Vorfall in Berliner U-Bahn Rassismus-Vorwurf: Opernsänger verklagt BVG
Der schwarze Opernsänger Jeremy Osborne behauptet, in Berlin von Fahrkartenkontrolleuren rassistisch beleidigt und verletzt worden zu sein. Nun hat er die BVG verklagt – nach dem Antidiskriminierungsgesetz.
Erneut müssen sich die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit Rassismus-Vorwürfen auseinandersetzen. Wie die britische Zeitung "The Guardian" am Sonntag berichtete, behauptet der aus den USA stammende Opernsänger, Jeremy Osborne, im Oktober 2020 von Fahrkartenkontrolleuren rassistisch beleidigt und verletzt worden zu sein. Demnach habe der schwarze Musiker die BVG verklagt und sich dabei auf das Berliner Antidiskriminierungsgesetz berufen, das seit 2020 gilt.
Osbornes Angaben nach sei er bei einer Ticketkontrolle in einer U-Bahn der Linie U2 zwischen den Stationen Spittelmarkt und Hausvogteiplatz von vier Fahrkartenkontrolleuren in Zivil kontrolliert worden. Als er die Männer nach ihren Dienstausweisen gefragt habe, sei die Situation eskaliert.
Berlin: Fahrkartenkontrolleure sollen Opernsänger attackiert haben
Wie der Opernsänger dem "Guardian" sagte, sollen ihm die Kontrolleure seinen Fahrschein entrissen und ihn gezwungen haben, die U-Bahn zu verlassen. Einer der Männer soll gesagt haben, die "Black Lives Matter"-Bewegung sei nur eine Ausrede für ihn.
Ein anderer soll den 35-Jährigen auf eine Metallbank geschubst haben, wobei sich Osborne Verletzungen an Unterarm und Oberschenkel zugezogen haben soll, die seinen Angaben nach im Krankenhaus behandelt werden mussten. Diese Version bestätigte der Musiker auch der "Berliner Morgenpost".
Aus einem Bericht des Subunternehmens, das von der BVG für die Fahrkartenkontrollen beauftragt wurde, zitiert "The Guardian", dass Osborne die Kontrolleure provoziert habe, indem er seinen Fahrschein "sehr langsam" gezeigt habe. Außerdem soll er die türkischstämmigen Männer als "Ausländer" bezeichnet haben.
Dies dementiert der Opernsänger der Zeitung nach jedoch. Zudem decke sich der Bericht, der erst eineinhalb Jahre später bei Osbornes Anwalt eingegangen sein soll, nur teilweise mit den Schilderungen der Polizei.
BVG weist Verantwortung wohl von sich
Wie "The Guardian" weiter berichtet, sei es das erste Mal, dass die BVG auf Grundlage des Berliner Antidiskriminierungsgesetzes verklagt worden ist. Das Gesetz soll Bürger vor Diskriminierung durch staatliche Stellen etwa wegen ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung oder Religion schützen. Unklar sei jedoch, ob das Gesetz in Osbornes Fall angewendet werden könne.
Die BVG habe dem Anwalt des Sängers geantwortet, nicht für das Vorgehen der privaten Sicherheitsfirma verantwortlich zu sein. Wie das Unternehmen gegenüber der "Berliner Zeitung" mitteilte, bereite man eine Stellungnahme zu dem Fall vor. Zunächst wollte sich die BVG aber nicht äußern.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fahrkartenkontrolleuren von BVG und S-Bahn gewalttätiges Vorgehen vorgeworfen wird. Erst im Februar hatte etwa eine 31-jährige Amerikanerin die BVG beschuldigt, ihr sei bei einer Fahrkartenkontrolle ein Finger gebrochen worden. Mehr dazu lesen Sie hier.
- "The Guardian": "'In no city have I felt as unsafe as Berlin': opera singer sues metro over racism claims"
- "Berliner Morgenpost": "Opernsänger verklagt die BVG wegen Rassismus"
- "Berliner Zeitung": "Rassismus-Vorwurf gegen Kontrolleure: Opernsänger verklagt die BVG"