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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Interview mit EM-Beauftragten "Wir rechnen mit 100.000 englischen Fans"
Die Vorbereitungen für die Fußball-EM in Köln laufen auf Hochtouren. Sicherheit und Gastfreundschaft stehen im Fokus der beiden Verantwortlichen Sven Stolz und Gregor Timmer.
In weniger als 70 Tagen startet in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft – auch in Köln werden EM-Spiele stattfinden. In vier Gruppenspielen werden sich Ungarn, die Schweiz, Schottland und England messen. Außerdem wird eines der Achtelfinale in Köln ausgetragen.
t-online hat mit dem EM-Beauftragten Sven Stolz und dem Leiter des Sportamtes, Gregor Timmer, über die Sicherheit während des Turniers, den Stand der Vorbereitung und die Chance auf ein Spiel der deutschen Mannschaft in Köln gesprochen.
t-online: Herr, Timmer, Herr Stolz, noch knapp acht Wochen bis zum Beginn der Europameisterschaft. Können Sie noch ruhig schlafen?
Gregor Timmer: Die Aufregung nimmt natürlich mit jedem Tag weiter zu. Es sind aktuell aber noch so viele Aufgaben zu erledigen, dass man nicht großartig ins Grübeln verfallen kann.
Was steht denn aktuell noch aus?
Wir haben vor gut zwei Wochen die Endversion unseres Host-City-Konzepts der Uefa zur Verfügung gestellt. Da gab es einen kontinuierlichen Prüfungsprozess mit verschiedenen Stufen und wir haben jetzt die letzte Stufe erreicht. Jetzt geht es immer mehr in die Detailarbeit rein.
Was hat die Uefa zum Beispiel überprüft?
Es wurde laufend überprüft, ob wir die Voraussetzungen für eine wirklich große Zahl an internationalen Gästen erfüllen.
Mit wie vielen Fans rechnen Sie?
Wir rechnen mit mehreren Hunderttausend internationalen Gästen. Die Fan-Organisationen der einzelnen Länder konnten zum Teil sehr genau beziffern, mit wie vielen Fans sie anreisen werden. Allein bei den Engländern und Schotten können wir mit jeweils Hunderttausend rechnen. Bei den Belgiern und Ungarn fielen die Schätzungen mit 15.000 bis 20.000 Fans geringer aus.
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Sehen Sie bei irgendeiner Begegnung ein Hochrisikospiel?
Sven Stolz: Die Polizei hat die Spielpaarungen im Voraus eingeschätzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass wir in Köln keine Hochrisikospiele haben werden. Da sind wir sehr froh darüber! Dennoch gibt es Spiele, bei denen die Polizei genauer hinschauen wird.
Welche sind das?
Gregor Timmer: Das sind zum Beispiel die Spiele der Engländer, allein aufgrund der Masse der Fans, die da kommen werden und das Spiel der Ungarn.
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Der 'Schwarze Block' gilt als inoffizieller Fanclub der ungarischen Elf und fällt immer wieder durch antisemitische, rassistische oder homophobe Sprechchöre und Schriftzüge auf. Sehen Sie eine Gefahr für Bereiche wie die Schaafenstraße, wo die queere Community der Stadt regelmäßig zusammenkommt und feiert und haben Sie Angst vor homophoben Fans?
Ich kann jetzt nicht sagen, dass wir eine besondere Angst haben. Wir werden aber auch die Vielfältigkeit unserer Stadt nicht verstecken. Die wird weiter gelebt. Aus diesem Grund werden die Stadt und die Polizei einen besonderen Blick auf diese Bereiche werfen und schauen, dass es dort sicher ist.
Sven Stolz: Vor Karneval, Silvester oder anderen Großveranstaltungen in Köln ist das ja immer wieder ein Thema. Die Stadt und ihre Sicherheitspartner sind da schon ein eingespieltes Team. Deshalb bin ich da absolut guter Dinge: Wir werden ein friedliches Fußballfest feiern und allen zeigen, wie weltoffen und gastfreundlich Köln ist.
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In Köln wird leider keines der bisher angesetzten Deutschlandspiele stattfinden. Warum nicht?
Gregor Timmer: Das hat die Uefa so entschieden. Gerade bei den deutschen Spielen ist mit einem großen Interesse der heimischen Bevölkerung zu rechnen. Weshalb erst mal nach der Größe der Stadien gegangen wurde.
Aber ein Deutschlandspiel in Köln wäre schon schön gewesen, oder?
Das wäre natürlich toll gewesen. Aber mal sehen, unter bestimmten Voraussetzungen kann es sein, dass Köln doch noch Glück hat und die deutsche Elf ihr Achtelfinale bei uns bestreiten wird. Nämlich dann, wenn sie nicht ganz so toll spielt und in ihrer Gruppe auf dem dritten Platz landet. Für das allgemeine Abschneiden der deutschen Mannschaft wäre das erst mal nicht so toll, aber für uns als Host City wäre es das i-Tüpfelchen.
- Gespräch mit Sven Stolz und Gregor Timmer