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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Profiteure des Streiks Bei diesem Unternehmen verdoppelt sich die Nachfrage
Der Bahnstreik legt auch Bayern für Tage lahm. Noch gibt es für Reisende Alternativen zur Bahn – die Unternehmen sind gleichzeitig die Gewinner des Streiks.
Am frühen Mittwochmorgen hat der Bahnstreik begonnen. Sechs Tage lang wollen die Lokführer ihre Arbeit niederlegen, auch die S-Bahnen in München und Nürnberg stehen still oder fahren nur nach Notfahrplan. Es gibt allerdings andere Unternehmen, die Pendler dennoch ans Ziel bringen – sie sind die Gewinner des Streiks. Teilweise verdoppelt sich bei ihnen die Nachfrage.
Grundsätzlich kommen alle mit einem blauen Auge davon, die nur innerhalb Nürnbergs oder Münchens pendeln müssen. Die U-Bahnen, Trams und Busse sind nämlich in beiden Städten nicht vom Streik betroffen, sie fahren also nach Plan. Es profitieren somit vor allem jene Firmen, die Menschen – wie normalerweise auch die Bahn – über die Stadtgrenzen hinaus befördern.
Fernbusse – Nachfrage steigt rasant, Preise gehen nach oben
Ein Beispiel sind etwa Fernbusse. Sie konkurrieren schon ohne Streik mit der Bahn um Fahrgäste. Da sie nicht selbst bestreikt werden, profitieren sie vom Arbeitskampf bei ihrem Konkurrenten. Eine Sprecherin des Marktführers Flixbus teilte t-online dazu mit: "Wir sehen wie meistens, wenn Wettbewerber bestreikt werden, eine deutlich gestiegene Nachfrage." So habe sich diese während des letzten Bahnstreiks verdoppelt.
Gleichzeitig kündigte Flixbus an, nach Möglichkeit und Bedarf in den kommenden Tagen zusätzliche Busse einzuplanen. Die Plätze seien dennoch begrenzt. Wer auf einen Fernbus ausweichen will, sollte also schnell buchen.
Wer das tut, muss tiefer in die Tasche greifen als sonst. Für Mittwoch (24. Januar) sind beispielsweise noch Resttickets zwischen Nürnberg und München bei Flixbus buchbar (Stand Mittwochmorgen). Die Preise liegen je nach Verbindung zwischen 16,99 Euro und 30,99. Normalerweise gibt es Tickets ab 8,99 Euro.
Flixbus profitiert folglich durch den Streik nicht nur von einer höheren Nachfrage, sondern auch von höheren Preisen. Die Flixbus-Sprecherin begründet den Preisanstieg damit, dass das Unternehmen, wie viele Fluggesellschaften, mit einem dynamischen Preissystem arbeite. Das heißt: Je voller der Bus schon ist und je höher die Nachfrage ist, desto teurer wird es.
Taxis und Uber – Die einen schrauben die Preise nach oben
Für alle, die während des Bahnstreiks nicht ganz so weit reisen müssen, könnten Taxis oder Fahrten über den Dienstleister Uber eine Alternative sein. Wer etwa von der Münchner Innenstadt zum Flughafen muss oder von Nürnberg nach Erlangen, könnte darauf zurückgreifen.
Schon bei vergangenen Streiks stieg die Auslastung bei beiden Möglichkeiten. Zwischen Taxis und Uber-Fahrten gibt es allerdings einen Unterschied, der vor allem während des Streiks relevant werden dürfte.
Uber setzt nämlich seine Preise ebenfalls dynamisch. Hier gilt also wie bei Flixbus: Je höher die Nachfrage, desto höher der Preis. Somit ist während des Streiks ein Preisanstieg zu befürchten. Uber-Pressesprecher Friedrich Kabler zu t-online: "Die Fahrgäste haben dabei immer die volle Transparenz: Die Uber-App zeigt den Fahrpreis bereits vor der Bestellung an. Dieser ändert sich auch während der Fahrt nicht mehr."
Während des Winterchaos im Dezember 2023 führte dieser Mechanismus dazu, dass für eine Uber-Fahrt vom Ostbahnhof zum Flughafen zeitweise 250 Euro fällig wurden. Damals standen die Bahnen ebenfalls still.
Im Gegensatz dazu sind Taxis an den örtlichen Taxitarif (in München und Nürnberg unterschiedlich) gebunden, sie können ihre Preise also während des Streiks nicht erhöhen. Durch die steigende Auslastung dürften sie aber dennoch vom Streik profitieren. Für Fahrgäste lohnt sich hingegen ein Preisvergleich zwischen Uber und Taxi vor Fahrtantritt. In Nürnberg ist Uber bislang allerdings noch nicht aktiv.
Mietwagen – fast vergriffen
Eine Alternative zur Bahn sind auch Mietwagen. Wie stark die Anbieter vom Streik profitieren, zeigt eine stichprobenartige t-online-Suchanfrage bei einem namhaften Anbieter sowie bei einem Vergleichsportal: Am Mittwoch sind in Nürnberg und München fast alle Mietwagen ausgebucht. Das dürfte an normalen Werktagen anders sein.
Während am Mittwoch so gut wie gar nichts mehr geht, sind gegen Ende der Woche immerhin noch Restbestände zu finden. Je nach Ausstattung des Wagens und Versicherungsschutz gibt es Angebote für weniger als 100 Euro pro Miettag. Das Vergleichsportal Check24 warnt aber bereits, dass die Nachfrage hoch sei und die Preise in den kommenden Tagen weiter steigen könnten.
Carsharing – Registrierung vorab notwendig
Wer einen Führerschein besitzt, könnte zudem ein Auto eines Carsharing-Anbieters nutzen. Auch diese sind während des Streiks besonders gefragt.
Einer der Anbieter in München ist Miles. Dessen Pressesprecherin teilte t-online mit, dass sie mit einer erhöhten Auslastung wegen des Streiks rechne. Das gilt auch für Scouter – in Nürnberg und München vertreten. Allerdings stehen laut beiden Unternehmen genügend Fahrzeuge bereit.
Die Nutzungsbedingungen und Preise variieren je nach Anbieter. In München gibt es gleich mehrere, in Nürnberg ist nur Scouter aktiv. Neukunden müssen sich jeweils vor der ersten Fahrt mit Ausweis und Führerschein registrieren. Wer also während des Streiks eines der Fahrzeuge nutzen will, sollte sich vorab mit den verschiedenen Konditionen vertraut machen.
- Anfrage per Mail bei Flixbus
- Anfrage per Mail bei Scouter
- Anfrage per Mail bei Miles
- shop.flixbus.de: Verbindungssuche (zuletzt aufgerufen am 23. Januar 2024 um 10 Uhr)
- check24.de: Preisvergleich Mietwagen in München und Nürnberg (zuletzt aufgerufen am 23. Januar 2024 um 10.46 Uhr)
- sixt.de: Preisvergleich Mietwagen in München und Nürnberg (zuletzt aufgerufen am 23. Januar 2024 um 11.35 Uhr)