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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mieterhöhung für 7.000 Wohnungen "Unsensibel": Mieterverein schockiert über GAG-Entscheidung

Die Wohnungsbaugesellschaft GAG will die Miete in jeder sechsten Wohnung erhöhen – der Mieterverein Köln zeigt sich schockiert und rät Mietern dazu, sich zu wehren.
Krisensicher und unerschütterlich präsentierte sich die GAG in ihrem Geschäftsbericht des vergangenen Jahres: "Das Ergebnis von 2021 gibt uns auch weiterhin die Sicherheit und Stärke, die wir gerade jetzt mehr denn je benötigen", schrieb dort der Vorstand. "Unsere Mieterinnen und Mieter sowie die Menschen in Köln können weiterhin auf eine starke und krisenfeste GAG bauen."
Nun aber erhöht die GAG die Mieten für 7.000 Wohnungen – Grund dafür seien die hohen Energie- und Baukosten sowie gestiegene Zinsen. Trotz dieser Argumente stößt die Erhöhung beim Mieterverein Köln auf Unverständnis: "Dieser Schritt ist völlig konträr zur bisherigen Politik der GAG und hat mich sehr überrascht", sagt Pressesprecher Hans Jörg Depel zu t-online. "Wir haben das Unternehmen immer als fairen Vermieter gekannt." Diese Fairness fehle in der Entscheidung, die Mieten anzuziehen. Schließlich, so erklärt Depel, wohnten viele Familien seit mehreren Generationen in GAG-Wohnungen: "Sie nun in der Krise zu belasten, ist unsensibel."
Mieterverein sicher, Erhöhungen zum Teil abwenden zu können
Depel ist aber überzeugt, die Mieterhöhungen mit seinem Verein für einen großen Teil der Betroffenen verhindern zu können: "Wenn das Schreiben über die Erhöhung zugestellt wurde, hat der Mieter den Rest des laufenden Monats plus zwei volle weitere Monate Zeit, um der Erhöhung zu widersprechen", erklärt er.
Der Mieter müsse glaubhaft machen, dass die Wohnung beispielsweise an einer lauten Straße liege, oder die Qualität der Ausstattung eine Anpassung an die ortsübliche Vergleichsmiete nicht rechtfertige: "Das erfordert Fingerspitzengefühl und Ortskenntnis und wir helfen gerne dabei", so Depel.
Wer die Rechtsberatung des Mietervereins Köln in Anspruch nehmen will, muss jedoch Mitglied sein.
GAG-Sprecher: "Wir haben unsere Gründe"
Trotz des Gegenwindes will die GAG an ihrer Mietpreiserhöhung festhalten: "Wir haben nicht damit gerechnet, auf freudige Reaktionen zu stoßen, aber wir haben unsere Gründe dafür", erklärt Jörg Fleischer, Pressesprecher der GAG. "Die Erhöhung ist notwendig, damit wir als Unternehmen auch in Zukunft weiter so agieren können, wie es erwartet wird", führt er mit Blick auf Modernisierung und klimafreundliches Bauen fort. Schlussendlich leide eben auch die GAG unter Krise, Inflation und Kostenexplosion: "Dennoch bieten wir jedem Hilfe an, der durch die Mieterhöhung in eine Schieflage gerät", so Fleischer.
Unterdessen wollen andere Wohnungsbaugesellschaften – etwa Vonovia und die Vivawest – zunächst auf eine Erhöhung ihrer Mietpreise verzichten. Ob das aber in Zukunft so bleiben wird, bezweifelt Hans Jörg Depel vom Mieterverein Köln stark: "Es würde mich nicht wundern, wenn andere Wohnungsbaugesellschaften nachziehen."
- Website der GAG Immobilien AG
- Telefonate mit Hans Jörg Depel und Jörg Fleischer