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Dresden-Gorbitz: Grünen-Politikerin bespuckt – Mosler spricht nach Angriff


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Politikerin spricht nach Angriff
"Der unkontrollierte Hass richtet sich explizit gegen die Grünen"


Aktualisiert am 13.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Yvonne Mosler (Grüne) bei ihrem Wahlkampfstand am Dienstagnachmittag: Wenig später eskalierte die Situation – ein Wahlplakat wurde heruntergerissen und ihr ins Gesicht gespuckt.Vergrößern des Bildes
Yvonne Mosler (Grüne) bei ihrem Wahlkampfstand am Dienstagnachmittag: Wenig später eskalierte die Situation – ein Wahlplakat wurde heruntergerissen und ihr ins Gesicht gespuckt. (Quelle: privat)
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Nach Angriffen auf den SPD-Spitzenkandidaten und einen Wahlkampfhelfer der Grünen sind Politiker in Dresden besonders vorsichtig. Angreifer schreckt das trotzdem nicht ab.

Die Stimmung in Dresden ist so aufgeheizt, dass die Grünen-Politikerin Yvonne Mosler am Dienstag bespuckt und zur Seite gestoßen worden ist – obwohl sie in einer zwölfköpfigen Gruppe unterwegs war. "Wir hatten neun gestandene Männer dabei", berichtet Mosler im Gespräch mit t-online. "Unsicher haben wir uns nicht gefühlt." Schließlich waren die Grünen auch nicht nachts unterwegs, sondern an einem belebten Platz im Stadtteil Gorbitz, mit vielen Menschen und einem Einkaufszentrum in der Nähe – in Begleitung eines Fernsehteams und zwei Reportern.

Hinzu kommt: Die Grünen in Sachsen sind Anfeindungen nicht erst seit dem vergangenen Wochenende ausgesetzt. "Wir haben extra einen mobilen Wahlkampfstand und immer nur so viel Material dabei, dass wir innerhalb von drei Minuten zusammenpacken und abbrechen können", so die Spitzenkandidatin für den Dresdner Stadtrat im Wahlkreis Gorbitz/Cossebaude.

Angriff auf Grünen-Politikerin: "Es gibt kaum mehr Hemmschwellen"

Am Dienstag war das erst mal nicht nötig. Erst als das Wahlkampfteam ihren Stand abgebaut hatte und noch ein paar Plakate aufhängen wollte, kam es zu einer brenzligen Situation. "In der Nähe des Amalie-Dietrich-Platzes tauchte auf einmal eine kleine Gruppe von vier Personen auf, die 'Heil Hitler' riefen", schildert Mosler. "Wir haben es in dem Moment nicht auf uns bezogen, sondern dachten, sie müssen sich jetzt eben vor der Kamera profilieren." Mosler glaubt, dass die Stimmung in dem Moment eskalierte, als die Gruppe bemerkte, mit welcher Partei sie es zu tun hatten.

Wer sich selbst ein Bild von der Situation machen möchte, kann das tun, denn der Übergriff wurde von dem Fernsehteam festgehalten: Zu sehen ist, wie ein Mann und eine Frau auf die Grünen-Politikerin Yvonne Mosler zulaufen. Sie ist mit mehreren weiteren Personen gerade dabei, Wahlplakate in Dresden aufzuhängen. Die Frau schreit Mosler an: "Sie löschen jetzt das Foto auf der Stelle, Alter." Es kommt zu einem Tumult, immer wieder fordern der Mann und die Frau die Löschung eines Fotos. Die Frau bezeichnet schließlich Mosler als ‚Grünenschlampe‘ und spuckt sie anscheinend an. "Ey, sag mal, spinnst du?", ruft die Grünen-Politikerin.

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"Ich war schockiert über den unkontrollierten Hass, der sich immer wieder explizit gegen die Grünen richtet. Ich als Person wäre in diesem Vorfall austauschbar gewesen. Nur weil ich zu einer bestimmten Partei gehöre, darf ich in deren Wahrnehmung gehasst werden. Da gibt es kaum mehr Hemmschwellen", sagt Mosler mit einem Tag Abstand zum Übergriff.

"Sonst hätte ich das Risiko nicht auf mich genommen"

Über das Ausmaß des Hasses war Mosler zwar schockiert, ein möglicher Angriff war allerdings bereits bei der Kandidatur einkalkuliert. Schließlich wurde eine Parteifreundin bei einem früheren Wahlkampf körperlich angegriffen: "Wenn meine Kinder nicht schon erwachsen und ausgezogen wären, hätte ich dieses Risiko auch nicht auf mich genommen."

Andere Mitglieder ihrer Partei hätten sich vor dieser Wahl dagegen entschieden, nochmals auf dem Wahlzettel zu stehen, weil nicht öffentlich bekannt werden sollte, dass sie sich für die Grünen engagieren.

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So geht der Wahlkampf weiter

Mosler hat sich trotzdem dafür entschieden, weil es gerade im städtischen Umfeld mehr soziale Gerechtigkeit brauche. Die Grünen hätten gute Antworten, bräuchten dafür aber auch eine starke Fraktion. "Zu meinem Wahlkreis zählen auch die eingemeindeten Dörfer, und da fährt der letzte Bus um 22 Uhr. Dann können Bewohner*innen, die kein Auto haben, nicht mal das Theater besuchen und werden damit vom sozialen Leben ausgeschlossen", sagt Mosler.

Ihr Wahlkampf werde deshalb weitergehen, einschüchtern lassen werde sie sich nicht – nur eben noch vorsichtiger als bisher. Für den nächsten Wahlkampfstand am Samstag hatte sich Mosler bereits mit anderen demokratischen Parteien zusammentun, um in einer möglichst großen Gruppen auf der Straße zu sein.

Welche Ehrenamtlichen sie mitnehmen möchte, müsse sie sich allerdings noch gut überlegen: "Wir sind an einem Punkt angekommen, wo ich mich als Spitzenkandidatin fragen muss, ob ich Wahlkampfhelfer überhaupt zum Flyer verteilen losschicken kann, oder setze ich sie damit einer unkontrollierbaren Gefährdungssituation aus?"

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Yvonne Mosler
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