Ermittler hoffen weiter auf Hinweise Cold Case Adelina: Grausamer Mord bleibt ungelöst – diese Fragen bleiben
Vor 22 Jahren macht eine Pilzsammlerin einen grausigen Fund: Sie entdeckte die Leiche der kleinen Adelina. Ihr Mörder konnte bis heute nicht gefasst werden, viele Fragen sind offen.
Der Mord an der kleinen Adelina Pismak gehört wohl bis heute zu Deutschlands erschütterndsten Cold Cases, wie man ungeklärte Kriminalfälle bezeichnet. Die damals zehnjährige Russlanddeutsche verschwand am Abend des 28. Juni 2001 auf dem kurzen Rückweg von einem Besuch ihres Großvaters. Er wohnte an der Theodor-Billroth-Straße in Bremen-Kattenturm, Adelinas Eltern lebten nur etwa 200 Meter weiter. Zu Hause kam das Mädchen nicht an.
Eine riesige Suchaktion nach der Zehnjährigen mit Einsatz von Tausenden Flugblättern, Tauchern, Spürhunden und "Tornado"-Jets der Luftwaffe, die mit Wärmebildkameras ausgestattet waren, verlief ohne Ergebnis.
Verscharrte Frauenkleidung im Wald entdeckt
Rund drei Monate später, am 7. Oktober, machte eine Pilzsammlerin den schrecklichen Fund. Sie entdeckte einen blauen Plastiksack, der in einem kleinen Wald in Weyhe bei Bremen abgelegt war. Darin befanden sich die sterblichen Überreste von Adelina. Sie war vergewaltigt und ermordet worden, die Polizei sucht seit dem Fund einen Sexualstraftäter. Die genaue Todesursache von Adelina konnte wegen der starken Verwesung nicht mehr festgestellt werden.
Der etwa 180 mal 46 Meter große Wald wird auch Pastorenwäldchen genannt und liegt in der Leester Marsch, einer abgelegenen Gegend zwischen Bremen und Niedersachsen, in der nur landwirtschaftlicher Verkehr erlaubt ist. Schon damals gingen die Ermittler davon aus, dass Adelinas Mörder über gute Ortskenntnisse verfügen müsse. Beim Fundort der Leiche wurden außerdem sechs im Waldboden verscharrte Damenbadeanzüge sowie eine Umstandsmiederhose, ein Top und drei Strumpfhosen entdeckt.
Aufgrund dieser Funde schließt das Bundeskriminalamt nicht aus, "dass insbesondere Personen als Täter infrage kommen könnten, die als transvestitisch veranlagte Fetischisten einzustufen sind." Außerdem sei in diesem Zusammenhang auffällig, dass der blaue Wollrock, den Adelina zuletzt trug, bei der Leiche fehlte.
22 Jahre später ist man dem Mörder des Mädchens trotz zahlreicher Hinweise noch nicht auf die Spur gekommen. Zwischenzeitlich gab es Verdächtige – wie etwa Marc Hoffmann, der die Kinder Levke S. und Felix W. missbraucht und ermordet hat. Am 29. Juni 2005 verurteilte das Landgericht Stade Hoffmann zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung. Einem Zellengenossen soll er während eines TV-Beitrags über den Mordfall Adelina "Da bin ich noch mal schwach geworden" gesagt haben. Vernehmungen und Ermittlungen folgten, doch nachgewiesen werden konnte ihm der Mord an der Zehnjährigen nicht. Lesen Sie hier mehr dazu.
Noch immer hoffen die Ermittler auf Hinweise in dem Mordfall. Für jene, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, ist eine Belohnung in Höhe von insgesamt 10.000 Euro ausgesetzt.
Das Bundeskriminalamt fragt insbesondere, wer Angaben zu dem blauen Wollrock machen kann, der bei der Leiche von Adelina fehlte. Das Mädchen hatte außerdem eine weiße Jutetasche, ein halbes Graubrot in einer Papiertüte, zwei halbe Stücke Geflügelwurst (eingeschweißt), zwei Tüten "PomBär", einen Bund mit vier Schlüsseln an einem ovalen Metallamulett (Vorderseite: Eiffelturm mit Schriftzug "Paris", Rückseite: Seitenansicht von Napoleon) sowie einen Teleskopregenschirm mit schwarzem Knauf aus dunklem Stoff mit Karomuster bei sich. Informationen zu diesen Gegenständen seien ebenfalls hilfreich.
Keine neuen Erkenntnisse
Außerdem fragen die Ermittler, wer Angaben über Auffälligkeiten im Pastorenwäldchen in Weyhe-Leeste machen kann. Tatsächlich berichten in einem Internet-Forum mehrere User von seltsamen Funden in dem Wald, wie etwa aus Holz geflochtene Tore und Tipis sowie Tiergebeine. Es gibt jedoch keine Hinweise auf Zusammenhänge mit dem Mordfall Adelina, möglicherweise handelt es sich nur um einen Zufall.
Hinweise nimmt die Polizei Bremen unter Telefon 0421/362-3888 entgegen. Hinweisgeber können sich außerdem beim Bundeskriminalamt Wiesbaden unter Telefon 0611/5513101 melden.
Ungelöste Altfälle wie der von Adelina würden wiederkehrend von der Polizei und Staatsanwaltschaft Bremen auf neue Hinweise betrachtet und geprüft, sagt Nils Matthiesen, Pressesprecher der Polizei Bremen, auf Anfrage von t-online. "Neue Erkenntnisse können wir dazu derzeit nicht mitteilen", so Matthiessen.
- bka.de: Fahndungen
- welt.de: Neue Hinweise im Mordfall Adelina
- abendblatt.de: "Ich trage Adelina in meinem Herzen"
- Andere Artikel von t-online
- allmystery.de: Opferung im Wald nebenan
- Eigene Recherche
- Anfrage an die Polizei Bremen