Sieben Euro pro Quadratmeter Berlin schließt Millionengeschäft mit Vonovia
Der Berliner Senat will den Anteil landeseigener Wohnungen erhöhen. Dafür schlossen zwei kommunale Unternehmen nun Millionengeschäfte mit Vonovia.
Das Land Berlin kauft dem größten deutschen Immobilienkonzern Vonovia rund 4.500 Wohnungen ab. Sie befinden sich überwiegend im Bezirk Lichtenberg und werden gemeinsam mit dazugehörigen Grundstücken von der landeseigenen Gesellschaft Howoge übernommen, wie der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Mittwoch im Roten Rathaus mitteilte.
Howoge erwirbt gemeinsam mit der ebenfalls landeseigenen Berlinovo von dem Konzern potenzielle Bauflächen im Umfang von 6,9 Hektar, die im Stadtteil Buch und in Lichtenberg liegen. Der gesamte Deal kostet rund 700 Millionen Euro. Finanziert wird er von den beiden Landesgesellschaften aus eigenen Mitteln und über Fremdkapital, jedoch nicht über den Landeshaushalt, wie Finanzsenator Stefan Evers (CDU) mitteilte.
Wohnungsbestand soll auch durch Neubauten aufgestockt werden
Berlin verfolgt seit Längerem das Ziel, den kommunalen Wohnungsbestand durch Neubau und Ankäufe zu erweitern. Der Senat hofft, so mehr Einfluss auf den angespannten Wohnungsmarkt zu haben und den Anstieg der Mieten bremsen zu können. Aktuell sind etwa 400.000 und damit etwa 23 Prozent der rund 1,7 Millionen Mietwohnungen in der Hauptstadt in kommunaler Hand.
"Das ist eine gute Nachricht für den Wohnungsbau und ein wichtiger Schritt für bezahlbare Mieten", sagte Wegner zu dem Deal mit der Vonovia. Bei dem Vorgehen gegen den Mangel an bezahlbaren Wohnungen gebe es nicht das eine richtige Mittel –stattdessen brauche es ein Bündel verschiedener Maßnahmen.
Senat will eine halbe Million Wohnungen zur Verfügung stellen
Ziel des Senats ist es, 20.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, perspektivistisch allerdings rund 500.000 Wohnungen in den landeseigenen Bestand aufzunehmen. Aus diesem Grund habe man auch das Geschäft mit Vonovia abgeschlossen. Dabei kaufe man nicht wahllos, sondern nur "wenn es im wohnungspolitischen Interesse des Landes und wenn es wirtschaftlich ist", so Evers.
Bau- und Wohnsenator Christian Gaebler (SPD) sprach von einer Weichenstellung in der Wohnungsmarktpolitik. "Der Ankauf trägt dazu bei, dass Menschen keine Angst haben vor Verlust der Wohnung oder vor Überforderung." Auf den erworbenen Flächen in Buch könnten 1.200 Wohnungen entstehen. Zusammen mit einem anderen Projekt im geplanten Stadtquartier am Sandhaus seien zusammen 2.700 Wohnungen angedacht, vor allem kommunale, berichtet der Senator weiter.
Berliner Mieterverein äußert sich
Die Wohnungen werden mit einer Durchschnittsgröße von 60 Quadratmetern und einer Durchschnittsmiete von 7,04 Euro je Quadratmeter geplant. 2021 hatten die Howoge und zwei andere landeseigene Gesellschaften von Vonovia/Deutsche Wohnen 14.750 Wohnungen übernommen.
Auch der Berliner Mieterverein begrüßte den neuen Ankauf. Allerdings dürfe es nicht sein, dass am Ende die Bewohner über höhere Mieten die Rechnung zahlen. Der Kaufpreis pro Wohnung liege mit rund 155.000 Euro zwar deutlich unter dem derzeit auf dem Berliner Wohnungsmarkt üblichen Niveau. "Das darf aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Vonovia offensichtlich versucht, über diesen Verkauf von Beständen zu lösen, mit denen nicht die Gewinne erzielt werden können, die die Unternehmensstrategie vorsieht", so Vereins-Geschäftsführerin Wibke Werner.
- Nachrichtenagentur dpa
- berlin.de: Pressemitteilung der Senatskanzlei vom 24. April 2024