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Villa Schröder in Köln: Wurde Adolf Hitler hier zum Reichskanzler gekürt?


Folgenschweres Treffen in der "Villa Schröder"
Der Ort, an dem Hitlers Aufstieg begann


Aktualisiert am 17.01.2023Lesedauer: 2 Min.
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Villa Schröder in KölnVergrößern des Bildes
"Villa Schröder" in Köln: Das Gebäude ist heute in Privatbesitz und beherbergt unter anderem zwei Arztpraxen. (Quelle: Thomas Dahl)

Vor 90 Jahren führten Hitler und der ehemalige Reichskanzler von Papen in der Villa am Stadtwald ein folgenschweres Gespräch. Der heutige Eigentümer ist unbekannt.

Etliche prächtige Villen säumen die Gegend um den Kölner Stadtwald. Dass eine davon eine ganz besondere Vergangenheit hat, lässt sich an der Fassade nicht erkennen. Ein Blick zum Boden offenbart mehr. Eine steinerne Erinnerungstafel weist darauf hin, dass der Beginn des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte hier in der "Villa Schröder" maßgeblich mitgestaltet wurde: die Kanzlerschaft von Adolf Hitler.

Der Besitzer der "Villa Schröder", Bankier Kurt Freiherr von Schröder, führte den damaligen NSDAP-Parteivorsitzenden Adolf Hitler und den ehemaligen Reichskanzler Franz von Papen im Januar 1933 für ein konspiratives Treffen in seiner Villa zusammen. "Eigentlich haben sich hier zwei Verlierer getroffen. Adolf Hitler, der im Herbst 1932 mit seiner NSDAP einen riesigen Stimmenverlust bei den Reichstagswahlen erlitten hatte, und Franz von Papen, der im Dezember desselben Jahres von seinem Amt als Reichskanzler zurücktreten musste", erklärt Roland Schüler, Geschäftsführer des Friedensbildungswerks Köln.

Fanatischer Demagoge trifft auf adeligen Offizier

Damit trafen im Januar 1933 zwei Personen in Köln aufeinander, die von ihren Charakterzügen und ihrer Herkunft unterschiedlicher nicht hätten sein können: Hitler als fanatischer Demagoge aus bescheidenen Verhältnissen und von Papen als adeliger Offizier mit Verbindungen zur feinen Gesellschaft. "Nur eines verband die beiden: der Wille zur Macht", so Schüler.

Bei dem streng geheimen Treffen vor 90 Jahren legten Hitler und von Papen nach heutigen Erkenntnissen die Grundlagen für eine Staatsregierung zwischen Nazis und nationalkonservativen Gruppierungen. Nur kurze Zeit später wurde Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Kanzler ernannt – und für Deutschland begannen schreckliche Jahre.

Eigentümer lehnte eine Plakette an der Villa ab

Im Gegenzug für seine Unterstützung bekam Franz von Papen von Hitler das Amt des Vizekanzlers im Kabinett angeboten, verlor jedoch schnell an Einfluss und wurde Gesandter und Botschafter des Deutschen Reiches in Wien sowie Ankara. Als Angeklagter in den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde von Papen freigesprochen.

Kurt Freiherr von Schröder, der Namensgeber der Villa und Gastgeber des Treffens, wurde im April 1933 Kölner IHK-Präsident und wirkte im "Freundeskreis Reichsführer SS", einer Gruppierung um Heinrich Himmler. Nach Kriegsende erhielt er lediglich moderate Geldstrafen.

Die Immobilie ist heute in Privatbesitz und beherbergt unter anderem Arztpraxen und ein Steuerbüro. Der Eigentümer ist Roland Schüler unbekannt. "Man hält sich bedeckt. Auch die Anbringung einer Plakette durch das NS-Dokumentationszentrum scheiterte. Dabei ging es hier damals um einen Sturz der Verhältnisse. Heute erleben wir, wie Reichsbürger auf den sogenannten Tag X hinarbeiten und die Demokratie infrage stellen. Das muss man ernst nehmen", so Schüler.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Roland Schüler und Peter Trinogga anlässlich eines Rundgangs zum 90. Jahrestag des Treffens
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