Bombenfunde in Dresden "Fachleute sind besorgt"
Drei Bomben wurden in den vergangenen Wochen in Dresden geborgen. Viele weitere lauern noch in der Erde oder der Elbe – und das Material verrottet. Wie gefährlich sind die Blindgänger wirklich?
In Dresden zeigt sich gerade, wie viele unentdeckte Weltkriegsbomben es noch immer gibt: Allein im Januar wurden bei Abrissarbeiten an der Carolabrücke drei Weltkriegsbomben entdeckt. "Wir müssen davon ausgehen, dass es eine relativ hohe Quote an Blindgängern gab", ordnet Militärhistoriker Jens Wehner im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa ein.
Die Masse der Blindgänger sei zwar schon während des Krieges und danach beseitigt worden, sagte der Historiker. Es gebe aber schwierige Fälle, bei denen Bomben tief ins Erdreich eindrangen.
Selbst spontane Selbstzündungen möglich
Nach Angaben von Wehner, der vor allem zum Luftkrieg geforscht hat, wird die Quote an Blindgängern auf fünf bis 20 Prozent beziffert. "Fachleute sind besorgt, weil das Material immer mehr verrottet." Unter bestimmten Konstellationen könne es auch zu spontanen Selbstzündungen kommen. "Das heißt aber nicht, dass nun in jedem Fall und jeden Moment eine Bombe explodieren kann. Aber beschäftigen wird uns das noch eine ganze Weile."
Jens Wehner
Als langjähriger Historiker und Kurator am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden untersucht er technische und kulturelle Aspekte der Militärgeschichte gleichermaßen.
Wehner zufolge stellen vor allem Bomben mit einem chemischen Zünder ein Problem dar. In der Regel seien sie mit einer Verzögerung versehen. Einen solchen Mechanismus habe man damals eingebaut, um etwa Räumkommandos zu treffen. Produktionsmängel dürften bei Industrienationen wie Großbritannien und den USA dagegen geringere Rolle gespielt haben. Man müsse davon ausgehen, dass die Qualität der Munition im Kriegsverlauf etwa gleich blieb.
Dresden erlebte zwischen dem 13. und dem 15. Februar 1945 vier Luftangriffe britischer und amerikanischer Bomber. Nach Angaben der Historikerkommission zur Feststellung der Opferzahlen wurden 2.400 Tonnen Sprengbomben und 1.500 Tonnen Brandbomben abgeworfen.
Den größten Anteil machten zwei nächtlichen Angriffe der britischen Royal Air Force aus. Bis zu 25.000 Menschen verloren ihr Leben.
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- Nachrichtenagentur dpa