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Trump, Musk, Weidel: Rosenmontagszug in Köln wird politisch


Trump, Musk und Weidel
So politisch geht es beim Rosenmontagszug zur Sache


14.02.2025Lesedauer: 3 Min.
Zugleiter Marc Michelske bei einer Pressekonferenz zum Rosenmontagszug: Die Wagen werden politisch.Vergrößern des Bildes
Zugleiter Marc Michelske bei einer Pressekonferenz zum Rosenmontagszug: Die Wagen werden politisch. (Quelle: Costa Belibasakis)
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Am 3. März feiert Köln mit dem Rosenmontagszug das Highlight des Karnevals. Dabei wird es äußerst politisch – Trump, Musk und Weidel inklusive.

"Wir hätten am liebsten, dass die großen Zufahrtsstraßen gesperrt werden, aber es ist nicht mehr so wie in den 90er Jahren, dass am Rosenmontag die ganze Stadt lahmgelegt ist", so Marc Michelske, Leiter des Kölner Rosenmontagszuges, bei einer Pressekonferenz im Festkomitee des Kölner Karnevals. Die Verkehrsführung müsse darauf Rücksicht nehmen, dass der Tag inzwischen für viele Unternehmen im Stadtgebiet ein Werktag sei.

Konkrete Maßnahmen zur Verschärfung des Sicherheitskonzeptes für den Rosenmontagszug stellten Michelske und sein Stellvertreter Ralf Remmert daher nicht vor, betonten aber, dass Behörden, Ämter und Festkomitee bei den Vorbereitungen des Großevents ganzjährig eng zusammenarbeiten. Die Sicherheitsmaßnahmen seien dabei hoheitliche Aufgaben.

Das Festkomitee habe 400 private Sicherheitskräfte verpflichtet, außerdem 90 Zugordner. Diese seien für Sicherheitsthemen sensibilisiert und Fahrer angewiesen, während der gesamten Zeit in ihrem Fahrzeug zu bleiben, damit niemand sonst darauf Zugriff habe. Damit medizinische Notfälle von Verletzungen durch fliegende Kamelle bis hin zum Herzinfarkt schnellstmöglich versorgt werden können, werden 56 Sanitätstrupps im Einsatz sein. Zudem sind entlang der Zugstrecke 32 Auslassstellen vorgesehen, an denen bei Bedarf ganze Gesellschaften den Zug verlassen können.

Kölner Karneval: "Liebe ist die beste Medizin"

Von den 20 Persiflagewagen des Zuges wird einer erst gebaut, wenn das Ergebnis der Bundestagswahl feststeht, ein weiterer wird bis zum Zug unter Verschluss gehalten. Die anderen werden in der kommenden Woche beim Richtfest vorgestellt, nachdem am heutigen Freitag vor Journalisten bereits Bilder davon gezeigt wurden. Unter dem Sessionsmotto "FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe" werden auf regionaler, nationaler und globaler Ebene Seitenhiebe an die Politik verteilt, in die sich die Sehnsucht nach friedvollem Miteinander mischt.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die bei der Kommunalwahl im Herbst nicht noch einmal antreten will, wird als absolutistische Königin im Hermelinmantel inszeniert, auf dem notiert ist, welche offenen Themen sie hinterlässt: Unter anderem die ungeklärte Zukunft von Geißbockheim, Großmarkt und Oper gehören zu den Kritikpunkten. Verkehrspolitik und das vermüllte Stadtbild bekommen eigene Wagen, ebenso die Migrationsdebatte und der Notstand des Gesundheitswesens: Aus einem geschlossenen Krankenhaus schaut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heraus und empfiehlt einer Seniorin und einem Notfallpatienten: "Liebe ist die beste Medizin."

Rosenmontagszug in Köln: Weidel, Wagenknecht und Musk

Alice Weidel (AfD) taucht gleich zweimal auf – in einem Fall als siamesischer Zwilling von Sahra Wagenknecht (BSW), als Replik an James Bond unter dem Slogan "Liebesgrüße aus Moskau". Im anderen Fall als "Sandkastenliebe" von Elon Musk, dessen zum Hitlergruß ausgestreckte Arme eine Wippe bilden, auf der die beiden sitzen. US-Präsident Donald Trump spielt ebenfalls eine Rolle im Zug. Und zwar als Master einer Freakshow, der die Freiheitsstatue auf allen Vieren an der Leine vor sich herführt, während er mit der anderen Hand die Welt auf dem ausgestreckten Mittelfinger hält.

"Wenn immer wieder von Krisen gesprochen wird, dann ist dieser Dauerzustand die neue Normalität", erklärte Michelske den sehr politischen Zug: Der Karneval ermögliche es, in eine andere Rolle zu schlüpfen, den Alltag zu vergessen und Kraft zu tanken. Mit einem Statement für Demokratie nimmt auch die Initiative "Arsch huh" mit einem Wagen am Rosenmontagszug teil

Festkomitee plant Besonderheit zur Finanzierung

Als einen seiner Lieblingswagen würdigte Michelske jenen, der mit einem Beichtstuhl und dem Satz "Jesus liebt dich" auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hinweist. Bewusst habe man diesen Wagen im Abschnitt der globalen Themen positioniert, weil das Thema international sei. Zugleich wolle man, auch mit einem anderen Wagen zum Thema Ehrenamt, darauf aufmerksam machen, wie viel Gutes, Verbindendes aus Gemeinden heraus entstünde: "Dass nicht aufgearbeitet wurde, was da passiert ist, schadet den Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren."

Auch künftig will das Festkomitee daran festhalten, dass der Zug werbefrei bleibt. Gleichzeitig merke man die Kostenspirale, etwa für Sicherheitspersonal, Tribünen und das Aufstellen von Toiletten. Als Maßnahme zur Gegenfinanzierung haben die Karnevalisten eine Zugspange entwerfen lassen, die in den Farben Bronze, Silber und Gold für zehn, 25 oder 50 Euro zu kaufen ist. In den Folgejahren soll es weitere Modelle geben, um Menschen zum Sammeln anzuregen – und zwar nicht nur ehrenamtlich engagierte Kölner Karnevalisten. Vielmehr sei die Spange eine Möglichkeit, auch Zugereiste an den Kosten zu beteiligen.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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