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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Und umgekehrt auch Wincent Weiss verdreht dem Nürnberger Publikum den Kopf
Der Tag des Popsängers Wincent Weiss hat "bescheiden" angefangen. Doch das Nürnberger Publikum zaubert ihm ein Lächeln ins Gesicht.
Am Sonntag hat er noch in der Schweiz gespielt, am Montagabend hat er Stimmung im Stadionpark in Nürnberg gemacht: Wincent Weiss. Um 20.04 Uhr hat der 31-Jährige die Bühne betreten – für 5.000 laut kreischende Fans ein Gänsehautmoment und offenbar auch für Weiss selbst ein Stimmungsaufheller.
Sein Tag habe nämlich gelinde gesagt "bescheiden" angefangen, ließ er das Nürnberger Publikum wissen. Auf der Bühne wolle er das Ganze nun vergessen. Den Anfang machte Weiss mit seinem Song "Wer wenn nicht wir". Die überwiegend weiblichen Fans sangen gleich textsicher mit.
Kein Wunder, Weiss trat nämlich am Montagabend schon zum siebten Mal rund um Nürnberg auf. Nach einer guten Stunde – und teils fast rockigen Klängen – wandte sich der Sänger erneut wegen seiner Laune ans Publikum – auf Fränkisch. "Mir geht's viel besser – Wahnsinn, was Musik kann." Jetzt sei sein Tag schon "ned mehr scheiße". Und "ned scheiße", sei ja in Franken ohnehin das größte Kompliment, das man bekommen könne.
Stadionpark Open Air
Die Open-Air-Konzerte im Stadionpark feiern in diesem Jahr ihre erste Auflage. Dem regionalen Veranstalter Concertbüro Franken gelang es, neben Wincent Weiss Stars wie Alice Cooper, Status Quo und Peter Fox auf die Bühne hinter dem Max-Morlock-Stadion zu locken. Im nächsten Jahr soll es eine zweite Auflage der Open-Air-Reihe geben.
Und plötzlich drehen sich alle um
Doch Weiss ist nicht der Einzige, für den der Abend "ned scheiße" verlief: Wenig später sprang der Sänger nämlich von der Bühne und bahnte sich seinen Weg quer durchs Publikum in den hinteren Teil des Open-Air-Bereichs. "Ihr sitzt immer viel zu weit hinten", sagte Weiss zu den Rollstuhlfahrern, für die die Veranstalter ganz hinten auf dem Konzertgelände eine kleine Bühne aufgebaut hatten. "Mal gucken, ob die Funkverbindung hier hinten noch geht", scherzte der Popsänger und stimmt sein nächstes Lied direkt vor den Rollstuhlfahrern an. "Bilder, Fotos, Videos: Macht alles, was ihr wollt. Haltet drauf!"
Auf dem Rückweg zur Bühne machte Weiss dann noch einen Zwischenstopp bei der kleinen Amelie. Sie feierte am Montag ihren 13. Geburtstag und bekam zusätzlich zur Umarmung des Sängers auch noch ein Happy-Birthday-Ständchen vom Publikum gesungen. Zuvor hatte ihre Mutter Wincent Weiss wohl per E-Mail um die persönlichen Glückwünsche gebeten.
Volle zwei Stunden trällerte Weiss am Montagabend in Nürnberg seine bekannten und weniger bekannten Lieder. Dazwischen ergriff er immer wieder mal das Wort. Bevor er seinen Song "Was die Menschen nicht wissen" sang, appellierte der Sänger etwa an die Eltern und Kinder im Publikum: "Wir leben heute in einer Welt, die von Social Media dominiert wird. Das kann schön sein, aber es ist auch eine gefährliche Plattform für Jugendliche."
"Was die Menschen nicht wissen, das können sie nicht ruinieren"
Gerade auf Jüngere würde im Netz viel Druck ausgeübt werden. Dabei seien im Leben ganz andere Dinge wichtig: "Echte Freunde, die man anfassen kann, sind das, was zählt, genauso wie das, was wir heute Abend haben." Er halte Dinge über seine Familie etwa privat und das rate er auch seinem Publikum. "Was die Menschen nicht wissen, das können sie nicht ruinieren."
Wincent Weiss teilte im Laufe des Abends dann doch noch etwas sehr Privates mit dem Nürnberger Publikum. Der Sänger erinnerte sich an eine Zeit zurück, in der er ein Konzert nach dem anderen gab. "Die Zeit rauschte an mir vorbei und ich hab’ meine Probleme vor mir hergeschoben." Irgendwann habe er dann gemerkt, dass es so nicht weitergehe. "Wir haben nur ein einziges Leben und das sollten wir genießen." Also entschied sich der Sänger, eine Therapie zu beginnen. "Dafür wurde ich fertiggemacht. Dabei ist es überhaupt nicht schlimm, sich Hilfe zu holen." Auf seinen Satz "man muss nicht im Winter leben, sondern kann den Sommer an Tagen wie diesen genießen" folgte dann das gleichnamige Lied "Winter".
So schlecht der Abend für den Popsänger auch begonnen haben mag, die Bühne verließ er mit einem strahlenden Lächeln. "Es ist Montagabend und eigentlich eine blöde Zeit für Konzerte", sagte er und bedankte sich beim Publikum für seine Zeit. "Das ist das größte Geschenk, das man einem Künstler machen kann." Der Popsänger beendete sein Konzert nach rund zwei Stunden gegen 22 Uhr nicht nur mit seinem Song "Feuerwerk" – sondern auch mit einem funkensprühenden Feuerwerk am Nürnberger Nachthimmel.
- Reporter vor Ort