Endlich klare Worte Politiker bereut Blabla-Interview
Minutenlang hatte ein SPD-Politiker einen Reporter mit Floskeln hingehalten, das Interview löste Kopfschütteln aus. Jetzt äußerte sich der Mann erneut.
Es war eine einfache Frage, aber der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion verweigerte eine klare Antwort. Statt klipp und klar zu sagen, was Sache ist, eierte Philipp da Cunha minutenlang herum.
Am Mittwoch ging das Interview des SPD-Mannes mit einem NDR-Reporter viral. Zehntausende Menschen sahen, wie da Cunha immer wieder dieselben Satzbausteine neu zusammenmontierte, um wortreich im Prinzip nichts zu sagen.
Die Frage, die der Journalist hartnäckig wiederholte, lautete: Was kostete eine SPD-Veranstaltung, die auf da Cunhas Betreiben hin im Hotel des Mannes einer Parteifreundin stattfand?
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Minutenlanges Blabla – ein verheerendes Bild
Doch der Befragte wich aus und reihte stumpf Phrase an Phrase: "Als SPD-Fraktion machen wir diese Veranstaltungen seit 15 Jahren. Der Golchener Hof war nicht unsere erste Wahl. Aber uns ist es ganz wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen."
Das Bild war verheerend: Hier pfeift ein hochrangiger Politiker ganz offensichtlich auf das berechtigte Interesse der Öffentlichkeit, etwas über einen zumindest fragwürdigen Vorgang zu erfahren.
Da Cunha erklärt Überforderung: "Wir standen in der Bredouille"
Einen Tag, nach dem das verhunzte Interview Wellen schlug, räumte da Cunha nun zerknirscht ein, einen Fehler gemacht zu haben – und gelobte Besserung: "In Zukunft werde ich so auf Fragen nicht mehr antworten", sagte er am Donnerstag am Rande einer Landtagssitzung in Schwerin.
Seine offensichtliche Überforderung zum Zeitpunkt des Interviews erklärte da Cunha damit, dass ihm die Entscheidung für den Golchener Hof unangenehm gewesen sei. Zuvor seien sieben oder acht andere Lokalitäten erfolglos angefragt worden, sagte da Cunha: "Wir standen in der Bredouille, den bereits geblockten Termin absagen zu müssen. Wir hatten als Alternative den Golchener Hof und haben uns nach einigem Hin und Her überlegt, dass wir das machen, wohlwissend, dass es dort im Nachgang möglicherweise Kritik gibt."
CDU-Kollege zeigt Verständnis: "antrainiertes Verhalten"
Die genauen Kosten habe er am Tag des Interviews noch nicht gekannt, weil die Schlussabrechnung noch fehlte. Inzwischen ist klar: Die externe SPD-Fraktionssitzung nebst Bürgerforum kostete etwa 15.000 Euro, also rund 60 Euro pro Person. In dem Preis waren Büfett, Getränke, Service, Technik und Saalmiete enthalten.
Für Aufsehen im Netz sorgten jedoch weniger die konkreten Kosten, als vielmehr die Art und Weise, wie da Cunha den fragenden Journalisten abgebügelt hatte. Kritik äußerte unter anderem die Nichtregierungsorganisation Transparency International. "Immer wenn Steuergelder im Spiel sind, muss der Anschein der Vorteilsnahme vermieden werden", sagte Norman Loeckel, Leiter Arbeitsgruppe Transparente Verwaltung, im NDR-Interview. Er bezeichnete die Saalbuchung im familiären Umfeld zwar als legal, jedoch "mit einem Geschmäckle".
Verständnis für das verunglückte Interview kam indes von einem CDU-Kollegen aus dem Nachbarland Schleswig-Holstein. "Ich sehe überall das Video von dem Landtagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern, der wieder und wieder seine Botschaft wiederholt", twitterte David Ermes am Donnerstag. "Das ist nicht dumm oder ignorant, das ist das professionell antrainierte Verhalten von Leuten, die überall wittern, 'falsch' geschnitten zu werden."
- twitter.com: Videoschnipsel des Interviews mit Philipp da Cunha sowie Kommentare dazu
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa