Es geht nicht nur um den Kick Gamescom-Flitzer: Das steckt hinter seinen Aktionen
Der 26-Jährige ist bereits seit Jahren auf einer privaten Mission – angetrieben wird er allerdings von einem ernsten Hintergrund.
Moderator und Zuschauer waren irritiert, als zwei Flitzer während der Eröffnung der Computerspiel-Messe Gamescom am Dienstagabend auf die Bühne stürmten. Einer der beiden erklärte durchs Mikrofon, dass der frühere US-Präsident Bill Clinton sich eine Fortsetzung des Spieleklassikers "Grand Theft Auto" wünschen würde. t-online erklärte Justin Heine, einer der beiden Flitzer, was ihn zu solchen Aktionen antreibt.
Der 26-Jährige ist bereits seit Jahren auf einer privaten Mission – angetrieben wird er allerdings von einem ernsten Hintergrund. "Ich habe eine 50-prozentige Behinderung. Ich leider unter Skoliose und epileptischen Anfällen."
"Alles was ich will, ist Schauspieler zu werden"
Sein Leben bestehe aus "CT, MRT, EKG, EG" und Physiotherapie. "Deswegen kann ich meine Arbeit als Bürokaufmann nicht mehr ausüben. Bei all meinen Jobs in der Vergangenheit habe ich gemerkt: Mist, ich schaff's einfach nicht. Wenn das mit dem Rücken mich nicht körperlich fertig macht, kommt wieder die Epilepsie. Alles, was ich will und kann, ist Schauspieler zu werden", erzählt der Hanauer.
Dafür riskiert er immer wieder von Security-Personal aufgehalten und hart angegangen zu werden. So stürmte der Mann unter anderem im Februar mitten ins Gespräch zwischen Steffen Hallaschka und Dschungelkönigin Djamila Rowe auf die Bühne sowie vor zwei Jahren in die Live-Sendung "Schlag den Star" auf ProSieben. Und auch im Sport-Talk "Doppelpass" (Sport1) hatte der 26-Jährige die Bühne am Wochenende ungefragt erobert, um in der beliebten Fußballsendung eine baldige Veröffentlichung des Zocker-Klassikers zu fordern.
Fernsehsender und Fußballvereine betrachten Flitzer, die TV-Sendungen oder Fußballspiele stören, seit Jahren kritisch, weil sie für Spiel- und Sendeunterbrechungen sorgen und somit schließlich das Publikum darunter leide. Außerdem würden Talkshow-Gäste sich erschrecken, weil sie nicht wüssten, ob der Flitzer sie eventuell körperlich angehe. Juristisch haben die Flitzer trotzdem oft nur eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit zu erwarten. In Bundesliga-Partien werden oft auch Geldstrafen ausgesprochen.
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"Bei den Aktionen geht es mir nicht um den Kick. Das, was ich da oben sage, macht eigentlich gar keinen Sinn", sagt Heine. "Das ist nur Mittel zum Zweck." In verschiedenen Scripted-Reality-Formaten wie "Auf Streife" oder "Barbara Salesch" habe er schon mitgemacht, sein Traum: echte Filme.
"So schnell kann keine Security reagieren"
"Schon beim Auswählen der Plätze schaue ich, wo ich mich am besten positionieren kann. Bei der Gamescome-Eröffnung hatten wir einen Platz in der ersten Reihe gefunden, zwei Meter von der Bühne entfernt. Ich wusste: so schnell kann keine Security reagieren. Aber ich muss ein Kompliment ausrichten, die Jungs haben alles richtig gemacht und waren richtig höflich zu uns." Über strafrechtliche Konsequenzen will der 26-Jährige nicht sprechen.
"Ich wünsche mir seit Kindesalter einfach nur ins Fernsehen zu kommen", erklärt Heine weiter. "Mein Hobby und meine Leidenschaft ist das Schauspielern. Ich habe mir gedacht, dass wenn ich die Leute jetzt so oft nerve, sich irgendwann Türen öffnen."
Was mir ganz wichtig ist: "Ich mache das nicht, um jemanden zu schaden. Ich befinde mich aufgrund meiner Gesundheit in einem egoistischen Modus, das ist mir bewusst. Und ich habe auch ein schlechtes Gewissen und möchte mich bei den Leuten entschuldigen, die sich gestört fühlen. Letztendlich möchte ich mit meinen Aktionen einfach nur ein paar Leute zum Lächeln bringen."
Auf die Frage, ob er nächste Aktionen plant, sagt Heine: "Lasst euch überraschen."
- Gespräch mit Justin Heine