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Köln: Diese Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln sind bereits bekannt


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Gutachten zu sexuellem Missbrauch
Diese Fälle im Erzbistum Köln sind bereits bekannt


Aktualisiert am 17.03.2021Lesedauer: 5 Min.
Der Kölner Dom im Nebel: Am Donnerstag wird das mit Spannung erwartete Missbrauchsgutachten des Kölner Erzbistums veröffentlicht.Vergrößern des Bildes
Der Kölner Dom im Nebel: Am Donnerstag wird das mit Spannung erwartete Missbrauchsgutachten des Kölner Erzbistums veröffentlicht. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)
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200 Beschuldigte sollen im Missbrauchsgutachten des Erzbistums Köln genannt sein – einige der Fälle sind bereits bekannt geworden. Ein Überblick.

Am Donnerstag will das Erzbistum Köln das mit Spannung erwartete Missbrauchsgutachten veröffentlichen. Darin geht es um Fälle sexualisierter Gewalt im Erzbistum und den Umgang damit. Bereits bekannt wurde, dass der Gutachter Björn Gercke in seinem Bericht rund 300 Opfer sowie 200 Beschuldigte – Priester und Laien – nennt. In "etlichen Fällen" habe es Pflichtverletzungen von Verantwortungsträgern bis in die oberste Ebene gegeben. Darunter seien auch noch lebende Verantwortliche.

Das Erzbistum selbst hatte 2018 lediglich 135 Betroffene sexualisierter Gewalt genannt sowie 87 Beschuldigte. Mittlerweile sind einige Fälle ans Licht gekommen, in denen es Fehlverhalten und Vertuschungsversuche gegeben haben soll – teilweise steht auch Erzbischof Rainer Maria Woelki in der Kritik. Ein Überblick:

Pfarrer F.

Der heute 73-jährige Pfarrer und Religionspädagoge F. soll sich ab 1986 mehrfach schwer an Kindern vergangen haben. Zunächst wurde ihm grenzverletzendes Verhalten gegenüber Messdienern vorgeworfen, Anfang der 90er-Jahre kam es zur Anklage. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt, gegen eine Zahlung von 30.000 D-Mark. Das berichtet der Deutschlandfunk unter Berufung auf dem Sender vorliegende Unterlagen. Pfarrer F. wurde versetzt, wenig später wurde er offenbar zum Wiederholungstäter: Angeblich helfe er einer Familie in Not, hieß es, doch es bestand auch der Verdacht, dass er die minderjährigen Söhne über Jahre hinweg schwer missbraucht hat – als "tägliches Ritual".

Nachdem sich die Mutter im Oktober 1997 an die Gemeinde gewendet hatte, wurde er suspendiert. Im gleichen Jahr noch wurde die Suspendierung jedoch aufgehoben, er wurde wieder in der Seelsorge eingesetzt, sollte aber offenbar auf die Kinder- und Jugendarbeit verzichten. Ein psychiatrisches Gutachten attestierte ihm 2010 eine pädophile Störung, für den Kirchendienst bedeutete das: kein normaler Pfarrdienst, eine Arbeit als Ruhestandsgeistlicher sei jedoch noch möglich. Erst im September 2018, nachdem das Thema Missbrauch wegen einer großen Studie der Bischofskonferenz im Fokus war, wurde dem Pfarrer die Ausübung des priesterlichen Dienstes durch Erzbischof Woelki verboten.

Pfarrer S. (†) und Kaplan P. (†)

Im Jahr 2002 meldete der Priester Michael Schenk dem Kölner Erzbistum, dass er als Kindergartenkind von mehreren Priestern vergewaltigt worden sei – doch ein Gutachter stufte seine Angaben als unglaubwürdig ein, der Fall wurde zunächst nicht verfolgt. Stattdessen wurde Schenk wegen "Ungehorsams" vom Dienst suspendiert. Das erzählte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vor wenigen Monaten.

2019 wurde Schenk als Opfer anerkannt – die Vorgänge sollten jedoch nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. Beide Beschuldigten sind inzwischen verstorben.

Priester O. (†)

Gegen den mittlerweile verstorbenen Priester O. gibt es Vorwürfe aus den späten 1970er-Jahren: Als Kindergartenkind sei ihm damals durch O. sexualisierte Gewalt zugefügt worden, meldete 2010 ein Mann dem Erzbistum. Laut "Kölner Stadt-Anzeiger" hat Woelki im Jahr danach von den Vorwürfen erfahren. 2015, dann als Erzbischof von Köln, habe er entschieden, dass den Vorwürfen gegen den 1929 geborenen Pfarrer nicht nachgegangen und der Fall nicht Rom gemeldet werde.

Später begründete das Erzbistum dies damit, dass der Gesundheitszustand des Pfarrers sowie der Wunsch des Opfers eine Konfrontation O.s mit den Vorwürfen verhindert hatte. Der Theologe und Kirchenrechtler Thomas Schüller bezichtigte im Deutschlandfunk Woelki daraufhin der Lüge: Der Betroffene sei 2015 sehr wohl bereit gewesen, bei Rückfrage die Dinge erneut zu beschreiben. Der Priester O. starb 2017.

Pfarrer F. (†)

2011 meldete sich laut der "Zeit" ein Anwalt beim Erzbistum Köln: Sein Mandant sei als Schüler im Religionsunterricht und später als Messdiener von dem inzwischen verstorbenen Gemeindepfarrer F. mehrfach vergewaltigt worden. Ab dem Jahr 1968 soll sich das zugetragen haben, die Fälle sind strafrechtlich verjährt – kirchenrechtlich waren sie jedoch noch relevant.

Dem Bericht zufolge kam es zu einem Gespräch des Betroffenen mit der Opferbeauftragten, welche seine Aussagen als glaubwürdig einstufte. Doch wenig später kam es zu einem weiteren Gespräch, diesmal mit dem damaligen Personalchef Stefan Heße, heute Erzbischof von Hamburg. Darin habe Heße Druck auf den Betroffenen ausgeübt, laut seinem Anwalt habe er etwa gesagt, die Vorwürfe müssten richtig sein, sonst könnte es sich um "Rufmord mit rechtlichen Konsequenzen handeln".

Nach einem Gespräch mit Pfarrer F. meldete sich Heße dann bei der Opferbeauftragten: An den Vorwürfen sei nichts dran, sagte er laut der "Zeit". Der Anwalt des Betroffenen erfuhr später, dass an dem Verfahren "nicht weiter festgehalten" werde.

Priester M.

Der Priester M. hat laut "Bild"-Zeitung im September 2014 der Personalabteilung im Generalvikariat gestanden, in den Jahren zwischen 1971 und 1996 Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben – erst vier Jahre später erstattete das Erzbistum Anzeige. Das Erzbistum erklärte in einer Stellungnahme, alle Fälle seien bereits 2014 "strafrechtlich verjährt" gewesen.

Pfarrer E.

Für die Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz wurden ab 2015 die Akten aus dem Collegium Josephinum aufbereitet. Dabei ergaben sich Vorwürfe gegen den Pfarrer E., der in dem Jungeninternat beschäftigt war. 1982 wurde er laut "Spiegel" vom priesterlichen Dienst suspendiert, die Staatsanwaltschaft wurde jedoch nicht eingeschaltet.

Seine Suspendierung wurde später wieder aufgehoben, zunächst wurde E. als Kaplan, dann als Pastor und Jugendseelsorger eingesetzt. 2002 soll er sich erneut sexuell übergriffig gegenüber einer Jugenlichen verhalten haben. In den Ruhestand verabschiedet wurde er durch Kardinal Rainer Maria Woelki jedoch erst 2017.

Pfarrvikar U.

Im April 2019 wandten sich die drei Nichten des Pfarrvikars U. aus dem Kreisdekanat Euskirchen an die Staatsanwaltschaft Köln: Ihr Onkel soll sie in den Neunzigerjahren, als sie noch minderjährig waren, immer wieder sexuell missbraucht haben. U. erwartet nun eine Anklage.

Das Brisante an dem Fall: Die Akten des Erzbistums zu U. wurden der Staatsanwaltschaft erst nach Anforderung im Jahr 2020 zugesandt. Doch eigentlich hatte das Erzbistum unter Kardinal Woelki schon 2018 versprochen, Missbrauchsfälle in der Vergangenheit aufzuklären und mit den Staatsanwaltschaften aktiv zusammenzuarbeiten. Der Fall U. gehörte jedoch offenbar nicht dazu, obwohl er im Gegensatz zu vielen anderen noch nicht verjährt ist.

Priester A.

1972 wurde der Priester A. wegen "fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen" zu einer Haftstrafe verurteilt, 1988 erhielt er wegen weiterer Vorfälle eine Bewährungsstrafe. Dennoch war er laut "Katholischer Nachrichten-Agentur" weiter als Seelsorger tätig, wechselte über Jahrzehnte hinweg zwischen den Bistümern Köln, Münster und Essen hin und her. Bis 2019 konnte er seine priesterlichen Dienste ausführen, dann verbot Kardinal Woelki ihm deren Ausübung.

Vom Fehlverhalten des Priesters sollen mehrere hochrangige Kirchenvertreter gewusst haben, darunter der damalige Generalvikar Norbert Feldhoff, sowie der verstorbene Erzbischof Joachim Meisner – unternommen haben sie jedoch laut einem vom "Kölner Stadt-Anzeiger" veröffentlichten Gutachten nichts.

Verwendete Quellen
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