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EM 2021: Rechtsextreme feuern Ungarn gegen Deutschland an


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"Carpathian Brigade"
Diese Rechtsextremen feuern Ungarn gegen Deutschland an


Aktualisiert am 23.06.2021Lesedauer: 3 Min.
"Carpathian Brigade": Die aus verschiedenen Ultra- und Hooligan-Gruppierungen bestehende Vereinigung bejubelte bei der EM den Führungstreffer gegen Frankreich.Vergrößern des Bildes
"Carpathian Brigade": Die aus verschiedenen Ultra- und Hooligan-Gruppierungen bestehende Vereinigung bejubelte bei der EM den Führungstreffer gegen Frankreich. (Quelle: Alex Pantling/dpa)
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Auch wenn die Münchner Arena am Abend nicht voll sein wird, sie werden da sein: die "Carpathian Brigade". Dabei ist die ungarische Ultras-Vereinigung wegen ihres Gedankenguts höchst umstritten.

Ein fahnenschwenkender, sangesfreudiger schwarzer Block peitscht die Mannschaft nach vorne und explodiert, als Attila Fiola das Sensationstor gelingt: 1:0 gegen Frankreich. Für den Außenseiter Ungarn. Gegen den Weltmeister.

Es sind stimmungsvolle Bilder, die die TV-Kameras im zweiten EM-Gruppenspiel in der Budapester Puskas Arena einfangen, Bilder, die es so aufgrund der Corona-Pandemie seit Langem nicht mehr gab. Doch sie haben einen Beigeschmack. Denn die Menge, die dort hinter dem Tor von Ungarn-Keeper Peter Gulacsi jubelt, hat sich unter dem Banner der "Carpathian Brigade" versammelt.

Die "Carpathian Brigade" gilt als inoffizieller Fanklub der ungarischen Nationalmannschaft. Wo das Team von Kapitän Adam Szalai auch spielt, die häufig in schwarz gekleideten Männer sind auch dort. So wird es auch am Abend gegen Deutschland in München sein (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker).

Ungarische Fangruppierung wählt Namen nach Nazi-Kollaborateuren

Antisemitische, antiziganistische, rassistische, homophobe Sprechchöre und Schriftzüge, Hitlergrüße, Pyrotechnik: die "Carpathian Brigade" ist in den vergangenen Jahren mit all diesen Dingen negativ aufgefallen. Dass verwundert insofern nicht, als das bereits der Name der Ultras-Gruppierung ein demokratiefeindlicher Affront ist. Während des zweiten Weltkriegs kämpfte eine paramilitärische Einheit gleichen Namens als Kollaborateur Nazideutschlands von Polen über Frankreich bis hin nach Palästina und Nordafrika. Ihre Namensvetter stufte Bálint Josá, Gründer der ungarischen NGO „Szubjektív Értékek Alapítvány" ("Stiftung für subjektive Werte"), schon 2016 in einem Interview mit dem Online-Portal "Vice" als aus Neonazis bestehende paramilitärische Gruppe ein, die ein reaktionäres Weltbild vertreten und ein großungarisches Reich fordern.

Auch bei den beiden EM-Heimspielen Ungarns gegen Portugal (0:3) und Frankreich (1:1) zeigte die "Carpathian Brigade" ihre hässliche Fratze: Mehrere Augenzeugen berichteten übereinstimmend, dass die schwarzen französischen Spieler Kylian Mbappé, Paul Pogba und N'Golo Kanté mit Affenlauten, Portugals Cristiano Ronaldo mit homophoben Sprüchen diffamiert wurden.

Ihren öffentlichkeitswirksamsten Auftritt bei der aktuellen Europameisterschaft hatte die "Carpathian Brigade" jedoch vor der Partie gegen Frankreich: Tausende Anhänger marschierten gen Puskas Arena und protestierten dabei gegen das auch von den Franzosen praktizierte Knien als Symbol des Anti-Rassismus.

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Die Sorge in München vor der Gruppierung ist auch deshalb so groß, weil auch wenn die Uefa das Beleuchten der EM-Arena in Regenbogenfarben verboten hat, mit Solidaritätsbekundungen für die LGBTQ+-Community zu rechnen ist.

"Geplante Straftaten oder sonstige Störaktionen" gebe es laut Polizei nicht. Insgesamt rechne man mit rund 200 Problemfans. "Sollten wir jedoch vor, während oder nach dem Spiel Verstöße feststellen, insbesondere bei rassistischen oder homophoben Äußerungen, werden wir diese unterbinden und konsequent gegen die Täter vorgehen", teilte die Polizei weiter mit. Rund um das Spiel sollen 1.500 Beamte eingesetzt werden.

Dass es vor oder im Stadion zu größeren Auseinandersetzungen kommen könnte, gilt als unwahrscheinlich. Die Gästefans werden über einen separaten Weg ins Stadion gelassen, außerdem werden Heim- und Gästeblöcke in der Arena von Beamten abgeschirmt. Laut der Facebook-Seite der "Carpathian Brigade" wollen sich die ungarischen Fans "in den frühen Nachmittagsstunden" am Wiener Platz treffen, bevor sie ihren Marsch zum Stadion antreten.

Ungarischer Experte warnt vor Generalisierung

Sich vorab auf die "Carpathian Brigade" vorzubereiten ist ein diffiziles Unterfangen für die Sicherheitsbehörden. Dafür ist der schwarze Block zu inkonstant und heterogen besetzt.

Unter dem Banner der "Carpathian Brigade" versammeln sich nämlich getreu der Ultras-Losung "In den Farben getrennt, in der Sache vereint" eine lose Ansammlung gewaltbereiter Anhänger großer und kleiner ungarischer Fußballklubs. Rädels- und Wortführer sind dabei leitende Köpfe der berühmt-berüchtigten "Green Monsters" von Rekordmeister Ferencvaros Budapest, die in den vergangenen drei Jahrzehnten selbst vor Mord und Totschlag nicht zurückgeschreckt haben.

Generalisieren sollte man die ungarische Fanszene jedoch nicht, warnt auch Josá. Er schätzt den Anteil der offen Rechtsradikalen, die sich hinter dem Banner der "Carpathian Brigade" in der Kurve befinden, auf nur um die zehn Prozent. Die allermeisten Nationalelf-Anhänger, die dem Team auch zu Auswärtsspielen folgen, so der Soziologe, seien "keine Neonazis, sondern interessieren sich nur für Fußball und den Support." Aber: "Das große Problem ist, dass die lautesten, die stärksten und die sichtbarsten Hooligans und Ultras alle Neonazis sind."

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