Der Morgen danach Vermüllte Parks nach Vatertag: "Asozial, ganz klar"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und wo gefeiert wird, bleibt Müll zurück. Im Volkspark Friedrichshain ist die Lage jedoch eskaliert.
Am Freitagmorgen sieht der Volkspark Friedrichshain wie ein Schlachtfeld aus. Leere und zerbrochene Flaschen, Mülltüten und sogar ganze Grills verschandeln die Grünflächen. Es ist der Morgen nach dem traditionell feuchtfröhlichen Vatertag. Und auch der Volkspark sieht aus, als hätte er einen Kater.
Wo am Abend vorher noch Hunderte ausgelassen feierten, sogar die Polizei räumen musste, ist einen Tag später nur noch der Müll da. Verheerend sieht es aus. An jedem Busch oder Baum hängen vollgepinkelte Taschentücher, vor lauter Scherben muss man aufpassen, wohin man tritt.
Müll in Berliner Parks: Alte Grills, Flaschen, Elektroroller – und Hosen
Dieses Jahr wurde am Herrentag besonders viel Müll im Park zurückgelassen, sagt Samed. Der 42-Jährige muss es wissen, er arbeitet für die Firma, die den Auftrag hat, den Volkspark Friedrichshain wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzubringen. Wenn man ihn nach der Menge an Müll fragt, führt er einen wortlos zum Rand des Parks.
Hier steht ein Lkw mit offener Ladefläche, Müllsäcke liegen darauf. Dann deutet Samed auf den großen Berg aus Plastikbeuteln daneben. "Das alles haben wir schon auf dieser kleinen Fläche zusammengesammelt." Nur einige Dutzend Quadratmeter haben sie bereits aufräumen können. Sie werden noch den ganzen Tag brauchen, um hier sauber zu machen.
Sein Chef hat schon versprochen, mehr Leute als Verstärkung zu Sameds Team in den Volkspark zu schicken. Zu überwältigend ist hier die Verschmutzung für nur vier Leute. Denn es gibt kaum eine grüne Stelle ohne Müll. Von ausgebrannten Einmalgrills bis hin zu herumliegenden E-Scootern und in der Sonne glitzernden Scherben von Schnapsflaschen, die Feiernden haben bei ihrem Aufbruch alles liegengelassen.
"Wenn es warm ist und Leute freihaben, kommt es zur Katastrophe"
"Das ist noch verdammt viel Arbeit heute", sagt Samed. "Immer wenn es warm ist und die Leute freihaben, kommt es zu so einer Katastrophe." Beinahe jedes Wochenende sehe der Park verheerend aus, wenn auch nicht ganz so schlimm wie nach dem Herrentag. "Die Leute machen einfach nur Party und Tschüss." Der Müll bleibt dann zurück für Samed und seine Leute. "Für uns ist das fast schon normal. Aber heute Abend ist der Park dann wieder schön."
Darauf freut sich Anwohner Michael Kutzner. Der 68-jährige Künstler kommt regelmäßig in den Volkspark. Nur am Herrentag nicht, das wollte er sich nicht antun. "Ist ja immer das Gleiche, jedes Jahr. Zu viele Leute, zu laute Musik. Nur Gedröhne und Besoffene." Daran, dass der Park zugemüllt ist, habe er sich beinahe schon gewöhnt. "Wenn es wärmer ist und Veranstaltungen oder ein Feiertag dazukommen, sieht es immer so aus. Asozial, ganz klar."
Disziplinieren müsste man die Parkbesucher, findet der Künstler. Auch wenn er es für unwahrscheinlich hält, dass das klappt. "Blödheit wächst immer nach."
- Reporter vor Ort