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"Hells Angels"-Größe Frank Hanebuth aus Hannover: Das weiß man über ihn


Ex-Hells Angels-Boss Frank Hanebuth
Vom Rausschmeißer zum bekanntesten Rocker Deutschlands

Von t-online, pas

Aktualisiert am 22.12.2024 - 12:57 UhrLesedauer: 6 Min.
Frank Hanebuth vor der Sansibar in Hannover (Archivbild): Wer ist der Mann, der das hannoversche Nachtleben kontrolliert?Vergrößern des Bildes
Frank Hanebuth vor der Sansibar in Hannover (Archivbild): Wer ist der Mann, der einst das hannoversche Nachtleben kontrollierte? (Quelle: Henning Scheffen/imago-images-bilder)
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Frank Hanebuth, Ex-Präsident des ehemaligen Hells-Angels-Charters Hannover, beeindruckt. Die dunkle Faszination einer Rockerlegende und ihr gesellschaftlicher Aufstieg.

Wo er auftaucht, fällt der Mann auf: Groß ist er, ein Hüne von 1,98 Meter, der Kopf kahl rasiert, die Schultern breit. Um den Mund trägt er einen akkurat getrimmten, schmalen Bart. Seine Haut ist meist solariumbraun gebrannt.

Doch wer ist Frank Hanebuth und wie wurde er zum bekanntesten Gesicht der deutschen Rockerszene?

Wer ist Frank Hanebuth?

In die Wiege wurde ihm das Rocker-Milieu nicht gelegt. Er stammt aus einer bürgerlichen Familie; sein Vater Berufsschuldirektor, seine Mutter Chefsekretärin. Der Rocker wurde 1964 in Garbsen-Osterwald bei Hannover als Frank Armin Hanebuth geboren. In Hannover nennt man ihn "der Lange".

Doch schon während seiner Lehrzeit als Zimmermann zog es ihn ins Steintorviertel, den hannoverschen Rotlichtbezirk. Ab 1983 arbeitete er in einer Gaststätte am Tresen. Später nahm er einen Job als Wirtschafter an – das sind in Bordellen die Jungs für alles: Rausschmeißer. Parallel begann er eine Karriere als Schwergewichtsboxer und nahm bis Mitte der 90er-Jahre an vier Profikämpfen teil. Auch sein Sohn sollte später im Boxsport erfolgreich sein.

1995 wurde Frank Hanebuth dann Mitglied und später Präsident des Bones MC, damals der größte deutsche Motorradklub. Als die Hells Angels nach Deutschland übersetzten, tauschten Hannovers Bones kurzerhand die Kutten. Als Präsident des Hells-Angels-Charters Hannover soll er schon bald zu den einflussreichsten Mitgliedern der deutschen Sektion gehört haben.

Wie ist sein Werdegang?

Hanebuth hatte damals erheblichen Einfluss auf Hannovers Rotlichtviertel. Viele nannten ihn den "Steintorkönig". Doch das genügte ihm nicht: Zur Jahrtausendwende versuchten er und seine Rocker, ihren Machtbereich nach Lüneburg und Hamburg auszudehnen. Noch im selben Jahr endete vorübergehend Hanebuths Aufstieg: Weil er einen anderen Rocker beinahe totgeprügelt haben soll, verurteilte ihn das Landgericht Hannover zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Strafmildernd wirkten sich eine Schmerzensgeldzahlung über 26.000 Euro und ein umfassendes Geständnis aus.

Nach seiner Entlassung beschränkte Hanebuth sich wieder auf Hannover. Er übernahm den Großteil der Tanzclubs, Bordelle, Sexshops und Pornokinos am Steintor, führte sie mit diversen Tochterfirmen. Die "Hells Angels" stellten im Partyviertel die Türsteher, teils direkt mit Rockerkutte, teils indirekt durch eigene Firmen. Das Geschäft brummte und Hanebuth erreichte mit seinem Klub doch noch seine Vormachtstellung im norddeutschen Raum – über Umwege. Jetzt musste er nur noch das Schmuddel-Image loswerden.

Ein geachteter Mann

Wichtig war dabei für ihn vor allem Götz von Fromberg. Der Staranwalt vertrat Hanebuth seit seinen Anfängen. Seine Eltern hatten Fromberg beauftragt, ihren Sohn zu verteidigen, als der Schwierigkeiten wegen eines "typischen Türsteherdelikts" hatte, berichtete die "FAZ". Fromberg war fester Teil der sogenannten "Frogs" ("Friends of Gerd"), den Freunden des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder. Zudem war er als Anwalt viele Jahre Bürokollege des späteren Kanzlers.

Fromberg stellte Hanebuth auch anderen bekannten "Frogs" vor: Musikern wie Udo Lindenberg oder Scorpions-Sänger Klaus Meine. Auch der einstige Preussag- und spätere Tui-Chef Michael Frenzel und der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer kamen gern zu Frombergs "Herrenabenden" – zumindest eine gewisse Zeit lang, wie Fromberg im Jahr 2012 in einem "FAZ"-Interview über die Abende in seinem "Krökelkeller" sagt.

Hanebuths Aufstieg am Steintor

"Als Gerhard Schröder Bundeskanzler war, habe ich entgegen meiner Überzeugung zu Herrn Hanebuth gesagt, ich könne ihn nicht einladen – sonst kommt der Vorwurf der Nähe zwischen Hells Angels und Politik", so Fromberg in dem Interview. Erst nach dem Ende von Schröders Kanzlerschaft sei Hanebuth dann wieder bei den Feierlichkeiten dabei gewesen.

So wuchs Hanebuth allmählich zu einer bedeutenden Persönlichkeit Hannovers heran. Kein Wunder: Als "Befrieder" des zuvor von Albanern, Russen und Türken blutig umkämpften Steintors erlangte er einen Ruf der Gesellschaftsfähigkeit, der ihm in Hannover bis heute nachhallt.

2010 gelang ihm als Verhandlungsführer bei den "Friedensverhandlungen" mit dem konkurrierenden Bikerclub Bandidos als Vertreter der "Höllenengel" ein Durchbruch. Moderiert wurden die Verhandlungen, wie sollte es anders sein, von seinem Anwalt, Götz von Fromberg.

Nähe zur Lokalpresse

Hanebuth soll nicht nur ins Milieu gewirkt haben, sondern seine Beziehung auch gen Polizei und zu den lokalen Medien ausgeweitet haben. Durch das Engagement von Journalisten der Lokalzeitungen als freie Mitarbeiter für Hanebuths Szenemagazin, die "Steintornews", besaß Hanebuth eine heikle Nähe zur Lokalpresse in Hannover. Ein festangestellter Journalist wurde damals im Impressum des Magazins geführt. Später gab er das Blatt zusammen mit dem "Verein Steintorwirte" heraus.

Kritik an all diesen Verbindungen kam hauptsächlich von auswärtigen Medien. So berichtete die freie Journalistin Christine Kröger in ihren Recherchen über die Verbindungen von Hanebuth. Ihre Recherchen, die auch Teile der niedersächsischen Staatsanwaltschaften betrafen, brachten ihr zum Teil juristische Schwierigkeiten ein. Später führten ihre Dossiers, die auf zahlreichen Ermittlungsakten basierten, dazu, dass norddeutsche Innenminister die Rockerkriminalität neu bewerteten.

Was Hanebuth in der Vergangenheit vorgeworfen wurde

Heikel wurde es für Hanebuth ab dem Jahr 2011: Der damalige niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte den hannoverschen Polizeichef Volker Grahl abgesetzt, weil dieser in einem der Clubs von Frank Hanebuth gefeiert hatte. Er habe nach einer Feier ein Bier trinken wollen und sei dann eher zufällig in der "Sansibar" gelandet, behauptete Grahl. Doch das half ihm nicht. Zuvor hatte sein Vize noch vor einem Besuch im Rotlichtviertel gewarnt: So was würde die Position der Hells Angels stärken.

Kurz darauf kündigte Hanebuth seinen Rückzug aus dem Sicherheitsgeschäft im Steintorviertel an. Schünemann hatte es auf die Rocker abgesehen, ein Verbot der Hells Angels in Hannover stand im Raum. Im Mai 2012 schlugen Beamte des Landeskriminalamts Niedersachsen und der GSG 9 zu und stürmten sein Anwesen in der Wedemark und erschossen seinen Hofhund. Ein Jahr später wurden die Ermittlungen mangels Beweisen eingestellt.

Hanebuths Ruf in den elitären Kreisen war jedoch ruiniert. Einem Verbot seines Charters kam er zuvor, indem er die Hells Angels Hannover auflöste.

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Neustart und Verhaftung in Spanien

Von 2012 an lebte Hanebuth auf Mallorca, wo er sich nach eigenen Angaben in einer millionenschweren Finca zur Ruhe setzen wollte. Doch im Sommer 2013 wurde er bei einer Razzia zusammen mit mehreren mutmaßlichen Mittätern festgenommen. Die spanische Justiz wirft ihm seitdem vor, als regionaler Chef der Hells Angels auf Mallorca eine kriminelle Vereinigung gebildet und zahlreiche schwere Straftaten begangen zu haben.

"Hanebuth bewegt Millionen, aber nichts ist auf seinen Namen eingetragen. Es war schwierig, dieses Spinnennetz zu entwirren", zitierte das Magazin "Focus" 2013 einen spanischen Inspekteur.

Zurück in die Freiheit

Nach zwei Jahren in Untersuchungshaft wurde Hanebuth im Sommer 2015 gegen eine Kaution von 60.000 Euro und unter Auflagen freigelassen. Er durfte das Land zunächst nicht verlassen und musste sich regelmäßig bei den Behörden melden.

Vor Hanebuths Entlassung aus der spanischen Untersuchungshaft gründeten die Hells Angels in Hannover bereits ein neues Chapter namens "North Gate". Dies war möglich, weil das hannoversche Kuttenverbot im Jahr 2015 in seiner bisherigen Fassung vom Bundesgerichtshof aufgehoben wurde. Die Gruppe hat mit der "Biker's Bar" und dem Bordell "FKK Villa" in Hannover feste Treffpunkte. Kurz nach seiner Rückkehr aus Spanien bekam Hanebuth auch die Präsidentenkutte.

Aktuelle Aktivitäten der Hells Angels

Das Landeskriminalamt schätzt, dass es Hunderte Mitglieder in Ortsgruppen der Rocker in Niedersachsen gibt, darunter auch der berüchtigte Ortsverein Hannover. Die Clubs sind allerdings nicht mehr so sichtbar wie früher: Seit 2017 gibt es ein neues Kuttenverbot, das für Rocker wie die Hells Angels, Bandidos und Co. gilt. Die Corona-Pandemie hat zudem die Erfassung der Rocker erschwert, da es weder Ausfahrten noch Treffen und Club-Feiern geben durfte.

Während einer Gerichtsverhandlung im Fall einer Körperverletzung machte Hanebuth Angaben zu seinem Einkommen. Rund 2.300 Euro verdiene er monatlich – wegen Corona, berichtete die "Hannoversche Allgemeine" damals. Er selbst lebe demnach von 1.300 Euro. Was mit seinem Vermögen ist, bleibt unklar.

Ein freier Mann

Im Januar vergangenen Jahres startete dann der spektakuläre Prozess vor dem nationalen Staatsgerichtshof in Madrid – mit fast zehn Jahren Verzögerung. 32 Personen waren im September zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt worden. Für Hanebuth waren in Spanien ursprünglich 13 Jahre Haft gefordert worden. Doch er und zwölf weitere Personen wurden freigesprochen. Hanebuth hatte bis zum Urteil stets seine Unschuld beteuert.

Die Staatsanwaltschaft warf ihm laut Anklageschrift von 2019 die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Bedrohung und illegalen Waffenbesitz vor. Einige seiner Mitangeklagten waren unter anderem auch der Zuhälterei und des Drogenhandels beschuldigt worden. Das Urteil ist seit März dieses Jahres rechtskräftig.

Verwendete Quellen
  • faz.net: "Ein Nachmittag im Steintorviertel"
  • archiv.md: HAZ: "Frank Hanebuth drohen 23 Jahre Gefängnis"
  • web.archive.org: Impressum der Steintor-News
  • mallorcamagazin.com: "Hängepartie in den Flitterwochen"
  • tagesspiegel.de: "Der Hannover-Komplex: Interview mit Lutz Hachmeister: "Wulff hat Schröder immer beneidet"
  • weser-kurier.de: "Der lange Schatten des Frank H."
  • Hannoversche Allgemeine:
  • ndr.de: "Prozess gegen Ex-Hells-Angels-Boss: Hanebuth spricht erstmals"
  • taz.de: "Hells Angels vor Gericht: Die Höllenengel von Hannover"
  • bild.de: "Jetzt spricht der Hells-Angels-Boss"
  • taz.de: "Frank Hanebuth: Der Steintorkönig"
  • spiegel.de: "Chef der Rockerbande muss ins Gefängnis"
  • correctiv.org: "Die Gasprom-Lobby"
  • ndr.de: "Rocker verprügelt Mechaniker: Auch Hanebuth erhält Geldstrafe"
  • DerWesten.de: "Rocker-Boss Frank Hanebuth hat nahe Hannover geheiratet"
  • stern.de: "Frank Hanebuth: Rocker-Hochzeit legt Dorf zeitweise lahm"
  • faz.de: "Verteidigung fordert Freispruch für Ex-Rocker-Boss Hanebuth in Spanien"
  • spiegel.de: "Friedensvertrag zwischen Bandidos und Hells Angels"
  • Reinhard Bingener, Markus Wehner: "Die Moskau-Connection" (C.H. Beck)
  • haz.de: "Hannover hat wieder einen Hells-Angels-Club"
  • Christine Kröger: "Im Zweifel für den Staatsanwalt"
  • Christine Kröger: Der lange Arm der „Hell’s Angels“
  • Christine Kröger: "Der Spitzel, der zu viel wusste"
  • Christine Kröger: "Sex, Lügen und Video"
  • Eigene Recherche
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