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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nachhaltig shoppen in Köln Statt Leder: Hier gibt es Sneaker aus Banane und Kaktus
Mit seinem neuen veganen Schuhladen "Sneakers Unplugged" hat sich Inhaber Christian Ohm einen Traum erfüllt. Wieso Kundengespräche bei ihm anders als gewohnt ablaufen und warum vegan nicht immer nachhaltig bedeutet
Stylish und gleichzeitig umweltverträglich – das ist der neue Kölner Schuhladen in der Nähe der Ehrenstraße. Das Besondere: "Sneakers Unplugged" verkauft die beliebten Schuhe nur aus veganer und nachhaltiger Herstellung.
"Ich bin gestern beim Shoppen auf den Laden gestoßen und hab dann online gleich einen Termin ausgemacht. Mich spricht das Konzept von fair hergestellten Schuhen total an, weil ich auch bei Klamotten darauf immer mehr achte", sagt Antonia (20), die sich gerade bei Neuladen-Inhaber Christian Ohm ein Paar neue Sneakers gekauft hat.
Die angehende Studentin fand auch die Infos zu alternativen, umweltschonenden Schuhmaterialien richtig interessant. "Dass man zum Beispiel aus Kaktusblättern Lederersatz herstellen kann, war mir neu."
Christian Ohm ist mit dem Start des Wochenendgeschäfts zufrieden und lächelt mit dem sonnigen Tag um die Wette. "Es läuft gut. Die Leute kommen wieder in die Stadt zum Einkaufen und sind happy. Endlich", freut er sich trotz der an diesem letzten Maiwochenende nach wie vor geltenden "Click & Meet"-Corona-Auflage der Stadt (seit diesem Montag ohne Termin und Corona-Test).
Seit knapp gut einer Woche hat "Sneakers Unplugged" an der Alten Wallgasse 5 geöffnet. Für Ohm sowie seine Frau und Mitgründerin Reya nicht zuletzt auch ein finanzielles Abenteuer, das den diplomierten Betriebswirt schon lange beschäftigte. "Ich habe beruflich schon viel gemacht, wollte aber schon immer mal einen eigenen Laden auf die Beine stellen. Ich liebe Sneakers und habe als Schüler und Student schon Schuhe verkauft. Da lag das nahe", erzählt er.
Mit "Sneakers Unplugged" hofft der Inhaber in eine Marktlücke zu stoßen. "Ich habe letztes Jahr selbst nach nachhaltigen Sneakers gesucht, und musste mich durch viele Onlineseiten kämpfen. Da war die Idee geboren, viele Hersteller veganer und nachhaltiger Sneakers in einem Store zusammenzuführen. Das war’s!"
Sein größer werdendes Umweltbewusstsein hat sich in den vergangenen Jahren in der Familie entwickelt. Seine Kinder (9 und 6) haben dazu beigetragen. "Meine Älteste ist Fan von Greta Thunberg", sagt der Familienvater. Und sehr schnell habe er sich dann in die Welt der alternativen, umweltschonenden Schuhherstellung eingearbeitet. "Wenn ich mich mit einer Sache erst mal intensiv beschäftige, lass ich nicht mehr locker und will immer mehr darüber erfahren", sagt der 45-Jährige selbstbewusst.
Ziel einiger Hersteller ist eine bessere Welt
So ist es dann auch nicht überraschend, dass er praktisch zu jedem seiner Schuhe eine Geschichte erzählen kann. Etwa zu den verwendeten Materialien wie dem besagten Kaktusleder, aber auch zum Bananenpapierleder für die Innen- und Naturkautschuk für die Außensohle, zu dem Garn und den Schnürsenkeln aus recycelten Plastikflaschen oder zu den Einlegesohlen aus Kork.
Ein wichtiger Bereich ist aber auch die Herstellung und der Transport: Denn selbst vegan bedeutet nicht immer nachhaltig, erläutert Ohm. "Wenn ich einen Billigschuh aus Kunststoffen habe, kann der komplett vegan sein. Was aber Herstellung und die damit verbundene Ausbeutung der beteiligten Arbeitskräfte angeht, ist das totaler Mist!"
Die Hersteller der Sneakers in seinem Store wollen zwar auch ihre Familien ernähren, verzichten aber auf die extreme Gewinnmaximierung. Das heißt, faire Arbeitsbedingungen und Löhne, umweltverträgliche Herstellung der Materialien, Verwendung von recycelten Kunststoffen und Textilien und Minimierung der umweltschädlichen Transporte. "Bei einigen geht es wirklich darum, die Welt besser zu machen. Das ist ein gutes Gefühl, Teil davon zu sein", begründet der 45-jährige Store-Inhaber sein Engagement.
Ohm liebt es, seinen Kunden sein Wissen über all das weiterzugeben. "Die Kundengespräche laufen schon anders, als ich das zum Beispiel früher im Studentenjob im Schuhladen noch erlebt habe. Es geht nicht nur um Größe, Passung und Style, sondern auch um die beschriebenen Hintergründe. Das hat schon eine andere Qualität", Dennoch legt der selbsternannte Sneakerfan Wert darauf, dass es auch bei seinen Schuhen zuallererst um coole und schicke Sneakers geht.
Eine seiner Onlinekundinnen aus Münster, Claudia Berns (48), bestätigt das: "Ich wollte nachhaltige Sneakers kaufen, die besonders und auch stylish sind, und der Laden von Christian hat mich da richtig gut abgeholt." Berns arbeitet in einer NGO und ist glücklich darüber, dass Läden wie "Sneakers Unplugged" immer sichtbarer in den Geschäftsstraßen der Städte werden.
- Interviews mit Christian Ohm und den Kundinnen Antonia und Claudia Berns
- Homepage von "Sneakers Unplugged"