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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Feuerwehr in Dresden attackiert? "Unser Freund war tot, und sie behandelten uns wie Verbrecher"
Ein Feuerwehrmann wird bei einem Einsatz so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus muss. Die vermeintlichen Angreifer fühlen sich zu Unrecht beschuldigt.
Es ist eine haarsträubende Geschichte: Feuerwehrkräfte werden zu einem Leichenfund in Dresden-Löbtau gerufen, angegriffen und verletzt. Medien von MDR über t-online bis "FAZ" berichten darüber. Doch die beiden mutmaßlichen Angreifer – junge Männer, die den Toten fanden – erlebten die Nacht nach eigener Aussage ganz anders.
Sie leugnen nicht, dass der Feuerwehrmann einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen haben soll. "Der wird schon ein paar blaue Flecken davongetragen haben", sagt der Dresdner, der in dieser Nacht den leblosen Körper seines besten Freundes entdeckte, zu t-online.
Geld für Insulin war immer schon knapp
Den Fund beschreibt er so: "Ich konnte die Wohnungstür nur etwa 20 Zentimeter öffnen, als ich diesen leichten Widerstand gespürt habe, und auf einmal war da dieser komische Geruch." In dieser Nacht auf Sonntag, den 23. Juli, habe sich die schlimmste Befürchtung des 24-Jährigen bewahrheitet.
Sein bester Freund litt demnach an Typ-1-Diabetes und war auf eine regelmäßige Insulinzufuhr angewiesen, da sein Körper kein eigenes mehr produzierte. Der nun verstorbene Freund durchlebte den Angaben zufolge allerdings eine schwierige Phase: Selbst für lebensnotwendiges Insulin habe oft das Geld gefehlt. Nachdem auch das Handy des Freundes defekt war, habe sich der 24-Jährige besonders gesorgt und ihn regelmäßig besucht – so auch in dieser Nacht.
Beim Anblick seines besten Freundes im Flur zwischen Bad und Küche – der Bauch noch blau, die Hände und Füße schon dunkel verfärbt – habe er sofort den Notruf gewählt und sei zu einem anderen 22-jährigen Freund ins Erdgeschoss geeilt. "Dieser Moment wird mich mein Leben lang begleiten", sagt er über diese Nacht.
Später teilt ein Polizeisprecher der dpa mit, es habe bei der gefundenen Leiche in der Bünaustraße keinerlei Hinweise auf ein Fremdverschulden gegeben – daher sei auch nicht wegen eines Tötungsdelikts ermittelt worden.
Feuerwehr Dresden: "Bereitet uns Sorgen"
Im Polizeibericht, den die beiden jungen Erwachsenen in der Nacht in die Hand gedrückt bekommen, stand – so die mutmaßlichen Angreifer – noch "unnatürliche Todesursache". Und so seien die 22- und 24-Jährigen, die gerade ihren Freund verloren hatten, auch von den Einsatzkräften behandelt worden.
Als der 22-Jährige das Haus habe verlassen wollen, um zu rauchen, hätten die Feuerwehrkräfte dies womöglich als Fluchtversuch interpretiert und hätten den jungen Erwachsenen zu zweit fixiert, wie er selbst sagt. Der 22-Jährige habe sich dagegen gewehrt – im Affekt, wie die jungen Männer behaupten. Dabei soll ein Feuerwehrmann den Ellenbogen ins Gesicht bekommen haben. Von einem Angriff möchten sie nicht sprechen: "Wir haben gerade die Leiche unseres besten Freundes gefunden, und sie behandelten uns wie Verbrecher."
Tätlicher Angriff? Ermittlungen gegen den 22-Jährigen
Die Feuerwehr schildert die Situation jedoch anders: Der 22-jährige Angreifer soll im Flur von den Einsatzkräften weitergehende Informationen über den Einsatz gefordert haben. Als ihm diese verweigert worden seien, sei ein Wortgefecht entstanden, das in einer handgreiflichen Auseinandersetzung geendet habe. Der verletzte Feuerwehrmann musste im Krankenhaus behandelt werden. Gegen den 22-Jährigen laufen Ermittlungen wegen tätlichen Angriffs.
"Gewalt gegen Einsatzkräfte ist indiskutabel [...]. Hier wird eine rote Linie überschritten, die wir keinesfalls tolerieren", heißt es seitens der Feuerwehr Dresden. Beleidigungen und Gewaltandrohungen seien aber leider keine Seltenheit mehr. "Der körperliche Angriff auf unsere Mitarbeitenden bereitet uns Sorgen", so die Feuerwehr.
t-online konfrontierte die Feuerwehr Dresden mit den Vorwürfen der zwei jungen Männer. Eine Anfrage dazu blieb unbeantwortet.
- presseportal.de: Mitteilung der Feuerwehr vom 24. Juli 2023
- Gespräch mit den jungen Männern, die den Toten fanden
- Anfrage an die Feuerwehr Dresden
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa