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Kölsch: Der Dialekt sollte eigentlich Unterrichtsfach sein


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Dialekte in Deutschland
Warum Kölsch ein eigenes Unterrichtsfach sein sollte

  • Peter Brings: Leadsänger der kölschen Rockband Brings
MeinungVon Peter Brings

Aktualisiert am 28.08.2023Lesedauer: 2 Min.
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Kinder sitzen am Rheinufer vor dem Dom (Archivbild): Die "Pänz" lernen heute zu Hause oft kein Kölsch mehr. (Quelle: S. Ziese)

Kölsch ist in Deutschland kein besonders beliebter Dialekt. Peter Brings verteidigt "sing Sproch" und fordert: Lasst sie nicht zur Folklore verkommen.

Wer hat den schönsten Dialekt im Land? Die Kölschen, ganz klar! Sag ich als Kölner. So wie der Sachse das von seinem und der Franke von seinem Dialekt behaupten wird. Aber genau das ist es: Dialekte sind identitätsstiftend! In meinen Ohren klingt in meinem Dialekt so viel mehr mit als nur das Kölsche. Das ist der Sound der Heimat, die Sprache meiner Eltern und Großeltern, die Texte unserer Lieder und der schöne Klang. Ihr seht, ich bin mit Leib und Seele Kölsch.

Das Image unserer Sprache ist aber offenbar nicht überall gut. Wer Kölsch spricht, wird nicht wirklich ernst genommen. Kölsch stand in Köln immer für die Arbeitersprache, für "ganz unten" in der Gesellschaft. In meiner Schulzeit durfte man kein Kölsch sprechen. Es hieß: "Sprich ordentliches Deutsch, Junge." Man hatte damals wohl Angst, dass die Kinder nicht richtig schreiben lernen, wenn sie nur Kölsch sprechen.

Der Kölsche labert, der Norddeutsche schweigt

Dialekte erzählen viel über die Menschen, die sie sprechen. Wir Kölsche labern den ganzen Tag drauf los. Hier wirst du schnell in ein Gespräch verwickelt. In einer Kneipe bleibt man auch nicht lange alleine. Gesellig, aber ohne Verpflichtung – das ist Kölsch. Hier kannst du den ganzen Abend an der Theke diskutieren, ohne dass man deinen Namen kennt. Das ist im Norden ganz anders. Der Dialekt ist schroff und einsilbig. So wie die Menschen am Meer. "Moin" – und das war's. Ich liebe das auch. Es ist so ehrlich und im Gegensatz zu uns Rheinländern, die gerne alles im Unklaren lassen, ist man im Norden präziser. "Ja" heißt dort "Ja" und nicht "Joa, ens luure" ("Mal sehen"). Einmal Freund, immer Freund.

Wir kennen uns aus im Land – allein schon durch das Touren jedes Jahr. Jeder Dialekt hat seine eigene Mentalität. Die einen sind laut, die anderen leise. Manche sind schnell und manche sind langsam. Die Sprache verrät so viel über die Menschen. Wir haben es gemerkt, wenn wir in Gegenden unterwegs sind, in denen Dialekt selbstverständlich ist. Egal, welcher. Unsere Sprache verrät unsere Herkunft: Süd, Ost, Nord, West und das ist gut so.

Kölsch ist wieder cool

Was mein Kölsch angeht: Wenn es nach mir ginge, wäre es Unterrichtsfach in jeder Kölner Schule. Denn ich habe wirklich Sorge, dass unsere Sprache zur reinen "Karnevalsfolklore" verkommt, die man nur in den Karnevalsmonaten hört. Meine Generation hat zu Hause noch jeden Tag Kölsch gesprochen.

Andererseits: Es ist viel passiert in den vergangenen Jahren. Kölsch ist wieder cool bei jungen Menschen. Das freut mich riesig. Es gibt unzählige neue Bands, die wieder "op Kölsch" singen. Vielleicht ist das ja die Rettung für unsere Sprache? Ich kann nur jedem raten: Sprecht euren Dialekt, wo immer ihr seid. Denn Sprache ist stets auch Zuhause.

Verwendete Quellen
  • Eigene Gedanken des Autors
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