"Putin-Versteherin" will vor Gericht ziehen Osteuropa-Experten stellen sich gegen Krone-Schmalz
Gabriele Krone-Schmalz geht gerichtlich gegen ihre Kritikerin Franziska Davies vor. Forscher und Politiker positionieren sich deutlich.
Die Ankündigung der Kanzlei Höcker, im Auftrag der Ex-ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz gerichtlich gegen deren Kritikerin Franziska Davies vorzugehen, hat besonders bei Twitter für heftige Reaktionen gesorgt.
Viele Fachkollegen und Politiker solidarisieren sich auf der Social-Media-Plattform mit Osteuropa-Forscherin Davies. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München, ruft beispielsweise in einem Tweet dazu auf, bei Bedarf für Davies zu spenden: "Lasst uns mal wieder für eine gute und richtige Sache rocken."
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Solidarisch mit Davies twittern darüber hinaus unter anderem die
Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde und Claudia Major, die Mitglied im "Beirat zivile Krisenprävention" des Auswärtigen Amtes ist.
"Juristisch schikaniert"
Kulturhistoriker Martin Aust schreibt, Davies verteidige die Wissenschaft. Aust lehrt zur Geschichte und Kultur Osteuropas an der Universität Bonn. Eine seiner Kolleginnen dort: Ulrike Guérot, die vor wenigen Wochen wegen ähnlicher Thesen in die Kritik geraten war. Inzwischen prüft die Universität selbst Guérots Aussagen
Auch der renommierte US-amerikanische Osteuropa-Forscher Timothy Snyder schlägt sich auf Davies' Seite: Diese werde "juristisch schikaniert, nur weil sie Propaganda, und ganz mit Recht, analysiert und kritisiert". Zu Synders bekanntesten Werken zählt sein 2010 veröffentlichtes Buch "Bloodlands", in dem er die Massenmorde durch das nationalsozialistische und das stalinistische Regime zwischen 1933 und 1945 beleuchtet.
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Verteidigungs- und Russland-Experte Gustav Gressel nennt Gabriele Krone-Schmalz eine "Verschwörungstheoretikerin", die sich zwar gerne als Opfer von Cancel Culture bezeichne, "aber ihre Kritiker selbst mit Anwälten canceln" wolle.
Russland verstehen, "wenn es darum geht, Kritiker mundtot zu machen"
"Argumentieren statt klagen", fordert der Kolonialismus-Forscher Jürgen Zimmerer. "Klagen dürfen nicht dazu missbraucht werden, Wissenschafts-und Meinungsfreiheit zu beschränken!"
Eine "Heuchlerin" nennt ZDF-Journalist Thomas Dudek Krone-Schmalz. Die habe tatsächlich gelernt, Russland zu verstehen – "wenn es darum geht, Kritiker mundtot zu machen".
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Laut Andreas Umland, politischer Analyst am Stockholmer Zentrum für Osteuropa-Studien, habe Krone-Schmalz "mit ihrer Russland(miss)versteherei über Jahre die Öffentlichkeit fehlinformiert". "Sie zeichnete mit ihrer Schönfärberei des schon lange dubiosen #Putin-Regimes den ostpolitischen Irrweg Berlins vor." Ähnlich äußert sich auch Ex-CDU-Generalsekretär Peter Tauber: "Man hat ja eher den Eindruck, als ob sie direkt Anweisungen aus dem Kreml bekommt."
Besonders hart mit Krone-Schmalz ins Gericht geht Politologe Karl-Hermann Leukert in einem Text für die Webseite "Salonkolumnisten". Krone-Schmalz sei "die Grande Dame im russischen Tournee-Theater, die Diva im Club der Kollaborateure". Ihre Buchtitel läsen sich "wie die Bekenntnisse einer Drogenabhängigen".
"Bad News sind im Putin-Business Good News"
Leukert geht noch weiter: Bei Kritik werfe sich Krone-Schmalz in Pose, "feuerfest, beratungsresistent und hohlraumversiegelt, zieht die Augenbrauen hoch wie ein in die Studio-Kulisse gemaltes Emoticon und belehrt den Kritiker, als handele es sich um einen begriffsstutzigen Nachhilfeschüler". Er sieht juristisch kaum eine Chance für Krone-Schmalz, aber: "Bad News sind im Putin-Business Good News – Hauptsache, sie bleibt im Gespräch."
Unterstützung für Krone-Schmalz kommt von einer, die in ihrer eigenen Partei schon länger für Wirbel sorgt: In einem YouTube-Video, das kurz nach einem t-online-Artikel zur Kritik an Krone-Schmalz' Vortrag an der VHS in Reutlingen veröffentlicht wurde, verteidigt Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht die Ex-Korrespondentin.
Bei der Kritik an Krone-Schmalz gehe es darum, sie als Vertreterin ihrer Sichtweise zum Schweigen zu bringen – "klar". Wagenknecht führt auch ein zweites Beispiel an: die Kritik an der Bonner Professorin Ulrike Guérot. Wagenknechts Analyse: "Ich finde es empörend, mit welcher Selbstverständlichkeit hier die Repression rausgeholt wird."
- Youtube-Kanal von Sahra Wagenknecht
- Recherche auf Twitter