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Ratinger "Hof": Frischer Wind – Club in Düsseldorf feiert Eröffnungsfeier


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Kult-Club "Hof" an der Ratinger Straße
Neustart für das alte "Wohnzimmer" der Toten Hosen


Aktualisiert am 24.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Stani Balueva ist die neue Betreiberin des ehemaligen "Ratinger Hof", der jetzt "Der Hof" heißt".Vergrößern des Bildes
Stani Balueva ist die neue Betreiberin des ehemaligen "Ratinger Hof", der jetzt "Der Hof" heißt". (Quelle: gaa)
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Die ersten Veranstaltungen haben im "Hof" bereits stattgefunden, doch die richtige Eröffnungsfeier des alten "Wohnzimmers" der Toten Hosen steigt am 1. September.

Das neue Schild über dem Eingang ist pures Understatement: Auf einem kleinen Stück Gaffer-Tape steht mit schwarzem Edding "Der Hof" geschrieben. So lautet jetzt der Name des Clubs an der Ratinger Straße in der Altstadt, der als "Ratinger Hof" bekannt und zum "Wohnzimmer" von ZK wurde, der Vorgängerband der Toten Hosen. Die damalige Inhaberin soll dem jungen Campino mal das Taxigeld für den Heimweg zugesteckt haben, so eine Legende.

Der "Ratinger Hof" war Kult. Nicht nur, weil er Ende der 1970er-Jahre eine der Keimzellen der Punkbewegung in Deutschland war. Er war auch "Heimat" der Elektro-Pioniere von Kraftwerk. Auch der Künstler Joseph Beuys ließ sich manchmal an der Theke blicken. Nach dem Aus des "Ratinger Hof", einem Abriss und einem Neubau hatte es das "Stone" als Nachfolger schwer, in der Szene eine ähnliche Anerkennung zu bekommen.

Letzte Betreiber in Insolvenz

Die berühmt-berüchtigten Zeiten waren weitestgehend vorbei, zuletzt mussten die "Kulturbanausen im Ratinger Hof" im April 2023 Insolvenz anmelden. Sie wollten dem Club wieder zu altem Glanz verhelfen, die Übernahme während der Corona-Pandemie hätte aber zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können.

Das ist die Vergangenheit. Die Zukunft heißt seit dem 1. Juli Stani Balueva. Sie will mit dem "Hof" den nächsten Versuch starten, an alte Zeiten anzuknüpfen. Der neuen Betreiberin, die zu den "Kulturbanausen" gehörte, und dem insgesamt neunköpfigen Team ist jedoch bewusst, dass die legendären Zeiten vorbei sind, in denen noch ganz anders gefeiert wurde. Deshalb könne "Der Hof" auch keine Kopie des "Ratinger Hof" sein, sagt die 35-Jährige t-online. Er könne aber an alte Zeiten erinnern.

Bisherige Veranstaltungen ein Vorgeschmack

Die bisherigen Veranstaltungen hätten einen Vorgeschmack auf das gegeben, was in Zukunft im "Hof" abgehen soll. Düsseldorfer sollen auf und vor die Bühne stehen, sagt Balueva. Ein breites Spektrum an Veranstaltungen solle die subkulturelle Szene beleben, daher gehöre auch mal der "Roots Reggae Dub meets Electronic Dub"-Abend Mitte September zum Programm.

"Das wird spannend und irre zugleich, weil es eine solche Veranstaltung noch nicht hier gegeben hat", sagt Balueva. Frischen Wind hineinbringen, das könne der Hof genauso wie ehrlich sein. "Deshalb wird es auch weiter keine Schlager geben, weil das nicht wir wären. Dafür gibt es ein paar Straßen weiter andere Läden."

Geplant war der Start im Juli nicht. Eigentlich wollte Balueva erst im September loslegen, weshalb jetzt auch am 1. September die richtige Eröffnungsfeier steigt. Der Hof war und bleibt ein Ort für Live-Musik, sodass an diesem Abend bei freiem Eintritt die Bands Himitzu und Jokers Kingdom auf der Bühne stehen und spielen werden.

Erste Wochen waren für die Betreiberin "schlafarm"

Die ersten Wochen als neue Betreiberin seien "super intensiv" und "schlafarm" gewesen, erzählt sie. Dass es zunächst zäh und schwierig werden und "man kein Geld scheffeln" würde, sei auch ihr klar gewesen. Der Blick auf das Bankkonto sei ihr schon mal leichter gefallen, "trotzdem bin ich selten so glücklich wie jetzt gewesen", sagt Balueva. Das liege vor allem an ihrem Team – einer von drei Gründen, warum sie den Job übernommen hat.

"Das hat mit einem klassischen Arbeitsverhältnis bei uns nichts zu tun. Wir definieren uns eher als Familie", sagt Balueva. Der zweite Grund ist ihre feste Überzeugung, dass die Altstadt nach der Schließung von "The Tube" weiterhin einen Ort für Live-Musik brauche. Es sei einfach eine andere Art der Musikerfahrung, man könne für den Moment einmal abschalten und nachhaltig die Batterien aufladen. Das Bedürfnis danach und nach Gemeinsamkeit und Gemeinschaft sei bei den Menschen nach den Pandemiejahren wieder da, so der Eindruck der 35-Jährigen.

Mit Leidenschaft für den "Hof" brennen

Und was ist der dritte Grund? Nach den unterschiedlichsten Jobs habe sie sich die Frage gestellt, was sie eigentlich im Leben machen möchte. Die Entscheidung fiel zugunsten des "Hof", eine Aufgabe, für die sie mit Leidenschaft brenne und mit der sie vielleicht irgendwann einmal Geld verdiene.

Das Finanzielle spielt derzeit nämlich nicht die Hauptrolle. Ziel sei es, gemeinnützig die lokale Subkultur zu fördern und den Betrieb nicht renditeorientiert zu führen, sondern gewinnorientiert die Einnahmen in neue Veranstaltungen und in den "Hof" zu investieren. Das spiegelt sich an dem kleinen Schriftzug über dem Eingang wider: Warum eine teure, übertriebene Leuchtreklame anschaffen, wenn das Geld auch woanders hineingesteckt werden kann und das Gaffer-Tape es doch auch macht? Manch einer fand die Idee und das Mini-Eingangsschild sogar schon so kultverdächtig, dass er es fotografierte, um es für die Zukunft festzuhalten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch vor Ort mit Stanislava Balueva, Geschäftsführerin "Der Hof"
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