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Kölner Veedel-Serie: Zu Hause am Rhein, zu Hause in Zündorf


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Die große Veedel-Serie
Zu Hause am Rhein, zu Hause in Zündorf


Aktualisiert am 19.03.2022Lesedauer: 5 Min.
Am Zündorfer Yachthafen tummeln sich im Sommer die Wassersportler.Vergrößern des Bildes
Am Zündorfer Yachthafen tummeln sich im Sommer die Wassersportler. (Quelle: Thomas Banneyer/t-online)

Ob Ausflugsziel oder Heimat fürs Leben, linksrheinisch oder Schäl Sick: Kölns Veedel sind so verschieden wie seine Bewohner. In unserer Veedel-Serie begeben wir uns auf Erkundungstour durch die schönste Stadt am Rhein.

Zündorf, das ist ein Stück "heile Welt" am Rande von Köln. Es ist einfach schön hier am Rhein. Aufatmen, durchatmen ist angesagt. Hier ist alles ein wenig gelassener und ruhiger.

Gelegen im Süden Kölns, auf der Schäl Sick und weit weg vom Trubel der Großstadt, steht das Veedel Zündorf auch für das ländliche Leben in Köln. Hier gibt es noch aktive Landwirte. Spargel, Erdbeeren und mehr werden angebaut.

Kölner Groov: Zwischen Flair und Flanieren

Die meisten Kölner kennen den etwa acht Quadratkilometer großen Ort aber, weil sie das Erholungsgebiet Groov lieben. Fachwerkhäuser, historische und oft denkmalgeschützte Gemäuer sorgen für Flair. Hier kann man flanieren, Eis essen und im Sommer mit der Fähre auf die andere Rheinseite fahren.

Minigolf wird gespielt, manch einer beobachtet gerne die Schwäne mit ihrem Nachwuchs. Ganz in der Nähe befindet sich der Yachthafen, der gerade erst vor einem Jahr erneuert wurde. Insider wissen, dass der Hafen mehr als Atmosphäre bietet: Zuweilen steigen hier sogar Weihnachtsmänner in die Boote.

Museum Wehrturm öffnet im März seine Pforten

Nicht ganz so bekannt, aber erlebenswert ist die ganz in der Nähe gelegene neugotische Klosterkapelle in der Gütergasse 33 – seit mehr als 30 Jahren sorgt der dazugehörige Verein für ein umfangreiches Kulturprogramm.

Ein weiteres lohnendes Ziel ist das Museum Wehrturm, Hauptstraße 181. Der mehr als 800 Jahre alte Wehrturm wurde im Mittelalter zu Wohn- und Verteidigungszwecken genutzt. Ende der 70er-Jahre schuf die Architekturlegende Gottfried Böhm einen modernen Innenausbau in dem Turm.

Jetzt im März soll es nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause endlich wieder Ausstellungen im Turm geben. Den Auftakt macht Martin Meiswinkel mit "Einerseits", die Vernissage ist am 20. März um 15 Uhr.

Seit 1975 gehört Zündorf offiziell zu Köln

Knapp 12.000 Menschen leben hier, das Veedel bestand ursprünglich aus zwei Ortsteilen, Niederzündorf und Oberzündorf und wurde 1975 eingemeindet. Hans Baedorf (57), Vorsitzender des Bürgervereins, kennt sich sowohl mit der Geschichte des Orts als auch mit den aktuellen "Baustellen" aus.

"Wir haben insgesamt vier Kirchen, das ist historisch begründet, jeder Ortsteil hatte zunächst seine eigene Kirche", so der Ingenieur und Familienvater. Er ist hier geboren, schon sein Vater war gebürtiger Zündorfer, die Mutter kam aus Süddeutschland.

"Wir sind mehrsprachig aufgewachsen, kölsch und schwäbisch", schmunzelt er. Seine Oma kannte die Kapelle noch zu der Zeit, als man dorthin noch zum Gottesdienst ging.

Anwohner Hans Baedorf: "Es ist schön hier"

Baedorf kennt die Geschichte des Ortes und viele spannende Details "von früher". Sein Lieblingsort ist die Groov: "Es ist schön hier." Und er schwärmt: "Der Rhein, der hat was. Wenn abends die Sonne hinter dem gegenüberliegendem Weiß untergeht, das ist einfach eine ganz tolle Atmosphäre."

Kritisch sieht er den zunehmenden Verkehr und auch das Neubaugebiet Zündorf Süd. "Für einen solchen Zuwachs brauchen wir eine Infrastruktur, die wir nicht haben", betont er. Die Verwaltung blende das Thema Klimawandel aus.

"Ich würde es befürworten, wenn man die alten Industriebrachen stärker bebaut, die unberührten landwirtschaftlichen Flächen aber schont", so Baedorf. Eine Verlängerung der Linie 7 bis Langel, eine Umgehungsstraße für die Lkws, diese Themen beschäftigen ihn. Übrigens habe es in den 60er-Jahren schon einmal Bahnen gegeben, die in Richtung Langel gefahren seien, erzählt Baedorf.

Die Fähre ist eine "besondere Bereicherung"

Apropos Infrastruktur: "Wir haben keinen Geldautomaten mehr, der rund um die Uhr zugänglich ist", benennt Baedorf ein Manko. Beide Banken wurden geschlossen, der Automat in den Geschäftsträumen des Edeka ist nur zu den Öffnungszeiten des Marktes erreichbar.

"Im Großen und Ganzen ist Zündorf aber gut aufgestellt, wir haben ein Schwimmbad, eine Tankstelle, Bäcker, sogar einen eigenen Metzger vor Ort", führt er aus. Das sei mehr als an manch anderen Orten.

"Als besondere Bereicherung empfinde ich die Fähre. Hier kann man zum Beispiel mit dem Fahrrad auf die andere Rheinseite übersetzen, auch die Kölner, die auf anderen Seite sind, nutzen das gerne", weiß er.

"Groov-Paten" gärtnern, pflegen und putzen im Ort

Auch Andreas Bischoff (53) ist seit vielen Jahren ehrenamtlich in "seinem" Veedel aktiv. Der Unternehmer, Politiker, Familienvater und Vorsitzender der "Groov-Paten" hat schon einiges erreicht, um das Areal rund um die Freizeitinsel noch ein wenig schöner zu machen.

Regelmäßig veranstalten die Paten sogenannte Pflegetage. Da wird gegärtnert, gepflegt, geputzt und aufgeräumt. Abschließend genießen alle Helfer den Nachmittag zusammen, auch mal ein Stück Kuchen oder eine Grillwurst wird dann angeboten.

Die Vereinsmitglieder haben, unter anderem mit städtischer Unterstützung, den Kinderspielplatz auf Vordermann gebracht, bald soll ein Skaterparcours folgen. "Wir sind froh, dass unsere örtliche Gastronomie trotz der Pandemie recht stabil geblieben ist", betont Bischoff.

Anwohner wünschen sich Verlängerung der Linie 7

Sein ganz persönlicher Lieblingsplatz ist die Bank am historischen Teehaus. "Hier kann man so herrlich in Richtung Fontäne blicken", schwärmt er. Neben all diesen schönen Dingen gibt es vor Ort natürlich auch Dinge, die besser laufen könnten: "Verkehr ist ein großes Thema", weiß auch er.

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Die Zündorfer Vereine haben sich als "Ortsvereine Zündorf" zusammengeschlossen, man kennt sich und man kennt auch die Themen, die "das Dorf" bewegen. So gebe es zu oft Staus und Rückstaus, aktuell werde in der lokalen Politik über eine 30er-Zone debattiert.

"Es würde helfen, die Linie 7 zu verlängern, auch eine Parkpalette an der Endhaltestelle wäre begrüßenswert", sagt Bischoff.

Bischoff lernte Zündorf über einen Ausflug kennen

Trotz dieser Sorgen, die die Anlieger beschäftigen, wissen beide: Das Leben in Zündorf ist attraktiv. Wer jetzt Lust hat, direkt in die Idylle zu ziehen, hat es allerdings schwer: "Eine Wohnung findet man nur ganz schwer und nur über Beziehungen", so Bischoff.

Er selber ist ein Zugezogener, gebürtig aus Renchen in Baden-Württemberg. In Köln lernte er seine Frau kennen. "Wir wohnen seit 2006 in Zündorf", sagt er.

Kennengelernt hat er den Ort ganz klassisch: "2001 haben wir von Rodenkirchen aus eine Radtour mit dem Krokodil gemacht. Wir waren dann in der Pipi-Langstrumpf-Ausstellung im Wehrturm. Danach waren wir im Restaurant 'Turmhof' essen. Damals war uns nicht bewusst, dass wir fünf Jahre später dort wohnen würden", blickt er zurück.

Ausflugsziel im Sommer: der Zündorfer Strand

Auch Historisches gibt es noch einiges in Zündorf zu entdecken. So erinnern Stolpersteine an das Leid ehemaliger Anwohner in der Zeit des Nationalsozialismus.

Da gibt es aber auch das Schürreskarrenrennen und Rolfs Streichelzoo, der einen ganz eigenen Ausflug wert ist. Auch das Zündorfer Bad mit Wildwasserrutsche und naturnahem Außengelände sollte man kennen. Am schönsten ist es aber dort, wo täglich die Fähre anlegt: am Zündorfer Strand.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Hans Baedorf und Andreas Bischoff
  • Eigene Erfahrungen
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