Zusammen mit der "Mocro-Mafia" Bande aus Kalk könnte hinter Explosionen stecken
Im Fall der sogenannten "Mocro-Mafia" gibt es neue Erkenntnisse: Eine Drogenbande aus Köln-Kalk soll maßgeblich an den Taten beteiligt gewesen sein.
Nach Schüssen und Bombenanschlägen in Köln und Umgebung gibt es offenbar neue Erkenntnisse. Die Taten wurden in der Vergangenheit zum Großteil der in den Medien sogenannten "Mocro-Mafia" aus den Niederlanden zugeschrieben. Kölner Kriminelle aber könnten eine größere Rolle in dem Komplex spielen als bisher bekannt. Das berichtete zuvor der WDR.
Demnach soll im Mittelpunkt der Verbrechen eine Bande von Drogendealern aus Köln-Kalk stehen, die Verbindungen zum organisierten Verbrechen in den Niederlanden unterhalten soll. Dass auch Kölner in die Taten involviert sind, gaben die Ermittler bereits bei einer Pressekonferenz im September bekannt. So wurde etwa ein 19-Jähriger aus Kalk nach einer Geiselnahme festgenommen.
WDR-Bericht: Kölner sollen Niederländer beauftragt haben
Auf Anfrage von t-online sagte die Kölner Staatsanwaltschaft, dass den Verbrechen ein "fehlgeschlagenes Betäubungsmittelgeschäft einer in Köln ansässig gewesenen Gruppierung" zugrunde liegen könnte. Dafür würden aktuelle Ermittlungsergebnisse sprechen. Obwohl die Gruppe aus Köln heraus agierte, gebe es vereinzelte, nachweisbare Verbindungen in die Niederlande.
So sollen die Drogenhändler aus Köln-Kalk 750 Kilogramm Cannabis in den Niederlanden erworben und in einer Lagerhalle in Hürth gebunkert haben. Nachdem etwa 300 Kilo des Rauchmittels verschwunden waren, eskalierte die Gewalt, es kam zu Schüssen, Explosionen und zwei Entführungen. An den Entführungen in Hürth und Köln-Rodenkirchen sollen laut Staatsanwaltschaft auch niederländische Staatsangehörige beteiligt gewesen sein.
Kölner Drogendealer könnten Niederländer für Gewalt bezahlt haben
Laut WDR sollen die Kölner die "Schwerkriminellen" aus den Niederlanden "eingekauft" haben, um das offenbar gestohlene Cannabis mit rabiaten Mitteln zurück zu beschaffen. Die Beweislage spreche, so die Staatsanwaltschaft, tatsächlich dafür, dass die Kölner die Niederlande für die Ausführung von Gewalt bezahlt haben. So könnten sich die Kriminellen aus dem Nachbarland gegen ein "Entgelt" an den Entführungen beteiligt haben.
In diesem Fall hätten die Niederländer im Auftrag der Kölner Dealer agiert, die die eigentlichen Drahtzieher hinter der Gewalt gewesen wären. Die Staatsanwaltschaft weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei den aktuellen Erkenntnissen um vorläufige Bewertungen handle. "Der Sachverhalt wird uns noch sehr lange beschäftigen", sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.
"Mocro-Mafia": Bereits zahlreiche Personen festgenommen
In den vergangenen Monaten kam es in Köln immer wieder zu Schüssen und Explosionen. Etwa in der Innenstadt, in der in einer Woche gleich zwei Sprengsätze gezündet wurden. Die Explosionen sollen im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen im kriminellen Milieu stehen. In dem Tatkomplex konnten die Ermittler bereits zahlreiche Menschen festnehmen. Erst am Freitag haben Polizisten einen 24- und einen 25-Jährigen in Handschellen gelegt.
Laut Staatsanwaltschaft befinden sich aktuell 15 Personen in Zusammenhang mit dem Tatkomplex in Untersuchungshaft, eine weitere in Auslieferungshaft. Lediglich drei dieser Personen sollen aus den Niederlanden stammen. Insgesamt werde jedoch gegen 35 Personen ermittelt, die ersten Anklagen seien in der Vorbereitung.
Hinweis: Der Begriff "Mocro-Mafia" stammt aus den Niederlanden und wird als Sammelbegriff für das dortige organisierte Verbrechen genutzt. In Ermittlerkreisen findet der Begriff keine Verwendung, die Kölner Staatsanwaltschaft lehnt die Verwendung ebenfalls ab. t-online verwendet den Begriff einfachheitshalber vereinzelt aber dennoch.
- wdr.de: "Guten Morgen, NRW!" (vom 28. November 2024)
- Anfrage bei der Kölner Staatsanwaltschaft
- Eigene Recherche