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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verunsicherung in Deutschland Gewaltaufruf der Hamas: "Die Gefahr steigt auf der Straße"

Nach einem antiisraelischen Protestaufruf der Hamas werden bundesweit Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Auch die jüdische Gemeinde in Köln ist verunsichert.
Für diesen Freitag hat die palästinensische Terrororganisation Hamas weltweit zu antiisraelischen Protesten aufgerufen, was die Sicherheitsbehörden in Deutschland und NRW bereits vor einigen Tagen in Alarmbereitschaft versetzt hat.
So ordnete das Innenministerium in Nordrhein-Westfalen an, Einrichtungen jüdischer Gemeinden verstärkt zu schützen – unter anderem wurde die Polizeipräsenz vor Synagogen erhöht. Auch für Köln bestätigte eine Polizeisprecherin erhöhte Sicherheitsmaßnahmen vor jüdischen Gemeinden in der Stadt.
Tragen der Kippa als Sicherheitsproblem
Dr. Felix Schotland, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln zeigte sich im Gespräch mit t-online für die Präsenz der Polizei dankbar, betonte aber auch die ohnehin schwierige Situation für jüdischstämmige Menschen.
"Wir leben seit Jahren mit den höchsten Sicherheitsmaßnahmen. Für uns ist das nichts Neues. Aber die Gefahr steigt auf der Straße." So erklärte Schotland, nicht alle Mitglieder der Gemeinde würden sich trauen in Köln eine Kippa (jüdische Kopfbedeckung) zu tragen.
Jüdischer Restaurantbetreiber: Viele Anmeldungen abgesagt
In dem Synagogen-Gebäude in der Kölner Roonstraße betreibt Dmitri Zaretsk das koschere Restaurant "Mazal Tov". Freitags und samstags ist sein Restaurant wegen des Shabbat, dem wöchentlichen israelischen Ruhetag, ohnehin geschlossen.
Trotzdem spürt auch er, dass der Aufruf der Hamas Menschen aus der jüdischen Gemeinde in Köln bedrückt. Viele Voranmeldungen für einen Restaurantbesuch würden wieder abgesagt werden.
Reisegruppen aus Israel würden ohnehin nicht mehr kommen. Auch Zaretsk ist dankbar über den Polizeischutz vor der Synagoge, aber gibt sich hinsichtlich einer Gefahrenlage im Gespräch gelassen: "Ich habe vor 25 Jahren schon in Israel unter Raketenbeschüssen gelebt. Ich kenne das ein bisschen."
Sportverein warnt vor Antisemitismus
Auch der jüdische Sportverein Makkabi, der einen lokalen Ableger in Köln hat, warnte in einem Blogbeitrag davor, dass der israelbezogene Antisemitismus und Judenhass im Sportbereich jetzt noch weiter ansteigen könnte. "Daher appellieren wir an alle Vereine, gerade jetzt besonders wachsam, ihre Sportlerinnen und Sportler zu sensibilisieren und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden." heißt es in der Meldung.
- Telefonat mit der Polizei Köln am 13.10.2023
- Eigene Recherche
- Blogpost von Makkabi Berlin am 11.10.2023