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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Richtfest in Neukölln Berlins erster Wolkenkratzer steht – Eröffnung verschiebt sich
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Beim Richtfest für den 176 Meter hohen Estrel-Tower ist die politische Prominenz voll des Lobes. Es gibt aber auch kritische Stimmen.
Das höchste Haus Berlins nimmt Formen an. Vor dem Estrel-Tower an der Neuköllner Sonnenallee wurde am Montag das Richtfest gefeiert, der Rohbau steht. Mit 176 Metern ist der neue Turm das höchste Haus Berlins, nur der Fernsehturm ist noch höher. Damit wird in der Hauptstadt erstmals die magische Grenze von 150 Metern durchbrochen, ab der ein Haus als Wolkenkratzer zählt. Der Neubau befindet sich gegenüber dem Hotel Estrel, Deutschlands größtem Hotel, auf der anderen Seite der Sonnenallee.
Estrel-Chef Ekkehard Streletzki, aus dessen Vor- und Nachnamen sich die Bezeichnung "Estrel" zusammensetzt, eröffnet das Richtfest mit Sohn Maxim, inzwischen Miteigentümer des Unternehmens. 10.000 Tonnen Stahl seien verbaut worden, sagt der Juniorchef, und 600 Kilometer Kabel würden verlegt. Im Tower sollen ein Hotel mit rund 520 Zimmern, Appartements für längere Aufenthalte, ein Co-Working-Space, eine Galerie, ein Restaurant und eine Bar unterkommen. Die Dachterrasse soll öffentlich zugänglich sein.
Das Ziel sei es, mit dem Estrel-Tower international wichtige Veranstaltungen nach Berlin zu holen, sagt Maxim Streletzki. Man hoffe, den Tower Mitte 2026 eröffnen zu können. Dass das offenbar eine deutliche Verzögerung des bisherigen Plans ist, erwähnt an diesem Nachmittag niemand. Auf der Website des Estrel Towers ist noch immer zu lesen: "Eröffnung Ende 2025."
"Ein neues Wahrzeichen für Berlin"
Die geladene Politprominenz spart nicht mit Lob für den neuen Wolkenkratzer. "Es ist ein neues Wahrzeichen für Berlin, das hier entsteht", sagt Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und gratuliert den Streletzkis ausgiebig, bevor sie dem Seniorchef einen Berliner Bären als "Glücksbringer" übergibt. Auf der Suche nach Sprüchen für Richtfeste habe ihr einer besonders gefallen, so Giffey: "Dieses Haus, gebaut aus Träumen und Mut." Denn Ekkehard Streletzki habe einen Traum gehabt und diesen mit Mut umgesetzt, von der ersten Idee 2011 bis heute.
Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sagt: "Man kann Neukölln jetzt von überall in der Stadt sehen." Der Turm repräsentiere eine andere Seite von Neukölln, als die, die in der deutschen Öffentlichkeit häufig thematisiert werde. Die ersten 500 Meter der Sonnenallee vom Hermannplatz ab gehörten zu Neukölln, mit all ihren Problemen. "Aber auch das hier ist Neukölln", sagt Hikel.
"Wir brauchen in Neukölln keinen Tower"
Nicht beim Festakt anwesend ist Neuköllns neuer Bundestagsabgeordneter Ferat Koçak (Die Linke), der bei der Wahl überraschend das Direktmandat gewonnen hat. Er ist kein großer Fan des Estrel-Towers.
"Wir brauchen in Neukölln keinen Tower, sondern bezahlbaren Wohnraum", sagt Koçak auf t-online-Anfrage. Seiner Meinung nach sollten sich Politiker um "die hart arbeitenden Menschen kümmern, die sich das Leben nicht mehr leisten können", anstatt sich "bei exklusiven Veranstaltungen ablichten zu lassen".
- Reporter vor Ort
- Anfrage an Ferat Koçak
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa