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Klimawandel in Nürnberg: Im Jahr 2100 wird Schnee exotisch


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Blick ins Jahr 2100
So exotisch wird Schnee in Nürnberg


Aktualisiert am 30.04.2024Lesedauer: 4 Min.
Opernhaus Nürnberg an einem Wintertag mit Neuschnee auf den Dächern (Archivbild): Solche Bilder werden selten.Vergrößern des Bildes
Opernhaus Nürnberg an einem Wintertag mit Neuschnee auf den Dächern (Archivbild): Solche Bilder werden selten. (Quelle: Fuessmann/imago-images-bilder)
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Werden Kinder in Nürnberg noch Schneemänner bauen können? Wie lang werden Hitzewellen? Forscher geben einen Ausblick auf das Jahr 2100.

Der Klimawandel zeigt in Bayern bereits heute deutliche Spuren: Im Berchtesgadener Land hat Ende Januar 2024 ein seit Jahrzehnten beliebtes Skigebiet angekündigt, den Betrieb für immer einzustellen. Am Jenner lohnt sich der Betrieb nicht mehr, es muss zu viel Geld in die Beschneiung gesteckt werden. Die Verantwortlichen wollten das noch vor kurzem nicht wahrhaben: Gerade erst waren Millionen Euro an Steuergeld in eine neue Seilbahn, zwei neue Sessellifte und den Ausbau der Pisten geflossen.

Wie das Geld schmelzen auch die bayerischen Gletscher dahin. Allein der nördliche Schneeferner auf der Zugspitze taue alle 30 Sekunden um fast 250 Liter Wasser ab, teilt das Umweltbundesamt mit: "Die aktuellen Erkenntnisse gehen dahin, dass der letzte bayerische Gletscher bereits Anfang der 2030er verschwunden sein könnte."

"Relativ hohe Kontinentalität" in Nürnberg

In Nürnberg wird der Klimawandel im Lauf der kommenden Jahre ebenfalls immer eindeutigere Folgen hinterlassen. Die Forscher der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 sehen die Stadt an der Grenze zwischen einer der trockensten Regionen Deutschlands zu einer Region mit "relativ hoher Kontinentalität".

Das heißt, die Spannweite zwischen Sommer- und Wintertemperatur ist in diesem Teil Deutschlands besonders groß. In den trockensten Gebieten steigt die Anzahl der Hitzetage und der tropischen Nächte überdurchschnittlich.

Klimaprojektion auf Landkreisebene: Das erwartet Nürnberg

Einen detaillierten Blick in die Zukunft Nürnbergs erlauben die Daten der Helmholtz-Experten des Climate Service Center Germany (GERICS). Die Forscher haben für alle deutschen Landkreise Zukunftsszenarien mit 85 verschiedenen regionalen Klimamodellsimulationen berechnet. Dadurch lässt sich für Nürnberg und Umgebung abschätzen, was wohl auf die Einwohner zukommt: In welchem Korridor wird künftig die Durchschnittstemperatur liegen, wie lang werden die Hitzeperioden sein, wie viele tropische Nächte sind zu erwarten, an wie vielen Wintertagen fällt die Temperatur überhaupt noch unter 0 Grad, wie viele Starkregentage sind zu erwarten und wie wird die Dürresituation?

Abhängig davon, wie sich der CO2-Ausstoß in der Zukunft entwickelt, ergeben sich für jede Simulation andere Werte. Unterschieden werden Szenarien für hohe Emissionen (RCP8.5), mittlere Emissionen (RCP4.5) und niedrige Emissionen (RCP2.6).

Nürnberg schwitzt

Für Nürnberg heißt das konkret: Sollte der CO2-Ausstoß in Zukunft nicht sinken, erwarten die mittleren Klimamodellsimulationen einen Temperaturanstieg bis Mitte des Jahrhunderts um 1,9 Grad und bis Ende des Jahrhunderts sogar um 3,6 Grad. Statt wie im Durchschnitt der Jahre 1971 bis 2000 gäbe es im Worst-Case-Szenario Ende des Jahrhunderts nicht mehr sechs Hitzetage mit mehr als 30 Grad im Jahr, sondern 20,1. Hitzewellen mit knapp sieben solcher Tage in Folge wären normal.

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Tropennächte, in denen die Menschen nur schlecht Erholung finden, weil die Temperatur nie unter 20 Grad fällt, gab es im vergangenen Jahrhundert in der gesamten Bundesrepublik noch kaum. Ende des 21. Jahrhunderts müsste man in Nürnberg mit 7,2 solcher Nächte jedes Jahr rechnen. Immerhin: Das wäre zwar mehr, als Hannoveraner (4,7) und Münchner (6,0) erleiden müssten, aber deutlich weniger als in Berlin (8,7), Frankfurt (9,2) oder Köln (10,7).

Auch bei den schwülen Tagen gäbe es einen steilen Anstieg. Normal waren Ende des vergangenen Jahrhunderts zwei solcher warmen Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit. 100 Jahre später werden Nürnberger der Worst-Case-Projektion zufolge jedes Jahr 29,6 schwüle Tage erleben. Das ist eine enorme Belastung für den Körper. Denn bei hoher Luftfeuchtigkeit ist die natürliche Temperaturregulation gestört: Der Schweiß kann nicht verdunsten, es entsteht keine Verdunstungskühle auf der Haut. Ein Hitzschlag droht.

Dürre im Sommer, kaum mehr Schnee im Winter

Die Zahl der Trockentage pro Jahr ändert sich im RCP8.5-Szenario zwar kaum, und die Summe des jährlichen Niederschlags stiege in Nürnberg sogar an. Aber während im Winter ein deutliches Niederschlagsplus steht (17,6 Prozent mehr im Vergleich zum Ende des 20. Jahrhunderts), geht der Sommerniederschlag um zwei Prozent zurück.

Diana Rechid, die beim Climate Service Center Germany die Abteilung für regionalen und lokalen Klimawandel leitet, gibt zudem zu bedenken, dass die Bodentrockenheit nicht nur durch Niederschlag, sondern auch durch Verdunstung bedingt ist. Dürre wird in Nürnberg also vor allem ein Problem des Sommers sein, wenn die Hitze die Verdunstung antreibt.

Und im Winter wird der Niederschlag häufig in anderer Form fallen als heute. Aus Schnee wird zunehmend Regen. Von 1971 bis ins Jahr 2000 waren noch mehr als 100 jährliche Frosttage in München normal. Nicht einmal die Hälfte davon wird übrig bleiben. Die Zahl der sogenannten Eistage, an denen die Temperatur dauerhaft unter dem Gefrierpunkt bleibt, sinkt im Worst-Case-Szenario sogar um mehr als 90 Prozent.

Allerdings muss es ja nicht so enden: Für den Fall, dass der Klimaschutz ab jetzt ernst genommen würde und dem auch Taten und umfangreiche Maßnahmen zur CO2-Vermeidung folgten, stiege die Temperatur in Nürnberg bis Ende des Jahrhunderts nur um 1,2 Grad an und es gäbe nur 2,4 Hitzetage pro Jahr mehr. Die Zahl der Frosttage nähme im optimistischen RCP2.6-Szenario aber immer noch in erheblicher Größenordnung ab – nämlich um 21,9 Tage pro Jahr.

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