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Köln: Mann wirft 27-Jährigem Bierflasche ins Gesicht – Kripo ermittelt


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Homophober Übergriff?
Mann wirft 27-Jährigem Bierflasche ins Gesicht – Kripo ermittelt


Aktualisiert am 08.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Lukas Wilmsmeyer im Krankenhaus: Der 27-Jährige wurde mit einer Flasche beworfen und musste wegen eines gebrochenen Nasenbeins und einer tiefen Schnittwunde behandelt werden.Vergrößern des Bildes
Lukas Wilmsmeyer im Krankenhaus: Der 27-Jährige wurde mit einer Flasche beworfen und musste wegen eines gebrochenen Nasenbeins und einer tiefen Schnittwunde behandelt werden. (Quelle: Instagram/Lukas Wilmsmeyer)
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Erneuter homophober Angriff in Köln? Einem 27-Jährigen soll am Rande des CSD eine Bierflasche ins Gesicht geworfen worden sein. Die Polizei ermittelt.

So hatte sich Lukas Wilmsmeyer den CSD nicht vorgestellt. Am Abend eines langen Arbeitstages wollte er noch die ausklingenden Feierlichkeiten des Fests der Toleranz genießen und musste dann am eigenen Leib erfahren, dass Toleranz gegenüber queeren Menschen in Köln wohl nicht ganz selbstverständlich ist. Ein Unbekannter hatte ihm eine Bierflasche ins Gesicht geworfen. Nun ermittelt die Kriminalpolizei wegen schwerer Körperverletzung, wie eine Polizeisprecherin t-online mitteilte. Details dürfe sie aber nicht nennen.


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Ich fühlte mich wie ein Zootier


Lukas


Wilmsmeyer schildert den Abend so: Er sei am Samstagabend gegen 23 Uhr auf dem Heumarkt im weißen Kleid offen queer unterwegs gewesen. Dort sei er von einer Frau angesprochen worden, erzählt er. "Sie wollte ein Bild mit mir machen, nahm meinen Hut und die Sonnenbrille und verlangte von mir, dass ich ihre Hand küsse." Das fand er recht skurril und übergriffig. Trotzdem habe er sich darauf eingelassen. Den Handkuss habe er aber verweigert. "Ich fühlte mich wie ein Zootier, das andere begaffen."

Köln: Ein junger Mann wurde Opfer mehrerer Übergriffe

Bald darauf kam es zur nächsten unangenehmen Situation für Wilmsmeyer. Ein Mann sei ihm viel zu nahegekommen, habe ihm eine seiner Pommes klauen wollen und ihm einen Luftkuss zugeworfen. "Das war ziemlich abstoßend. Also habe ich ihm eine Pommes hinterhergeschnipst", erzählt er weiter. Die Pommes habe allerdings dessen weibliche Begleitung getroffen. Daraufhin habe er den Mann zur Rede stellen wollen. Ohne Erfolg.

Als sich Wilmsmeyer dann umgedreht hatte, eskalierte die Situation. "Ich spürte, wie mir jemand plötzlich von hinten auf den Kopf geschlagen hat", berichtet er. Nach einem Gerangel hätten Passanten ihn und den Angreifer trennen können.

"Das Nächste, was ich dann gespürt habe, war ein Schlag in mein Gesicht." Er hatte laut Zeugen eine Bierflasche ins Gesicht bekommen. Die Folge: eine Schnittwunde, nah am Auge. "Ich habe sehr stark geblutet und musste im Krankenhaus genäht werden. Auch Hämatome habe ich im Gesicht." Das Foto und ein Video seiner Verletzungen postete er hinterher bei Instagram. Eine Untersuchung habe zudem einen Nasenbeinbruch ergeben.

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"Köln als queere Hauptstadt wird überbewertet"

Der offen queer lebende 27-Jährige beobachtet schon länger wachsende Queerfeindlichkeit in Deutschland. Er stammt ursprünglich aus Bielefeld und war zum Studium nach Köln gezogen und geblieben – auch weil sich die Stadt rühmt, so tolerant zu sein. "Das wird ziemlich überbewertet", findet er. Den Beweis liefern die weiteren Übergriffe aus derselben Nacht, von denen er berichtet.

Gegen 2 Uhr sei er aus dem Krankenhaus herausgekommen und habe auf den Schock einen Schnaps trinken wollen. Dazu sei es zunächst aber nicht gekommen. Am Durchgang zwischen Rudolfplatz und Schaafenstraße hätten ihn nämlich fünf junge Männer angepöbelt, geschubst und getreten. "Verpiss dich, du Schwuchtel", sollen sie ihm zugerufen haben.

"Daraufhin habe ich die Polizei gerufen. Leider ist mein Handy ausgegangen." Die jungen Männer seien davongerannt, er hinterher. Aus Angst um sein schon lädiertes Gesicht habe er sich dann aber zurückgezogen. "Ich hatte kein Vertrauen mehr in andere Leute in der Nähe."

Wilmsmeyer: Queerfeindlichkeit hat zugenommen

"Ich fühlte mich in der Situation allein", sagt Wilmsmeyer. Zurück aus der Kneipe hätten drei der jungen Männer immer noch am Rudolfplatz gesessen, woraufhin Wilmsmeyer dann eine Streife alarmiert habe. Die Polizisten hätten die drei anschließend zur Rede gestellt.

Als diese Situation dann geklärt war, sei Wilmsmeyer noch dreimal angemacht worden, einmal aus einer Gruppe heraus, einmal aus einem Fenster und einmal rief jemand "Ich liebe dich" aus dem fahrenden Auto und lachte ihn aus. In Sachen Toleranz gegenüber queeren Menschen sieht der 27-Jährige in letzter Zeit Rückschritte. "Ich habe noch keinen Ort gesehen, an dem man sagen kann, das passiert hier nicht."

Wilmsmeyer glaubt, dass sich Queerfeindlichkeit in der Schule entwickelt. Die Halbstarken würden zueinander in harter Konkurrenz stehen und würden sich deshalb von Queerness stark abgrenzen, um nicht als schwach zu gelten. "Deshalb beleidigen sie queere Personen oder werden sogar gewalttätig", meint er.

Die Dragqueen Marcella Rockefeller hatte in einem Interview mit t-online ganz ähnliche Erfahrungen geschildert. Sie wünscht sich mehr Schutz durch Sicherheitspersonal rund um queere Hotspots wie die Schaafenstraße.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Lukas Wilmsmeyer
  • Nachfrage bei der Polizei
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