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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kölner Rosenmontagszug Dieser "Überraschungswagen" hat es in sich
Nach drei Jahren der Einschränkungen und Absagen zieht wieder ein Rosenmontagszug durch Köln. Vor besonderer Kulisse – und mit klaren politischen Botschaften.
Die Kölner Jungfrau – Teil des traditionellen Dreigestirns – brachte am Montagmorgen die Gefühle vieler Kölner Karnevalisten auf den Punkt: "Nach den Jahren der Enthaltsamkeit ist es genau das, was man sich gewünscht hat: den Rosenmontagszug bei so einem Wetter feiern zu können." Pünktlich am Montagmorgen zeigte sich die Sonne vor blauem Himmel über der Domstadt.
Nach drei Jahren, in denen die Jecken im Rheinland aufgrund der Pandemie und des Kriegsbeginns in der Ukraine gar nicht oder nur eingeschränkt feiern konnten oder wollten, entfaltet sich in Köln bereits seit Weiberfastnacht am Donnerstag ein besonders ausgelassenes und friedliches Fest. Polizei und Ordnungskräfte ziehen bisher eine weitgehend positive Bilanz, die überarbeiteten Sicherheitskonzepte für die Partymeile Zülpicher Straße im Studentenviertel gehen auf, die Verkehrsbetriebe fuhren weitgehend ohne größere Störungen.
Premiere: Der Kölner Rosenmontagszug überquert den Rhein
Am Montagmorgen dann die große Premiere: Der Rosenmontagszug, bisher ein rein linksrheinisches Event, zieht im Jubiläumsjahr "200 Jahre Kölner Karneval" zum ersten Mal vom Stadtteil Deutz aus über den Rhein. Neben schönen Panoramabildern bringt das auch besondere Regeln mit sich: Kamelle in den Rhein zu werfen, ist verboten. Wer als Gruppierung dagegen verstößt, muss mit Abzug von mindestens zehn Teilnehmerplätzen im nächsten Jahr rechnen.
Doch auch Altbewährtes hat im Jubiläumsjahr seinen Platz: Wie gewohnt vermitteln die Persiflagewagen des Rosenmontagszuges klare politische Statements. Und die gehen in diesem Jahr natürlich vor allem Richtung Russland. Präsident Putin küsst den Teufel und dreht die Welt durch den Fleischwolf, in Düsseldorf badete er gar in Blut.
Ein Mullah auf Stelzen und Musk als Bösewicht
Auch die Proteste im Iran sind Thema: Auf einem vorher geheim gehaltenen "Überraschungswagen" zeigen die Karnevalisten eine Frau, die einen Sittenwächter hinter sich her zieht. Der steht auf Stelzen und wirkt damit bewusst größer, als er in Wirklichkeit ist.
Der amerikanische Ex-Präsident Donald Trump taucht aus einem Klo auf und kandidiert für 2024, Bundeskanzler Olaf Scholz wird von einem Kraken mit dem Gesicht des chinesischen Präsidenten Xi Jinping eingewickelt, eine Anspielung auf umstrittene China-Geschäfte wie am Hamburger Hafen.
AfD-Chefin Alice Weidel leckt die Stiefel der als Domina ausstaffierten italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die es als erste Frau und erste Rechtspopulistin an die Spitze der italienischen Regierung geschafft hat. Und Unternehmer Elon Musk erscheint als Bond-Bösewicht mit goldenem Colt in der Hand und weißer Katze auf dem Schoß.
Kölns Oberbürgermeisterin "verschenkt" die Zülpicher Straße
Lokalpolitische Themen dürfen natürlich auch nicht fehlen: So thematisierten die Karnevalsgesellschaften zum Beispiel die kostspielige Sanierung der Kölner Oper, die bereits die Marke von einer Milliarde Euro überschritten hat oder das Chaos auf der Zülpicher Straße am 11.11. des vergangenen Jahres. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker verschenkt die Straße feierlich an Düsseldorf.
- Reporter vor Ort