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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Närrische Tage in Franken So feiert Nürnberg den Fasching 2024
Franken gelten als Faschingsmuffel. Doch weit gefehlt: Die Metropole ist eine echte Faschingshochburg – mit einer europaweiten Besonderheit.
Selbst wenn die Luft kalt sein sollte, die Stimmung wird sicher heiß werden: Am Faschingssonntag werden in Nürnberg wieder Tausende von Menschen die Straßen säumen, um den bunten Faschingsumzug zu sehen, der sich als "Gaudiwurm" durch die Innenstadt schlängelt. Auf den Wagen werfen die Narren dann traditionell Kamelle, Konfetti und Luftschlangen in die Menge. Eines ist sicher: Auch Nürnberg kann Fasching!
Zwar gelten die Franken als Faschingsmuffel. Doch das ist wohl eher ein Vorurteil. Denn: Der Fasching, auch Karneval oder Fastnacht genannt, hat in Nürnberg eine sehr lange Tradition, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Der erste offiziell organisierte Faschingsumzug fand im Jahr 1397 in Nürnberg statt. Damals war der Fasching eine Möglichkeit für die Bürger, sich über die Obrigkeit lustig zu machen und sich vor der Fastenzeit noch einmal auszutoben.
Nürnberg: Wann ist der Faschingszug in Nürnberg?
Der Förderverein Nürnberger Fastnachtszug (FNF) organisiert und führt alljährlich den großen Nürnberger Faschingszug am Faschingssonntag durch. Teilnehmer sind die Nürnberger Karnevalsgesellschaften und circa weitere 50 Gruppen. Jedes Jahr kommen rund 100.000 Zuschauer und sehen sich an, wie sich der "Gaudiwurm" von der Bayreuther Straße (Stadtpark) durch die Nürnberger Innenstadt bis zum Weißen Turm bewegt. Im Jahr 2024 findet der Umzug am 11. Februar ab 13 Uhr statt.
Aufstellung und Zugbeginn ist in der Bayreuther Straße, danach geht es über den Rathenauplatz durch das Laufer Tor am Laufer Schlagturm vorbei durch die Innere Laufer Gasse, weiter über Theresienplatz und Theresienstraße. Über Fünferplatz, Obstmarkt und Spitalgasse geht es weiter über die Museumsbrücke durch die Königstraße und Kaiserstraße. Am Ende verläuft der Umzug über den Josephsplatz und durch die Vordere Ledergasse, bis sich er sich schließlich beim Elektronikfachmarkt Saturn auflöst.
So viele Faschingsvereine gibt es in Nürnberg
Auch wenn der Fasching in Nürnberg nicht mit der Karnevalshochburg Köln mithalten kann, so wird die fünfte Jahreszeit auch in Bayerns zweitgrößter Stadt als ein fröhliches Volksfest gefeiert. Immerhin 16 Karnevalsgesellschaften, die im "Festausschuss Nürnberger Fastnacht" (FAN) zusammengeschlossen sind, sind dafür verantwortlich. Zählt man die Faschingsgesellschaften im Umland noch dazu, kommt man auf über 50 Faschingsvereine, die allein in Mittel- und Oberfranken für närrische Tage sorgen. Die beiden ältesten Vereine sind über 100 Jahre alt.
Der FAN ernennt und inthronisiert zudem das "Prinzenpaar zu Narrenberg" – parallel dazu gibt es für die Jugend das "Kinderprinzenpaar". Das "Prinzenpaar zu Narrenberg" der Session 2023/2024 heißt Benjamin I. und Tanja I.
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Fasching in Nürnberg – Prunksitzungen und Umzüge
- Samstag, 20.01.: Narren-Club Nürnberg 1957 e.V. "Prunksitzung"
- Sonntag, 21.01., Nürnberger Luftflotte des Prinzen Karneval – Flughafen "Prinzenflug"
- Sonntag, 21.01.: Narren-Club Nürnberg 1957 e.V./KG Muggenesia Nürnberg e.V. "Doppelprunksitzung"
- Samstag, 27.01.: KG Dresdensia Nürnberg e.V. "Seniorenfasching"
- Samstag, 27.01.: KG Muggenesia Nürnberg e.V. "Fastnachtsgala"
- Samstag, 27.01.: FG "Die Schwanenritter" Nürnberg e.V. "Burgfest"
- Samstag, 27.01.: KG Noris Banatoris "Prunksitzung"
- Samstag, 27.01.: KK Buchnesia "Große Prunksitzung"
- Freitag, 2.02.: Verein Fridolin "Faschingsball"
- Sonntag, 11.2.: Großer Faschingsumzug durch Nürnberg, ab 13 Uhr
- Montag, 12.2.: Nürnberger Kinderfaschingszug am Rosenmontag, ab 13 Uhr
Wann findet der Kinderumzug in Nürnberg statt?
Am Rosenmontag (12.2.) gibt es einen weiteren Umzug in Nürnberg, der speziell für Kinder gedacht ist. Wegen der Corona-Pandemie gab es allerdings selbst 2023 noch ein Alternativprogramm. In diesem Jahr ist aber wieder alles wie gehabt: Der Kinderfaschingszug startet um 13 Uhr an der Lorenzkirche und führt durch die Stadt.
Mit dabei sind fantasievoll verkleidete Kinder- und Musikgruppen, die für gute Laune sorgen. An dem Umzug nehmen Nürnberger Krippen, Kindergärten, Horte, Freizeiteinrichtungen, Faschings- und Sportvereine, Schulklassen und Musikschulen teil. Dazu ist eine Anmeldung bei der Stadt Nürnberg notwendig.
Kurios: Fasching über den Wolken - europaweit einzigartig
Eine besondere Veranstaltung ist der Prinzenflug. Dabei hebt das Nürnberger Prinzenpaar mit einem Flugzeug vom Albrecht-Dürer-Airport ab und landet nach nur einer Runde über der Stadt wieder. Dies soll Glück für die Fastnacht bringen.
Die Nürnberger Luftflotte des Prinzen Karneval ist die einzige fliegende Karnevalsgesellschaft in Europa. Der mittlerweile 66. Prinzenflug findet am Sonntag, 21. Januar 2024, statt. Während einige ausgewählte Prinzenpaare aus der Region gegen 12.30 mit einem Kleinflugzeug in die Luft gehen (zu sehen von der Zuschauerterrasse des Flughafens), startet ab 14 Uhr das öffentliche Unterhaltungsprogramm in der Abflughalle 2 mit der Vorstellung der Prinzenpaare, Musik, sieben Garden und jeder Menge Faschingslaune. Die Anreise zum Flughafen ist mit der U2 sowie den Buslinien 30 und 33 möglich. Autofahrern stehen die Parkhäuser P2 und P3 zur Verfügung.
Clubs und Bars laden zum Fasching ein
In Nürnberger Bars und Clubs wird ebenfalls der Fasching gebührend gefeiert:
- 27. Januar: "Jambo Jambo Fasching" im Parks – Kultfaschingsball auf drei Areas
- 10. Februar: Faschingsparty auf der Big Horn Ranch. Jeder mit Verkleidung bekommt einen Shot kostenlos. Alles außer Western- und Cowboy-Verkleidungen ist erlaubt.
- 12. Februar: "Seemanns-Fasching" auf dem Mississippi-Dampfer im Main-Donau-Kanal
- 13. Februar: "N1 Ramba Zaamba Hüttenfasching" in den Nürnberger Winterhütten
Nürnberg: Diese Faschingstradition wurde verboten
Kaum zu glauben: Sogar im Spätmittelalter war Nürnberg bereits eine Fastnachtshochburg. Zu den Besonderheiten gehörte der Schembartlauf (Bartmaskenlauf), dessen Ablauf in zahlreichen "Schembartbüchern" in Text und Bild festgehalten wurde.
Die Ursprünge des seit 1449 nachweisbaren Schembartlaufs sind dunkel, wie aus Unterlagen der Stadtarchive der Metropolregion Nürnberg hervorgeht. "Der Sage nach soll das Metzgerhandwerk als Lohn für seine im Handwerkeraufstand 1348 bewiesene Treue zum Rat das Privileg erhalten haben, zu Fastnacht einen Tanz aufzuführen", heißt es in einem Artikel. Auf wechselnden Routen zogen die Schembartläufer demnach in jeweils einheitlichen, fantasievollen Kostümen die "Hölle“ hinter sich her – ein Gefährt auf Schlittenkufen.
Mit diesem Motivwagen sollten die gesellschaftlichen Zustände und das strenge protestantische Regiment verspottet werden. Damit liefen die Menschen von der Sebalder zur Lorenzer Stadt und zurück zum Hauptmarkt, wo sie die "Hölle" schließlich stürmten und verbrannten. Auch das war ein Zeichen gegen die protestantischen Regeln.
Die Reformation machte 1525 dem Fastnachtsbrauch ein Ende. Erst 1539 genehmigte der Rat, gegen den heftigen Widerstand eines Predigers, noch einmal einen Schembartlauf. Es wurde mit 150 Teilnehmern der größte Schembartlauf aller Zeiten, und mit der mitgeführten "Hölle" wurde der Prediger, der den Lauf verhindern wollte, durch entsprechende Motive mit Hohn und Spott überschüttet. Ein Sturm auf sein vorsorglich verbarrikadiertes Haus misslang.
Selbst Martin Luther im fernen Wittenberg protestierte danach. Der Rat reagierte sofort und verbot den Nürnberger Schembartlauf für immer. Es gibt aber noch die Schembart Gesellschaft Nürnberg: Musiker, Sackpfeifer und Tänzer des Vereins erinnern jedes Jahr an den Schembartlauf und pflegen Musik, Brauchtum und Tänze aus der Renaissance-Zeit.
- fan-nbg.de: Fasching in Nürnberg
- fnf-nbg.de: Faschingsumzug 2024
- stadtarchive-metropolregion-nuernberg.de