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Kölns Thomas Kessler: "Müssen unsere Mittel nachhaltig einsetzen"


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1. FC Köln
Kessler über Transfers: "Müssen unsere Mittel nachhaltig einsetzen"


29.12.2022Lesedauer: 5 Min.
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Thomas Kessler ist Leiter der Linzenzspieler-Abteilung beim FC. (Quelle: Jan Huebner via www.imago-images.de)
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Der 1. FC Köln ist sich offenbar mit Davie Selke einig. Der Stürmer soll im Januar zum FC wechseln. Noch vor dieser Entwicklung sprach Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler über die Kaderplanung.

Herr Kessler, wann entscheiden Sie, wer der neue Stürmer wird?

Wenn wir uns dazu entschließen sollten, dann natürlich vor dem 1. Februar, denn danach können wir ja niemanden mehr verpflichten (lacht). Wir haben ja bereits öffentlich kommuniziert, dass wir den Markt beobachten. Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Der Markt ist im Winter deutlich schwieriger als in einer Sommertransferperiode. Die Konkurrenz auf unserem Zielmarkt ist aktuell nicht gerade klein. Da unsere finanziellen Rahmenbedingungen begrenzt sind, müssen wir sie nachhaltig sinnvoll einsetzen. Einen Schnellschuss wird es daher nicht geben.

Aber der FC hat ja schon im Sommer einen Ersatz für Anthony Modeste holen wollen. Das heißt, dass es ja gar keinen Schnellschuss geben kann.

Die Kaderplanung ist ein stetiger Prozess. Wir beobachten die Entwicklung unser Spieler genau. Wir haben im Sommer bewusst Spieler verpflichtet, bei denen es einer stetigen Entwicklung bedarf, um sich nachhaltig in der Bundesliga durchzusetzen. Deshalb darf die Erwartung nicht sein, dass sie von heute auf morgen funktionieren. Es wäre schön, wenn es immer so wäre, aber dafür gibt es keine Garantie. Als Entwicklungsclub musst du damit leben, dass es Spieler gibt, die für diesen Prozess länger benötigen als andere.

Profifußball ist aber ein Ergebnissport. Muss der FC daher im Winter nachlegen, um kurzfristig erfolgreich zu sein?

Die erste Aussage von uns dazu ist, dass wir das Vertrauen und die Überzeugung in unseren Kader haben, dass wir mit unserer Mannschaft die 40 Punkte erreichen werden. Dennoch ist unsere Aufgabe zu schauen, was in diesem Winter für eine Verstärkung möglich ist. Warum gibt ein Verein einen Spieler im Winter freiwillig ab? Entweder der Spieler wird aus sportlicher Sicht nicht mehr benötigt oder das Angebot ist so gut, dass der abgebende Club es nicht ablehnen kann. Da wir aktuell nicht in der Lage sind über marktüblichen Preis zu zahlen, schauen wir, ob es dennoch interessante Spieler für unserer gesuchtes Profil gibt. Wir haben schon oft betont, dass wir Spieler zum 1. FC Köln holen wollen, die unseren Weg bedingungslos mitgehen wollen. Sie müssen darauf brennen, die Entwicklung unseres Clubs mitzugehen und sich damit selbst an Leistungslimit bringen.

Wie laufen die Gespräche mit den Spielern, deren Verträge auslaufen? Sind schon Entscheidungen gefallen?

Für eine endgültige Entscheidung ist der Zeitpunkt in den meisten Fällen noch zu früh. Wir geben den Spielern ein offenes Feedback, wo sie Stand heute gesehen werden. Dieser Eindruck kann sich im Laufe des kommenden Jahres aber auch noch verändern.

Über Jonas Hector ist fast alles gesagt. Der FC will verlängern, der Spieler noch abwarten. Sie kennen ihn schon lange. Was sagt Ihnen Ihr Gefühl?

Das ist schwer zu beantworten. Am Ende des Tages muss Jonas gemeinsam mit seiner Familie die Entscheidung treffen, wie es für ihn weitergehen soll. Wir haben offen gesagt, dass Jonas eine Ausnahmeposition innehat. Es wird für ihn keine Deadline geben. Wir werden ihn nicht zwingen, sich an Tag X zu entscheiden. Was definitiv feststeht, ist, dass wir für Jonas immer einen Platz bei uns im Kader haben und uns sehr freuen würden, wenn er noch weiter bei uns Fußball spielen würde.

Würden Sie auch sagen, dass Jonas Hector entweder beim FC weiterspielt oder aufhört? Dass ein Vereinswechsel ausgeschlossen ist?

Mein Gefühl sagt mir: Es gibt im Fußball nur zwei Optionen für ihn. Entweder der 1. FC Köln oder der SV Auersmacher. (lacht)

Der FC hat mehrere Spieler ausgeliehen. Bei Marvin Obuz und Noah Katterbach gab es Gerüchte, sie könnten schon im Winter zurückkehren. Wie ist der Stand?

Stand jetzt wird niemand im Winter zurückkommen. Bei Noah gab es ein Vertragskonstrukt, das auf anderthalb Jahre ausgelegt war, aus unterschiedlichen Gründen aber zunächst auf ein Jahr begrenzt war. Es ist aber entschieden, dass Noah bis zum Sommer Spieler des FC Basel bleibt.

Und bei Marvin Obuz?

Auch wenn seine Einsatzzeiten noch nicht zufriedenstellend waren, bin ich bin großer Fan davon, dass Spieler sich auch gegen Widrigkeiten durchsetzen müssen. Marvin hatte in der Hinrunde schon gute Ansätze. An diesen gilt es für ihn im neuen Jahr anzusetzen und auf mehr Spielzeit zu kommen. Deswegen gibt es keine Planungen, ihn frühzeitig zurückzuholen.

Jens Castrop ist beim 1. FC Nürnberg Stammspieler. Kommt er im Sommer 2023 zum FC zurück?

Wir beobachten den Weg von Jens sehr intensiv. Er hat eine gute Entwicklung genommen und sich in einem interessanten Umfeld reingebissen. Nürnberg ist sehr zufrieden mit ihm. Jens hatte zu Beginn der Leihe gewissen Anpassungsschwierigkeiten, ist aber drangeblieben und hat sich sehr gut entwickelt. Was im Sommer passieren wird, ist noch nicht entschieden. Er ist in jedem Fall ein Kandidat für unseren Kader der nächsten Saison.

Eine abschließende Frage an Sie, der seit seiner Jugend beim FC spielt: Wie sehr blutet Ihnen das Herz, dass der FC den Ausbau des Geißbockheims abhaken und einen Umzug nach Marsdorf planen muss?

Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich bin ein Kind des Geißbockheims. Ich durfte mit 13 Jahren das erste Mal zum Training kommen. Seitdem bin gefühlt seit über 20 Jahren jeden Tag vor Ort. Dadurch habe ich eine unglaubliche enge Bindung zu diesem wunderbaren Standort. Jeder Kölner weiß, dass dieser Standort das Herzstück des 1. FC Köln ist. Hier wurde durch Franz Kremer der Grundstein für diesen Club gelegt. Ich habe nur das Gefühl, dass die einzigen, die diesen Fakt völlig außer Acht lassen, die Menschen sind, die am langen Hebel sitzen: die Verantwortlichen der Stadt Köln. Aus diesem Grund ist es unausweichlich, dass wir uns Gedanken über einen alternativen Standort machen müssen.

Ärgert Sie der Umgang mit dem FC?

Der 1. FC Köln stellt sich nicht über die Stadt oder über die Natur. Im Gegenteil: Wir haben alles dafür getan, um diesen schönen Grüngürtel, wo ich jeden Tag gerne arbeite, aus dem Fenster schaue und mich wohl fühle, mit dem Fußball zu verbinden. Das muss in meinen Augen möglich sein. Deshalb kann ich es nicht verstehen, dass diese Stadt, in der ich groß geworden bin und diese Stadt, dessen Baby der 1. FC Köln ist, uns ständig Knüppel zwischen die Beine wirft. Wir definieren uns als Sportstadt. Doch fragen Sie mal außerhalb unserer Stadtmauern, mit was die Stadt Köln in Verbindung gebracht wird. Die Menschen sprechen über den Dom, den Karneval und den 1. FC Köln. Jeder Kölner identifiziert sich ebenfalls damit. Dass dann ausgerechnet eine der drei wichtigsten Säulen dieser Stadt so von der eigenen Stadt gebremst wird, ist für mich völlig unverständlich. Deshalb müssen wir jetzt klare Entscheidungen treffen, auch wenn mich das Verlassen des Geißbockheims persönlich hart treffen würde.

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