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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Dreh-Kult im Ruhrgebiet Von Witzen bis Pizza: Diese kuriosen Automaten gibt es im Pott
Früher kaufte man an den Automaten seine Kaugummis und Zigaretten, heute macht das kaum einer mehr. Doch es gibt neue Maschinen, die viel Außergewöhnlicheres ausspucken.
Wer einmal seinen Blick dafür schärft, entdeckt sie überall: Automaten. Getränke- und Snackautomaten auf Bahnsteigen, Kondomautomaten in WC-Anlagen, Kaffeeautomaten in der Mensa. Das Prinzip ist immer dasselbe: Münze rein, Ware raus. Was der Automat ausspuckt, kann mitunter aber ganz schön ungewöhnlich sein. t-online hat sich auf die Suche nach besonderen Automaten im Ruhrgebiet gemacht.
Einmal Lachen für 20 Cent
So gibt es in Dortmund (Deutsch-Luxemburger Str. 44) zum Beispiel einen Witze-Automaten. Wer 20 Cent hineinschmeißt, erhält aus der kleinen roten Maschine eine Plastikkapsel. Früher spuckte die Maschine Kaugummis zum selben Preis aus.
In der kleinen Kapsel enthalten ist ein Zettel mit einem Witz oder einer Scherzfrage. Bei einem Selbsttest sorgt der Gag tatsächlich für ein kleines Schmunzeln: "Laufen zwei Zahnstocher den Berg hoch und werden plötzlich von einem Igel überholt. Sagt der eine zum andern: 'Ach – hätt ich gewusst, dass ein Bus fährt, wäre ich mit dem gefahren!'"
Betrieben wird der Automat, der im Stadtteil Hombruch liegt, seit 2019 von Sebastian Everding. Er ließ sich von Kabarettist Oliver Tissot inspirieren, der zuvor bereits einen Witze-Automaten in Nürnberg aufgehängt hatte.
Eine Portion Glück statt Zigaretten
Der Automat, der seit Anfang des Jahres in Essen am Rüttenscheider Stern steht, war früher ein Zigarettenautomat. Pop-Art-Künstler Dennis Klapschus („dekLart“) hat ihn zu einem strahlend bunten Glückskeks-Automaten umgebaut. Für einen Euro gibt es eine Portion Glück – in Form von Glückskeksen und Schokoriegeln.
Was genau aus der Maschine kommt, bleibt jedes Mal eine Überraschung: Der Inhalt reicht von Sprüchen, die zum Nachdenken anregen sollen, bis hin zu Gutscheinen für einen Cappuccino oder eine Bratwurst bei Geschäften in Rüttenscheid. Das Geld aus dem Automaten fließt an gemeinnützige Projekte in Essen.
Aber Achtung: Weil der Andrang enorm ist, kommt der Betreiber oft nicht mit dem Nachfüllen hinterher. Derzeit befindet sich der Automat deshalb im "Urlaub". Wann es weitergeht, kann man auf der Instagram-Seite von Klapschus erfahren.
Versorger für spontane Grillpartys
Wer sonntags spontan eine Grillparty veranstalten möchte, aber kein Fleisch mehr zu Hause hat, muss seine Pläne nicht canceln: In Duisburg (Obere Kaiserswerther Str. 15) gibt es einen Automaten, der 24 Stunden am Tag Grillgut zur Verfügung stellt. Da gibt’s zum Beispiel drei Krakauer für 4 Euro, marinierte Hähnchenbrust für 5 Euro, Rumpsteak für 10 Euro und drei Nackensteaks für 6 Euro.
Auch für Saucen (von Currysauce über BBQ und Knobi bis hin zu Spicy Mango) ist gesorgt. "Der Automat wird bei schönem Wetter sehr, sehr gut angenommen", sagt Betreiber Tim Upietz unserer Redaktion. Teilweise kämen einige Hundert Leute am Tag.
Im Duisburger Süden steht der Automat seit Ende 2020, direkt neben einer Bäckerei. Das Fleisch aus dem Automaten stammt aus der Fleisch- und Wurstmanufaktur Timm. Die wiederum bezieht es von Bauernhöfen der Region. Einen Ableger gibt es inzwischen auch in Oberhausen (Max-Planck-Ring 39).
Futter für Wildbienen
Der Bienenfutter-Automat in Dortmund (Tannenstraße 1) ist schon von Weitem zu erkennen: Er leuchtet knallig gelb in der Fußgängerzone. Den Automaten, der angepasste Samenmischungen und Blumenzwiebeln für 50 Cent liefert, gibt es dort seit 2019. Inzwischen ist er einer von über 370 Standorten bundesweit.
Alle Automaten sind aus gebrauchten Kaugummi-Automaten – original aus den 1960er- bis 1990er-Jahren "upgecycled" worden. Städte, Vereine, Firmen oder Privatpersonen können die Automaten kaufen und damit etwas für Wild- und Honigbienen tun. Das Standardmodell kostet etwa 500 Euro, 200 Kapseln mit Samenmischungen kosten 100 Euro. Eine Kapsel sorgt ausgesät für etwa 2 Quadratmeter Blühfläche – ziemlich nachhaltig investierte 50 Cent also.
Spaghetti-Eis und Eierlikör auf Knopfdruck
Echtes Konditoreneis gibt es im Bochumer Stadtteil Stiepel (Im Haarmannsbusch 142) auf Knopfdruck. An den Eissorten tüftelt Konditor Peter Telgmann selbst und verarbeitet darin weder Farb- und Aromastoffe noch Konservierungsmittel und Palmöl.
Zu den Sorten zählen Klassiker wie Schokolade und Vanille, aber auch ausgefallene Kreationen wie Triple Gold, Weiße Schokolade, Erdbeere oder Zitrone-Basilikum. Qualität hat in diesem Fall ihren Preis: Im Schnitt 5,50 Euro kosten die 250 ml-Becherchen. Dafür sind Zutaten enthalten wie Tahiti-Vanille, Granatapfelsaft oder Balsamico. Passend haben muss man das Geld übrigens nicht: Die Automaten akzeptieren auch Kartenzahlung.
Direkt neben dem Eis-Automaten findet sich ein weiterer Automat: Hier verkauft Bäuerin Inga Koralewski alles rund ums Ei. Die Bochumerin hält Hühner und bietet die Freilandeier für 5 Euro an. Zum Sortiment zählen aber auch Eiernudeln, Eierlikör und Hühner-Bolognese.
Pizza in nur vier Minuten
"Pizza wählen, 4 Minuten warten, genießen" – das verspricht der Pizza-Automat im Osten von Recklinghausen (Castroper Straße 298). 5 bis 6 Sorten stehen zur Auswahl, zum Beispiel Salami oder Capricciosa. Kostenpunkt: knapp unter 10 Euro, bezahlt wird nur bargeldlos.
Die Geschäftsgruppe Flaven5 stellt Pizza-Automaten eigentlich zusammen mit E-Ladestationen auf, um die Wartezeit attraktiver zu machen. Man will die Pizza-Automaten aber auch an entlegenere Ortsteile bringen.
Die Pizzen sind stets vorgebacken und dann gefrostet. In einem Automaten lagern fast 100 Pizzen, die jeweils etwa 2–3 Tage haltbar sind. Neben Recklinghausen gibt es die Pizza zum Mitnehmen zudem auch an einem Automaten in Dortmund (Hauptbahnhof, Königswall 2). Weitere Standorte im Ruhrgebiet sind laut den Inhabern in Planung.
- Eigene Recherchen