Erstes Juli-Wochenende Norisring bringt Motorsport nach Nürnberg – und entsetzt Klimaaktivisten
Wenn die Reifen quietschen und es brummt in der Stadt, dann findet das Norisring-Rennen statt. Am ersten Juli-Wochenende wird das Gelände um die historische Steintribüne zur Rennstrecke. Klimaaktivisten sind entsetzt.
Formel-1-Feeling vor historischer Kulisse in Nürnberg. Vom Freitag, 1. Juli, bis zum Sonntag, 3. Juli, laufen die Motoren beim Norisring-Rennen in Nürnberg wieder auf Hochtouren.
Näher dran an den Rennstars und der Geschwindigkeit könnten die Zuschauer kaum sein: Sie trennen teils nur eine Leitplanke und eine Mauer vom Geschehen. Neben der Steintribüne sind noch fünf weitere Tribünen aufgebaut. Der Motorsport Club Nürnberg erwartet bis zu 130.000 Motorsportfans, die teilweise von weit her anreisen. Das Rennen findet international Beachtung. Heuer wird das Rennen zum 79. Mal abgehalten. 2021 fand es wegen der Pandemie ausnahmsweise im Oktober statt, 2020 fiel es aus.
Norisring-Rennen in Nürnberg zählt als "fränkisches Monaco"
Das "fränkische Monaco" hat eine lange Tradition. Seit 1972 wird die 2,3 Kilometer kurze Strecke rund um die Zeppelintribüne am ehemaligen Reichsparteitagsgelände gefahren. So wirbt der Veranstalter auf seiner Homepage. Die Strecke verlangt in verschiedenen Kategorien den "weltbesten Tourenwagen-Piloten" einiges ab.
Auch Maximilian Götz, der aktuelle Meister der DTM, wie auch der Rennchampion Marco Wittmann aus Fürth haben sich angekündigt. Tickets kosten zwischen 80 und 170 Euro. Sogar eine Möglichkeit zum Campen gibt es. Im August geht die DTM dann auf dem Nürburgring weiter (26. bis 28. August).
Norisring in Nürnberg: Kritik an Motorsport wird lauter
Doch ist all das noch zeitgemäß? Die Antwort von Klimaaktivisten fällt eindeutig aus. Extinction Rebellion machen gegen das Rennen mobil und fordern in einem offenen Brief an das Rathaus die Absage. Sie fragen: "Wie lässt sich das Norisrennen rechtfertigen, während in Europa Krieg herrscht und alle Haushalte in Deutschland zum Energiesparen aufgerufen werden?" Die Aktivisten erklären, dass etwa 15 Hektar Wald neu gepflanzt werden müssten, um die Emissionen von dem einen Wochenende auszugleichen. Dies sei rückwärtsgewandt und ressourcenverschwendend, die "DTM ein Makel für Nürnberg". Das erklärt Achim Scheidl von der Ortsgruppe im Gespräch mit t-online.
Die Ortsgruppe von Extinction Rebellion bezeichnet sich selbst als "wildgemischte Gruppe aus Rebell:innen allen Alters". So steht es auf der Homepage. Deutschlandweit fallen ihre Anhänger durch drastische Klimaaktionen auf.
Am Sonntag, 3. Juli, wollen sie in Nürnberg nun ein Zeichen gegen den Motorsport setzen. "Stoppt die DTM" lautet das Motto des Protests, bei dem die Veranstalter 200 Teilnehmer erwarten. Ob sie womöglich eine Blockade planen? "Das ist durchaus möglich", antwortet Scheidl geheimnisvoll. Doch im nächsten Moment erinnert sich der Aktivist an eine Aktion im Februar, bei der Aktivisten eine Auffahrt des Frankenschnellwegs an der Jansenbrücke blockierten.
Stadt Nürnberg hält an Norisring-Rennen fest
Oberbürgermeister Marcus König hält derweil am Norisring fest: "Wir (…) glauben, dass Motorsport und Nachhaltigkeit gemeinsam in Zukunft funktionieren können." Eine Absage des Rennens Anfang Juli sei außerdem aus organisatorischen und rechtlichen Gründen gar nicht mehr möglich. Das erklärt er in einem Antwortschreiben bezüglich einer möglichen Absage.
Er verweist darauf, dass die DTM (Deutsche Tourenwagen-Masters) eine weitere Rennserie entwickle, die DTM Electric. Außerdem: Die Tickets für das Autorennen beinhalten für die Veranstaltungstage neuerdings auch Fahrkarten für Bus und Bahn, informiert er.