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Zum journalistischen Leitbild von t-online.7 Fragen an OB-Kandidatin Manuela Rottmann: "Ich kenne jeden Winkel in der Stadt"
OB-Wahl in Frankfurt: Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann will die Stadt nach vielen Monaten der Skandale wieder handlungsfähig machen.
Am 5. März wird in Frankfurt ein neues Stadtoberhaupt gewählt. 20 Kandidatinnen und Kandidaten streben nach dem Chefsessel im Römer: t-online hat den drei aussichtsreichsten Kandidatinnen und Kandidaten – Mike Josef (SPD), Uwe Becker (CDU) und Manuela Rottmann (Grüne) – jeweils sieben Fragen gestellt. Die Interviews erscheinen der Reihe nach bis zum 3. März.
t-online: Frau Rottmann, was wollen Sie in den ersten 100 Tagen politisch umsetzen?
Manuela Rottmann: Das Entscheidende ist, dass die Stadt Frankfurt nach Monaten der Skandale rund um die SPD überhaupt wieder handlungsfähig wird. Die Sanierung der Schulen, etliche Planungsvorhaben liegen brach, wir müssen das, was die Kinder und Jugendlichen in den Corona-Jahren versäumt haben, schnell aufholen. Dafür braucht es eine neue Führung im Römer, keine alten Seilschaften.
Was ist das drängendste Thema, das in Frankfurt angegangen werden muss?
Entscheidungen im Römer müssen schneller getroffen und umgesetzt werden. Dazu braucht es eine klare politische Führung, die sich nicht wegduckt, wenn es stürmisch wird, und alle, auch die Opposition, einbindet. Nur so können wir den jahrelangen Stillstand beim Bau bezahlbarer Wohnungen, beim Bau und bei der Sanierung unserer Schulen oder beim Standort für die städtischen Bühnen auflösen.
Wie wollen Sie die Probleme im Bahnhofsviertel angehen?
Gewaltkriminalität müssen wir unverzüglich ahnden und mit mehr Polizeipräsenz bekämpfen, Müllvandalismus muss jeder Verursacher deutlich in der eigenen Brieftasche spüren. Als Sofortmaßnahme brauchen wir Hygieneräume, mehr Licht und die Beseitigung von Schmutzecken. Damit wieder Vertrauen entsteht, werde ich weitere verbindliche Schritte für die Verbesserung der Situation im Bahnhofsviertel mit allen zuständigen Dezernaten, der Landespolizei, Gewerbe und Anwohnerinnen und Anwohnern verabreden und regelmäßig über die Umsetzung berichten. Den Ausbau der Hilfen in Frankfurt für Suchtkranke und Obdachlose werde ich als Oberbürgermeisterin damit verknüpfen, dass auch andere große Städte in der Region die Verantwortung für ihre suchtkranken Bürger wahrnehmen und eigene Hilfen aufbauen.
Frankfurter Würstchen oder vegane Alternative?
Lieber Frankfurter Grüne Soße.
Sie kehren nach längerer Zeit nach Frankfurt zurück. Wie gut kennen Sie die Stadt noch?
Ich kenne jeden Winkel in der Stadt, einschließlich der Briefkästen, denn ich habe mein Studium mit einem Job bei der Post finanziert. Hier habe ich studiert, gearbeitet, Kommunalpolitik gemacht, mein Sohn ist hier zur Welt gekommen, in den Kindergarten und in die Schule gegangen. Ich treffe jeden Tag Bekannte auf der Straße. Vor allem kenne ich Frankfurt auch von außerhalb des Römers: Ich habe den selbstbestimmten Wechsel aus der Politik in ein Unternehmen geschafft. Ich bringe andere Perspektiven mit als lebenslange Berufspolitiker.
Sie sagen, Ihr wichtigstes Ziel als Oberbürgermeisterin sei, Frankfurt bis 2035 klimaneutral zu gestalten. Was würden Sie tun?
Zuerst einen Solargipfel einberufen, mit Immobilieneigentümerinnen und -eigentümern, unserem Energieversorger Mainova, dem Bürgersolarverein und Handwerk zur Beschleunigung des Ausbaus der Photovoltaik auf Frankfurter Dächern. Den Nahverkehr barrierefrei, bezahlbar und klimaneutral machen. Frankfurt wird unter mir Modellstadt für nachhaltiges Bauen. Und wir holen mehr Grün in die Stadt auf Dächer und Fassaden, pflanzen Bäume und planen Wasserrückhalt ein.
Frankfurt holt im Radverkehr auf, allerdings sorgt das immer wieder für heftige Auseinandersetzungen in der Stadt. Wie wollen Sie die Gemüter beruhigen?
Dass Fahrradfahren in Frankfurt inzwischen deutlich sicherer ist, ist ein echter Erfolg. Die Frankfurterinnen und Frankfurter stimmen mit den Pedalen ab: Immer mehr steigen auf das Fahrrad um. Wir alle wollen mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger und sicheren Radverkehr, mehr Platz für Gastronomie und eine gesunde Stadt, die nicht im Stau erstickt. Paris, Wien, Mailand – alle großen europäischen Städte gehen diesen Weg. Frankfurt gehört für mich in die Reihe dieser fortschrittlichen Metropolen. Ich werde aber die Einbeziehung unterschiedlicher Belange und die Kommunikation über die Maßnahmen verbessern. Für mich ist es kein Tabu, da, wo das Umsteuern in der Praxis klemmt, zuzuhören, zu lernen und nötigenfalls zu korrigieren.
- Anfrage an Manuela Rottmann