 15 Punkten führte man zur Halbzeit und ließ den Gegner auch im dritten Viertel nicht näherkommen.
Schwarzer Tag für Pleiß
Dann war es trotz hoher Führung vorbei mit der Souveränität. Schröder unterliefen einige Ballverluste und auch Nowitzki konnte das Spiel nicht mehr wie gewohnt prägen. Neu-NBA-Profi Tibor Pleiß erlebte ohnehin einen schwarzen Tag. Der 2,16-Meter-Riese vermochte es viel zu selten, seinen 15 Zentimeter kleineren Gegenspieler zu dominieren. Man konnte vom Glück sagen, dass Island es nicht vermochte, die deutschen Schwächen in den Schlussminuten noch klarer auszunutzen und das DBB-Team so den Vorsprung über die Zeit retten konnte.
Nun trifft Deutschland im zweiten Gruppenspiel auf Serbien. Der Vizeweltmeister ist ein ganz anderes Kaliber und wird dem Fleming-Team alles abverlangen. Klar ist, dass sich alle steigern müssen, wenn man eine Chance haben will.