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Viele verletzte und tote Schwäne in Köln: "Hier wird kein Küken mehr groß"


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Verletzte und tote Vögel
Sorge um Kölner Schwäne: "Hier wird kein Küken mehr groß"


Aktualisiert am 31.10.2021Lesedauer: 4 Min.
Gewässer im Mediapark in Köln: Immer wieder finden Tierfreunde hier schwer verletzte Vögel, etwa durch Anglermüll.Vergrößern des Bildes
Gewässer im Mediapark in Köln: Immer wieder finden Tierfreunde hier schwer verletzte Vögel, etwa durch Anglermüll. (Quelle: Schöning/imago/Wolfhard Scherping/schwaene.koeln)
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Immer häufiger werden verletzte oder gar tote Schwäne an Kölns Gewässern gefunden. Ein Gewässer sei laut Tierschützern zum Massengrab geworden. Dahinter steckt ein Problem, das nicht nur Köln betrifft.

Seit vielen Jahren kümmern sich Claudia und Wolfhard Scherping, Aleke Schücking und einige weitere Mitstreiter um Kölns Schwäne, die rund um die Kölner Weiher ihr Revier haben. Die Tierfreunde erleben dabei immer wieder grausame und in ihren Augen vermeidbare Situationen. In letzter Zeit sehen sie immer häufiger verletzte oder gar getötete Schwäne. "Obwohl wir uns stark darum bemühen, das Bewusstsein für die Situation zu verbessern, ist die Problematik unverändert groß", berichtet Claudia Scherping.

Mindestens einmal im Monat melden sich bei den Betreibern der Seite "schwaene.koeln" Menschen, die Schwäne mit Verletzungen durch Angelmüll gefunden haben. Die Wasservögel verschlucken die Angelschnüre und Angelhaken, diese hängen dann im Schnabel oder wickeln sich um die Beine. Oftmals verhungern die Tiere dann qualvoll. "Wir haben uns schon oft an die entsprechenden Angelvereine gewandt, um zu erreichen, dass die Angler sensibler mit dem Thema umgehen", so Scherping.

Schwäne in Köln: Im Herbst mehr verletzte Vögel

"Gerade im Herbst häufen sich die Fälle, wir wissen nicht, woran dies liegt", führt sie weiter aus. Die Vereine würden in der Regel betonen, dass ihre Angler sorgsam mit den Schnüren und Haken umgehen würden – doch die entsprechenden Verletzungen, die oft tödlich für die Tiere enden, würden nicht abnehmen. Scherping wünscht sich, dass Angler, denen zum Beispiel durch den Uferbewuchs die Schnur reißt, dies direkt melden – dann könnten die Helfer gezielter vorgehen. "Bislang passiert das leider nicht."

Ein weiteres Problem entstehe durch Hunde – die laut Scherping häufig ohne Leine unterwegs seien. "Gerade in der Brutzeit ist das ein Unding“, sagt sie. Die aufgescheuchten Küken könnten sich dann am Uferrand nicht ausruhen, immer wieder flüchten sie aufs Wasser und ertrinken am Ende vor Erschöpfung.

"Durch die Corona-Pandemie ist die Stimmung schlimmer geworden", beobachten die Tierfreunde. Viele Kölner Hundebesitzer seien genervt, der Ton werde schnell aggressiv. Die in der Krise angeschafften Hunde seien oft schlecht erzogen. "Wir sind schon auf das Übelste beschimpft worden", schildert Scherping. Als Lösung wünscht sie sich mehr Hundefreilaufflächen und auch mehr Verständnis von Seiten der Hundebesitzer.

Aleke Schücking wohnt am Mediapark und beobachtet dort eine zunehmende Brutalität gegenüber den Wasservögeln. "Wir haben sehr viele Beißvorfälle." Sie bringe die toten Vögel auf eigene Kosten in ein Labor und lasse sie dort untersuchen. "Die Todesursache ist ganz häufig ein Hundebiss oder die Vögel werden von den Hunden totgeschüttelt", beschreibt sie das Ergebnis dieser Untersuchungen. "Hier im Park wird kein Küken mehr groß. Ich sehe den Nachwuchs und weiß genau, morgen sind die Tiere tot."

Die Kölner Gewässer – ein Massengrab für Jungvögel?

Schücking wird deutlich: "Das Gewässer im Mediapark ist ein Massengrab geworden." Dies liege nicht nur an den Hunden, sondern auch an der Bestückung der Gewässer. "Hier werden Hechte geangelt, fotografiert und wieder ins Wasser gelassen". Die Methode namens "Catch and Release" sei verboten. "In der Folge werden die Fische immer größer und die Küken werden einfach aufgefressen", kritisiert sie.

Auch Hagen Hoffmann, Geschäftsführer des Sportanglervereins Mülheim 1911, kennt die Problematik der städtischen Gewässer. Sein Verein ist als Pächter des Mediapark-Gewässers für das Areal zuständig. "Das sind sehr komplexe Systeme, die im Grunde nicht natürlich sind", so der Fachmann. Beispielsweise fehle es den Vögeln an Schutzmöglichkeiten, "es sind ja keine Bäume an dem Wasser vorhanden". Die Enten hätten dort wenig Deckung, um sich zu schützen.

Zudem würden viel zu viele Städter sowohl die Vögel als auch die Fische füttern. In der Folge gebe es eine unnatürliche Überpopulation. Zum Vorwurf des verbotenen "Catch and Release" erklärt er, Angler würden in der Regel keine Fische zurück ins Wasser lassen. Allerdings gebe es Fälle, die eine Rückführung ins Wasser rechtfertigen. Und schwarze Schafe gebe es leider auch.

Sowohl der Verein als auch die Stadt und der Rheinische Fischereiverband seien bemüht, die Situation vor Ort zu verbessern. "Wir haben drei Aufseher, die das kontrollieren. Und es wurden in diesem Jahr bereits Raubfische reduziert", betont er.

"Das wird sich im nächsten Jahr für die Küken positiv auswirken", ist Hoffmann sich sicher. Seiner Einschätzung nach wäre es wichtig, durch mehr Aufklärung zu verhindern, dass die Tiere mit Kino-Popcorn und altem Brot gefüttert werden. Das würde zumindest die Überpopulation nicht noch weiter fördern.

Verletzte Vögel durch Müll "im Grunde ein globales Problem"

"Diese Probleme werden überall beobachtet, wo Hunde frei laufen. Hinzu kommt die Müll-Problematik. Es handelt sich nicht nur um Angelmüll, sondern generell auch um Plastikmüll. Vögel, aber auch andere frei lebenden Tiere erleiden viele Verletzungen, der Müll hat gravierende Auswirkungen, die man sich oft nicht genug verdeutlicht. Bekannt sind zum Beispiel die Bilder der Norden-Vögel – doch auch die in Nordrhein-Westfalen heimischen Vögel haben durch diesen Müll große Probleme. Es handelt sich im Grunde um ein globales Problem“, so Birgit Königs, Biologin und Pressesprecherin des NABU NRW.

Das natürliche Gleichgewicht in Sachen Wasservögel fehlt in Köln nach Einschätzung von Claudia Scherping auch an anderen Stellen – mit diversen Folgen. So führe die große Population an kanadischen Gänsen dazu, dass viele Menschen von den Tieren richtig genervt seien. Hundebesitzer würden dann schnell dazu verführt, ihre Hunde die Küken jagen zu lassen. "Da entscheiden Menschen über Leben und Tod dieser Tiere, ist das richtig?", fragt Scherping sich.

Zu wenig Platz in der Stadt für die vielen Wasservögel

Durch die Pandemie hätten zudem viele Spaziergänger aus Gründen des Zeitvertreibs angefangen, die Wasservögel zu füttern. Deren Population wachse auch, es fehlten aber der entsprechende Platz und die Rückzugsorte. Aktuell sei die Zeit gekommen, in der die jungen Schwäne das Fliegen üben. "Die großen Tiere brauchen viel Platz, sie müssen Anlauf nehmen, um abzuheben – und diesen Platz finden sie in der Stadt nicht", beschreibt sie das Problem.

Und so kommt eins zum anderen: Revierkämpfe bei den Vögeln, zu wenig Platz, zu viel Angelmüll, jagende Hunde. Die Folgen sind für viele der Tiere tragisch. Von der Stadt wünscht sie sich daher eine Bestandsregulierung in Form eines Eiermanagements, so wie es seit Jahren in Düsseldorf und Duisburg, betreut von Biologen, umgesetzt wird. "Je mehr Wasservögel wir haben, desto mehr Probleme entstehen", so ihre Einschätzung.

Verwendete Quellen
  • Eigene Gespräche und RecherchenAnfrage an den NABU NRW
  • Webseite von "schwaene.koeln"
  • "Angelmagazin": "Catch and Release"
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