Trotz neuer Rekordmieten Immobilienverband: "Wohnen in Berlin ist günstig"
Die Mieten in Berlin steigen und steigen. In drei Bezirken ist das Wohnen besonders teuer geworden. Doch ein Immobilienverband sieht das Problem woanders.
Wer in Berlins Mitte wohnen möchte, muss besonders tief in die Tasche greifen. Die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte haben mit durchschnittlich 15 Euro und mehr pro Quadratmeter die teuersten Angebotsmieten der Hauptstadt. Das geht aus einer Datenrecherche des NDR hervor, die sich auf Angaben des Zensus und des privaten Immobilienunternehmens Value Marktdaten stützt.
In Mitte sind die Angebotsmieten fast doppelt so hoch wie die Bestandsmieten. Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg sind die Mieten um mehr als 80 Prozent gestiegen. Am geringsten stiegen die Mieten in Spandau. Wer hier eine neue Wohnung bezieht, zahlt im Schnitt ein Drittel mehr als die Bestandsmieter.
Die Bestandsmieten liegen in der Hauptstadt laut Marktdaten bei durchschnittlich 7,67 Euro pro Quadratmeter. Bei Neuvermietungen werden durchschnittlich 12,56 Euro pro Quadratmeter verlangt.
Die Datenrecherche zeigt auch, dass das Wohnen im Berliner Umland nicht unbedingt günstiger ist. In der brandenburgischen Gemeinde Schönefeld zahlt man eine durchschnittliche Bestandsmiete von 9,30 Euro. In Uckerland im Norden Brandenburgs wohnt man mit vier Euro Bestandsmiete pro Quadratmeter am günstigsten. Guben ist die einzige Kleinstadt, in der die Angebotsmieten derzeit günstiger sind als die Bestandsmieten.
"Die Mieten in Berlin sind günstig"
Gute Nachrichten, was den Berliner Wohnungsmarkt betrifft, hat Maren Kern, Chefin des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Wohnen ist in Berlin nicht teurer als in anderen deutschen Metropolen – im Gegenteil, sagte sie am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichts des Verbandes. Berlin liege mit seinen Durchschnittsmieten weit hinter anderen Metropolen. In München zahlt man zum Beispiel für Bestandswohnungen im Schnitt 12,89 Euro pro Quadratmeter (Berlin: 7,67 Euro). Neu angebotene Mieten liegen in der bayerischen Landeshauptstadt bei 19,91 Euro (Berlin: 12,56 Euro).
"Die Mieten in Berlin sind günstig", sagte Kern sogar. In Berlin liegen fast 70 Prozent aller Mieten unter acht Euro. Dass die Wahrnehmung eine andere sei, liege an den besonders zahlreichen hohen Neuvermietungen auf privaten Immobilienportalen. Diese würden das Bild "verzerren" und "Ängste schüren". Dort werden in der Regel Mietpreise von durchschnittlich 11,54 Euro pro Quadratmeter aufgerufen.
Dennoch räumte Maren Kern ein, dass der Wohnungsmarkt in Berlin sehr angespannt sei. Das liege aber nicht an der Mietpreisentwicklung, sondern an fehlenden Neubau. "Da müssen wir bedauerlicherweise feststellen, dass wir eine Talfahrt haben", so die BBU-Geschäftsführerin. Probleme bereiten den Neubau-Investoren vor allem die gestiegenen Baukosten, auch die energetische Sanierung würde Millionen kosten. Kern prognostiziert, dass im kommenden Jahr deutlich weniger Wohnungen schlüsselfertig übergeben werden können als in diesem Jahr.