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Hannover Scorpions: Mutmaßliche Hells Angels schüchtern Fans ein


Rocker schüchtern Fans ein
Mutmaßliche Hells Angels sorgen für Entsetzen

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 24.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Die Rocker im Eisstadion: Die Männer sollen Gästefans bedroht, angerempelt und eingeschüchtert haben.Vergrößern des Bildes
Die Rocker im Eisstadion: Einige der Männer sollen Gästefans bedroht, angerempelt und eingeschüchtert haben. (Quelle: privat)

Die Hannover Scorpions spielen um den Aufstieg, doch abseits der Eisfläche gibt es Ärger: Grund ist der Auftritt von Rockern.

Für die Hannover Scorpions geht es um den Aufstieg aus der Oberliga Nord in die DEL2, die zweithöchste deutsche Eishockeyliga. In der Best-of-Seven-Finalserie gegen die Blue Devils Weiden steht es nach einer Auswärtsniederlage am Dienstag 2:3. Aber das Sportliche droht derzeit, in den Hintergrund zu rücken.

Denn beim Heimspiel am vergangenen Sonntag soll Fanberichten zufolge eine "Riesenhorde Hells Angels" für Ärger gesorgt haben. Gästefans sprechen von massiven Einschüchterungsversuchen. Die Rocker sollen organisiert wie Securitymitarbeiter aufgetreten und mit Funkgeräten und Knöpfen im Ohr ausgestattet gewesen sein.

"Die sind das ganze Spiel ums Eis gekreist. Ich habe Muffe gehabt"

Bilder zeigen massige Männer mit Armbinden. Auf den Binden ist jeweils die Zahl 818 zu sehen – der Code steht für die Buchstaben HAH, was Hells Angels Hannover bedeutet.

Die Rockergruppierung mit ihrem Präsidenten Frank Hanebuth an der Spitze hatte sich 2012 offiziell selbst aufgelöst, wohl um einem Verbot zuvorzukommen. Hanebuth, ein ehemaliger Schwergewichtsboxer, ist eine berüchtigte Gestalt: 1999 prügelte die Hannoveraner Rotlichtgröße ein Bandenmitglied fast tot – dreieinhalb Jahren Gefängnis. Später wurde unter anderem gegen Hanebuth ermittelt, weil er im Verdacht stand, einen Mord in Auftrag gegeben zu haben. GSG9-Beamte landeten mit einem Helikopter in seinem Garten.

Beweisen ließen sich die Vorwürfe allerdings nicht. Auch Zuhälterei, Menschenhandel, Geldwäsche, illegaler Waffenbesitz, Drogenhandel oder die Bildung einer kriminellen Vereinigung konnten Hanebuth nie nachgewiesen werden. Zuletzt war er 2023 in Spanien aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.

Am Sonntag sollen die Rocker nun bei den Hannover Scorpions immer wieder durch den Gästeblock gestreift sein und Fans angerempelt haben.

"Die sind das ganze Spiel ums Eis rum gekreist, es war wirklich skurril-bedrohlich", berichtete ein Fan t-online. Im Gästeblock, in dem viele Fans auch anderer Vereine und Kinder und Jugendliche gewesen seien, hätten sich die Stadionbesucher unwohl gefühlt. "Ich habe wirklich Muffe gehabt und mir den Toilettengang verkniffen, bis der Rockerboss und seine Schergen wieder weg waren", so der Fan.

Haben die Hannover Scorpions die Hells Angels angeheuert?

Während des zweiten Drittels soll es zu mindestens einer Auseinandersetzung gekommen sein. Eine Polizistin sei dazwischen gegangen, als ein Rocker handgreiflich geworden sei.

Im Internet beschrieben Fans ebenfalls brenzlige Szenen. Mehrmals seien Weidener Fans bedroht worden. In einem Eishockey-Forum schreibt ein User, nach einer Beschwerde bei der Polizei sei ihm mitgeteilt worden, dass die Männer mit den 818-Binden am Arm vom Verein organisiert worden seien.

Hannover-Fans entsetzt: "Das geht überhaupt nicht!"

Ob das stimmt, ist unklar. Am Telefon erklärte ein Vereinsmitarbeiter t-online, die Hannover Scorpions hätten eigentlich einen anderen Ordnungsdienst, der auch an dem Tag vor Ort gewesen sei. Zu den Bildern von den Rockern im Stadion könne er nichts sagen. Eine schriftliche Anfrage an den Verein blieb bislang unbeantwortet.

Die Polizei teilte lediglich mit, das "Verhalten der eingesetzten Ordnungskräfte" habe viele Aspekte. "Sämtliche Erkenntnisse in diesem Zusammenhang werden derzeit dezidiert betrachtet." Die Frage, ob die Herren mit den 818-Binden vom Verein berufene Ordnungskräfte waren, beantworteten die Beamten nicht.

Ein Fan der Weidener sagte t-online, die Verantwortlichen der Hannover Scorpions hätten mit Sicherheit von der Anwesenheit der Rocker gewusst. "Das ist gar nicht anders möglich: Die sind im Fünfminutentakt an den Gästefans vorbei marschiert, immer 15 bis 20 Leute in Kolonne." Zu den offiziellen Ordnern hätten die Rocker offenbar einen guten Draht gehabt. "Die haben sich zugezwinkert und zugenickt. So etwas habe ich in den 30 Jahren, in denen ich zum Eishockey gehe, noch nicht erlebt."

Auch einige Fans der Hannover Scorpions reagierten mit Entsetzen auf den Rocker-Auftritt: Er hoffe, er habe "die genannten Herrschaften mit ihren Armbinden" zum ersten und letzten Mal im Eisstadion gesehen, schrieb einer. "Das geht überhaupt nicht!"

Verwendete Quellen
  • Anfragen an die Hannover Scorpions und die Polizei
  • Berichte von Fans aus dem Stadion
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