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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Museumsinsel bis Rathaus Spandau 13 Berliner U-Bahnhöfe, die man gesehen haben muss
Vor gut 120 Jahren rollte die erste U-Bahn durch Berlin. Inzwischen besteht das U-Bahnnetz aus neun Linien mit über 170 Haltestellen. t-online zeigt Ihnen die Schmuckstücke unter den Berliner U-Bahnhöfen.
Fast 600 Millionen Fahrgastfahrten haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bei der U-Bahn vor Corona jährlich gezählt. Auch wenn die Pandemie dem Aufkommen einen Dämpfer versetzte: Kein anderes Verkehrsmittel bringt in Berlin mehr Fahrgäste von A nach B als die U-Bahn.
Die über 170 U-Bahnhaltestellen kennen die meisten Berliner wie ihre eigene Westentasche. Dabei geht im Alltagsrummel oft unter, wie schön so manche Station doch eigentlich ist. t-online stellt 13 U-Bahnhöfe vor, die jeder Berliner kennen und jeder Tourist besucht haben sollte.
- Runder Geburtstag: Berliner U-Bahn wird 120 Jahre alt
Wittenbergplatz (U1, U2, U3)
Wo Berlin seit jeher Prunk und Protz zeigen will, muss auch die U-Bahn funkeln. So wurde die U-Bahnstation Wittenbergplatz am Fuße des KaDeWe zu einer der schönsten in Berlin ausgebaut.
Der Bahnhof wurde von Architekt Alfred Grenander entwickelt und 1912 eröffnet. Hier treffen sich Neoklassizismus und Jugendstil. In der Eingangshalle weht immer noch ein Wind der Wilden Zwanziger, was nicht zuletzt einer sorgfältigen Rekonstruktion im Jahr 1983 zu verdanken ist.
In der monumentalen Eingangshalle fängt eine klassische Uhr mit Laternenkonstruktion alle Blicke ab. Außerdem sind einige Werbeplakate im Stile des frühen 20. Jahrhunderts ausgestellt und auch das Kioskbüdchen in Holzoptik wirkt wunderbar aus der Zeit gefallen.
Ein weiteres Highlight ist das Schild im Stile der Londoner U-Bahn auf Bahnsteig eins. Dieses schenkte die Betreibergesellschaft der Londoner Underground der BVG zum 50. Jubiläum der Berliner Untergrundbahn.
Paulsternstraße (U7)
Wer es bunt mag, ist bei der Paulsternstraße genau richtig. Verschiedene Stern- und Blumenmuster aus zackigen Formen dominieren den U-Bahnhof. Die knubbeligen Säulen sind mit kurvigen Baumstämmen verziert.
Der U-Bahnhof Paulsternstraße ist ein leuchtendes Beispiel für das Architekturkonzept von Rainer G. Rümmler, der zwischen den Sechzigern und Neunzigern für das Design zahlreicher Westberliner U-Bahnstation verantwortlich war. Er wollte die Namen und Umgebung der U-Bahnstationen in der Gestaltung des Bahnsteigs widerspiegeln. Der Name der Station ist in einer Vielzahl von Sternen reflektiert, die in vielen Formen und Farben über den Gleisen schweben.
Die grüne Graslandschaft entlieh Rümmler der Geschichte des Ortes. Einst erstreckte sich im Haselhorst eine moorige Landschaft am Lauf der Spree. Der Flusslauf ist längst gezähmt, doch die grünen Details im U-Bahnkeller erinnern noch an die Flussauen.
Paracelsus-Bad (U8)
So sauber wie am Paracelsus-Bad fühlt man sich selten in einer U-Bahnstation. An der Station scheint es, als würde man aus der U-Bahn direkt in ein Schwimmbad gespült. Die weißen Fliesen werden mit Säulen kombiniert, die an eine römische Therme erinnern. Die Abschlüsse der Säulen mit gelben Details wirken dabei beinahe wie aus Holz geschnitzt.
Von der Decke baumeln Art-déco-Lampen, die Tropfsteinen nachempfunden sein sollen. Das Thema "nass" wird abgerundet von Wandbildern, die sich mit dem Thema Wasser befassen.
Wer murrt, man möchte nicht bis Reinickendorf rausfahren: Die Station Paracelsus-Bad steht stellvertretend für eine Vielzahl an kunstvollen U-Bahnhöfen der nördlichen U8. Zwischen Osloer Straße und Lindauer Allee gibt es viel zu sehen für Fans vom abwechslungsreichen Design von Rainer G. Rümmler.
Museumsinsel (U5)
Die U-Bahnstation Museumsinsel wurde erst im Sommer 2021 eröffnet und gilt bereits als Besuchermagnet.
Die Augen werden von der dunkelblauen Decke angezogen, die Architekt Max Dudler nach einem Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel entworfen hat. Der Sternenhimmel, der einst die Mozart-Oper "Die Zauberflöte" überspannte, ist heute in Aquamarinblau und mit 6.662 Lichtpunkten in der U-Bahnstation wiedergegeben. An den Wänden finden sich Detailaufnahmen der Gebäude auf der Museumsinsel.
Durch den Säulengang aus Granit aus dem Fichtelgebirge und der Mischung aus aktivem und passivem Licht avanciert die Station zum beliebten Selfiespot für Touristen und Einheimische. Weltberühmt ist die Station auf TikTok. Creator Bene Schulz, besser bekannt als einer der Elevator Boys, nutzte die Station als Kulisse für einen romantischen Sketch und stahl dabei Millionen TikTok-Fans das Herz.
Klosterstraße (U2)
Wer an der Klosterstraße aussteigt, löst ein Gratisticket für ein Museum. Als Mitte der Achtziger Jahre die U-Bahnstation Klosterstraße in der DDR restauriert wurde, sollte sie zu einem "erfahrbaren Museum" umgestaltet werden.
In den Achtzigern wurde ein Triebwagen der Schöneberger Untergrundbahn aus dem Jahr 1910 am nördlichen Bahnsteigende platziert. Seit 2016 finden Besucher auf dem Bahnsteig außerdem eine Lore vom Typen "Hunt", die an die Bergbau-Geschichte Ostdeutschlands erinnert.
Im Eingangsbereich zeigt Architekt Alfred Grenander die 1913 moderne Keramikkunst: Mit glasierten Fliesen, die ursprünglich für das Ischtartor im Pergamonmuseum gebrannt wurden, ließ Grenander Babylonische Palmen in den Eingangsbereich des Bahnhofs dekorieren. Diese sollen der Wandgestaltung im Palast Nebukadnezars II. nachempfunden sein.
Konstanzer Straße (U7)
Ob er eine Zeitreise in die Siebzigerjahre gemacht hat, wird sich der ein oder andere Partytourist gefragt haben, als er am Bahnsteig an der Konstanzer Straße stand. Alles wirkt schnell und postmodern. Knalliges Orange, durchzogen von Fliesenbändern in Schwarz, Weiß und Gelb. Dünne silberne Stützen, die nicht vom Farbenspiel ablenken und Licht, das in Kolben gefangen scheint.
Hier dreht sich alles um Orange, findet Nico Hagenburger, der auf Instagram einen Kanal über Typografie in Berliner U-Bahnhöfen betreibt. "Die Farbe ist einfach zeitlos. Der U-Bahnhof sieht aus wie gerade neu eröffnet."
- Typografie in Berlin: "Unsere U-Bahnhöfe sind zeitgeschichtliche Museen"
Sophie-Charlotte-Platz (U2)
Aus den Siebzigern zu einem Ort, an dem die Zeit schon deutlich früher stehengeblieben scheint. In der U-Bahnstation am Sophie-Charlotte-Platz fühlt man sich wie zu Beginn des vorangegangenen Jahrhunderts. Die geschwungene Decke zeigt den Einfluss vom Jugendstil auf Architekt Alfred Grenander.
Bescheidene Holzbänkchen und Emailletafeln, die U-Bahnszenen um 1900 zeigen, tragen zum alten Charme der Station bei. Auch der Name der Station klingt mehr nach Preußen als nach der BRD – Sophie Charlotte von Hannover war die Mutter von König Friedrich Wilhelm I., der vielen nur als "Soldatenkönig" bekannt ist.
Mancher sah im Bahnhof, der 1977 saniert wurde, gar ein Pendant zur Museumsstation Klosterstraße im damaligen Ostberlin. Noch heute wird ein winziger Teil der Station für eine Wechselausstellung genutzt: In der ehemaligen Zugabfertigerkanzel finden sich immer neue Kunstwerke.
Heidelberger Platz (U3)
Wenn eine U-Bahnstation mit Stationen in Moskau verglichen wird, ist klar, dass es hier monumental zugeht. Die Station am Heidelberger Platz erinnert an eine Kathedrale. Das liegt vor allem am Kreuzgewölbe, das jeweils in der Mitte einen Leuchter trägt. Durch die Aufhängung an Metallketten wirkt es beinahe so, als würden sie frei schwingen. Und wenn man an der Bahnsteigkante entlangblickt, merkt man, dass die Station leicht gekrümmt ist.
Die damalige Stadt Wilmersdorf wollte mit der Architektur seinen Wohlstand ausdrücken. Die Säulen in der Mitte des Bahnsteigs sind mit Tierskulpturen verziert. Die Bahnsteigzugänge sind mit aufwendigen Steintafeln geschmückt, die das Jahr der Eröffnung in römischen Zahlen tragen. Am Südeingang ziert ein Mosaik die Kuppel, in dessen Zentrum das Wappen von Wilmersdorf prangt.
Nollendorfplatz (U1/U2/U3)
Über dem Zentrum der Queerkultur in Schöneberg leuchtet die Kuppel des U-Bahnhofs Nollendorfplatz in Regenbogenfarben. Die Lichtinstallation sollte eigentlich nur von Dezember 2013 bis Januar 2014 leuchten. Doch sie war so populär, dass sie geblieben ist.
Am Bahnhof findet sich die erste Gedenktafel für ermordete Homosexuelle im Nationalsozialismus in einer deutschen Großstadt. Die Form der Gedenktafel erinnert an den "Rosa Winkel" – ein Zeichen, das Homosexuelle in Konzentrationslagern an der Kleidung tragen mussten.
Unter der Rampe der Hochbahn versteckt sich außerdem ein Wassermann mit Froschfüßen im sogenannten "Nickelmann-Brunnen" von Bildhauer Ernst Westphal. Und wem diese Denkmäler noch nicht reichen: Auch eine Gedenkhalle für Gefallene der Hochbahngesellschaft im Ersten Weltkrieg ist prominent im Bahnhofseingang zu finden.
Rathaus Spandau (U7)
Wer bis nach Spandau mit der U-Bahn gurkt, fährt am Rathaus in eine gigantische U-Bahnstation ein. Zwei Mittelbahnsteige nebeneinander lassen ordentlich Luft zum Atmen. Die edlen schwarz-weißen Säulen gehen in die Breite und schließen achteckig ab. Der smaragdfarbene Übergang und die goldenen Highlights ordnen sich irgendwo zwischen Achtzigerjahre-Kitsch und Pharaonenschmuck ein.
Die Lichtquellen sehen aus wie Stehlampen, die an die Decke genagelt wurden. Selbst die Werbetafeln zwischen den Schienen fügen sich angenehm ins Tempeldesign ein.
Der gesamte Bahnhof lässt sich zudem von einer Galerie am südlichen Ende überblicken, wodurch sich das Gesamtkonzept, das Rainer G. Rümmler entworfen hat, noch heute wie im Modell ansehen lässt.
Potsdamer Platz (U2)
Während der Berliner Teilung lag der Bahnhof genau unter der Grenzanlage und konnte so von beiden U-Bahnnetzen nicht genutzt werden. Die Streckenabschnitte in Ostberlin wurden lange Zeit nur als Abstellgleis für die Züge der Ostberliner Linie A genutzt.
Vieles der Ausstattung ist durch diesen Dornröschenschlaf im Original erhalten geblieben. Die grünen Fliesen um die Stationsschilder, die Schaffnerhäuschen und Uhrgestelle sind noch von 1907 und wurden zurückhaltend restauriert. Wer Alfred Grenanders Gespür für Details erleben will, sollte unbedingt im U-Bahnhof Potsdamer Platz vorbeischauen.
Breitenbachplatz (U3)
Der U-Bahnhof Breitenbachplatz sieht aus, als wäre er für Staatsbesuche gebaut worden. Hinter den Schienen zieht sich ein hoher Sockel aus rot-braunen Ziegeln. Über ihnen Nischen mit dem Stationsschriftzug, der als Mosaik gesetzt ist, überspannt von einem Sims. Unterbrochen werden die Nischen von Gemälden des Künstlers Joachim Szymczak.
Runde Bronzetafeln sind zwischen den Aussparungen angebracht. Sie zeigen Tiere, Pflanzen und wissenschaftliche Instrumente und verweisen auf das Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, das bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in der Nähe des U-Bahnhofs lag.
Opulente Pfeiler in der Mitte des Bahnsteigs tragen eine Kassettendecke, die in achteckige Paneele mit geometrischen Mustern geteilt ist. Tageslicht flutet durch vier Öffnungen in der Decke den Schienenraum. In der Eingangshalle im Norden sind zudem Marmor und Holzverkleidungen verbaut.
Jungfernheide (U7)
Hier wird's wild: An der U-Bahnstation Jungfernheide konnte Architekt Rainer G. Rümmler 1980 seine ganze Kreativität in einem Fliesenbild um den Stationsschriftzug auslassen. Herausgekommen ist eine Art Blumenmuster in knalligen Farben.
Der dunkle Untergrund des weißen Schriftzugs ist dabei durch eine Zunge mit der Lampenfassung verbunden. Dadurch bindet sich die Fliesengrafik ins Gesamtkonzept des Bahnhofs ein, obwohl das sonstige Design in der restlichen Station vergleichsweise zurückgenommen wirkt.
- Eigene Recherche