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Bremen: Erster Zeuge im Klette Prozess - Todesangst beim Überfall


RAF-Überfall auf Geldtransporter
"Ich habe direkt in ein Mündungsloch geguckt"

Von t-online
16.04.2025 - 00:56 UhrLesedauer: 3 Min.
Prozess gegen ehemalige RAF-Terroristin Daniela KletteVergrößern des Bildes
Daniela Klette steht mit ihren Anwälten Lukas Theune und Undine Weyers (r.) im Gerichtssaal des Oberlandesgerichtes in Celle. (Quelle: Sina Schuldt/dpa/dpa-bilder)
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Die Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette soll mit Komplizen Geldtransporter überfallen haben. Ein Zeuge berichtete nun vor Gericht von dem dramatischen Vorfall bei Bremen.

Im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette hat ein Geldtransporter-Fahrer seine dramatische Begegnung mit den Tätern geschildert. Am dritten Verhandlungstag am Landgericht Verden berichtete der 63-Jährige von dem Überfall im Juni 2015 in Stuhr bei Bremen.

Der Zeuge beschrieb, wie er nach einem regulären Halt bei einem Supermarkt mit seinem Kollegen Feierabend machen wollte. Plötzlich blockierte ein weißer Transporter den Weg, indem er rückwärts gegen die Supermarktwand fuhr. "Ich habe noch zu meinem Kollegen gesagt: Was ist das für ein Idiot, findet der den Vorwärtsgang nicht", erinnerte sich der Mann.

Angeklagte Daniela Klette mit täuschend echter Panzerfaust?

Nur Sekunden später standen drei Vermummte mit Waffen vor ihnen. Eine Person – laut Anklage Daniela Klette – hielt eine täuschend echte Panzerfaust auf der Schulter. Ein anderer Täter, vermutlich der ebenfalls gesuchte Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg, schoss auf den rechten Vorderreifen und zielte dann auf den Fahrer.

"Ich habe wirklich direkt in ein Mündungsloch geguckt", schilderte der Zeuge die bedrohliche Situation. "Ich habe nur gebetet, dass die Scheiben die Kugeln abhalten." Mehrfach forderte der bewaffnete Mann mit den Worten "Kollega, raus!" die Besatzung zum Aussteigen auf. Der Fahrer reagierte besonnen und ließ seinen Beifahrer in den gesicherten Laderaum flüchten. Durch kurzes Öffnen der Fahrertür löste er den Alarm aus und verriegelte das Fahrzeug.

Erneut fielen Schüsse. Eine Kugel durchschlug die Scheibe und blieb in der Rückenlehne stecken. Auf die Frage des Richters, ob er Todesangst gehabt habe, antwortete der Zeuge knapp: "Ja. Ich möchte das nicht noch mal erleben." Trotz der 1,1 Millionen Euro im Fahrzeug flüchteten die Angreifer ohne Beute.

Psychische Folgen des Überfalls zeigen sich beim Fahrer erst später

Nach dem Überfall habe er erst einmal funktioniert, berichtet der Mann. Die psychischen Folgen zeigten sich beim Fahrer mit Verzögerung: "Da machte sich ein ziemlich tiefes Loch auf", beschrieb er seinen Zustand sechs Tage nach dem Überfall. Besonders belastend sei die Ungewissheit gewesen: "Ich wusste nicht, wer mich überfallen hat. Ich hatte keine Gesichter."

Fast zehn Jahre später sitzt der Mann nun im Gerichtssaal der mutmaßlichen Täterin gegenüber. Daniela Klette, in schwarzem Pullover und mit weißen, zum Knoten gebundenen Haaren, verfolgte seine Aussage aufmerksam, aber ohne erkennbare Emotionen.

Die Staatsanwaltschaft wertet den Überfall in Stuhr als versuchten Mord. Insgesamt werden der 65-jährigen Klette und ihren Komplizen Burkhard Garweg (56) und Ernst-Volker Staub (70) dreizehn Überfälle zur Last gelegt. Mit den Raubzügen auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sollen sie mehr als 2,7 Millionen Euro für ihr Leben im Untergrund erbeutet haben.

Verteidigung fordert die Aussetzung des Verfahrens

Die Verteidigung beantragte, das Verfahren auszusetzen und Einsicht in die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft zu Klettes möglicher Beteiligung an RAF-Anschlägen zwischen 1990 und 1993 zu erhalten. Zudem forderten die Anwälte die Aufhebung des Haftbefehls gegen ihre Mandantin.

Der Geldtransporter-Fahrer hingegen hofft auf einen baldigen Abschluss des Verfahrens. Nach dem Überfall war er 15 Monate in psychologischer Behandlung. "Teilweise wache ich nachts auf, bin schweißgebadet. Mein Blutdruck ist viel zu hoch", beschrieb er die anhaltenden Folgen. Dennoch arbeitet er wieder in seinem Beruf: "Die haben mich nicht kleingekriegt."

Verwendete Quellen
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
Transparenzhinweis

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