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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Berliner "Aquadom" geplatzt Experte: "Dann fliegt das Ding auseinander"
Das größte Aquarium Berlins ist geplatzt. Ein Experte erklärt, wie es wahrscheinlich dazu gekommen ist.
Es war ein gigantisches Aquarium, und entsprechend groß ist nun das Ausmaß der Zerstörung: Am Freitagmorgen platzte das "Aquadom"-Aquarium im Hotel DomAquarée in Berlin – aus noch ungeklärten Gründen. Laut Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) deuten erste Anzeichen auf eine Materialermüdung hin. Mehr als 1.000 Hektoliter Salzwasser traten aus, 1.500 Fische verendeten. t-online hat mit einem Aquaristikexperten über die möglichen Ursachen gesprochen.
"Bei so einem riesigen Aquarium reicht eine einzige Schwachstelle", erklärt Matthias Moltrecht, Inhaber des Aquaristikgeschäfts SpreeAquarium in Berlin. "Wenn da ein Riss drin ist, ist das Thema durch."
Das liege vor allem an dem enormen Druck, der auf den Wänden laste. "Da ist ein unglaublicher Wasserdruck dahinter, der gleichzeitig in alle Richtungen drückt", so der Experte. "Wenn dann irgendwo etwas kaputtgeht, fliegt das Ding auseinander."
Berlin: "So ein Aquarium bringt entsprechende Risiken mit sich"
Moltrecht hat Videos von der Tragödie gesehen. Für ihn gibt es nur eine logische Erklärung: Das Aquarium bestehe aus vier Teilen, die miteinander verschweißt wurden. So eine Schweißnaht könnte nun aufgegangen sein. "Dann schießt schlagartig Wasser mit immensem Druck heraus", sagt Moltrecht.
1.000 Kubikmeter Wasser entsprächen einer Million Milchkartons: "Das muss man sich einfach mal als Menge vorstellen. Der Druck ist richtig, richtig gewaltig." Auf den Videos und Bildern ist zu sehen, dass das Aquarium nach außen weggeplatzt ist. Das stütze seine Vermutung, sagt Moltrecht. Ein so großes Aquarium berge einfach Risiken.
Moltrecht sieht die Schuld für die Katastrophe aber nicht bei den Wartungstechnikern oder Angestellten des Hotels. "Einen Wartungsfehler kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Was soll man an so einer Scheibe auch warten?"
"Niemand konnte absehen, dass das Becken platzt"
Vermutlich hätten die Wartungstechniker eher damit gerechnet, dass das Becken undicht wird, etwa an den Dichtungen. Dafür seien vermutlich Notfallmaßnahmen getroffen worden. "Aber dass das Aquarium platzt, das konnte niemand vorhersehen. So was kommt immer überraschend."
Der "Aquadom" wurde 2003 gebaut. Insgesamt wurden für das Becken 41 Acrylglasteile mit einer Stärke von bis zu 20 Zentimetern verarbeitet. Erst vor Kurzem soll das Aquarium für 2,6 Millionen Euro saniert worden sein.
Hätte der "Aquadom" also noch regelmäßiger überprüft werden müssen? Der Experte ist skeptisch: "Es gibt Dinge, die kann man nicht absehen."
Auch dass jemand absichtlich für eine Sollbruchstelle gesorgt hat, hält Moltrecht für unwahrscheinlich. Tatsächlich gibt es laut Polizei für einen gezielten, gewaltsamen Anschlag auf das Großaquarium bislang keinerlei Hinweise.
Moltrecht geht davon aus, dass Materialermüdung die Ursache war. Weil jedes Material nach einiger Zeit ermüde, rate er seinen Kunden, nach 15 Jahren noch einmal über eine Neuanschaffung nachzudenken. Bei bestimmten Materialien sorge zudem schon eine Temperaturschwankung von ein, zwei Grad dafür, dass Schwachstellen auftreten: "Ich denke, dass das ein grundsätzliches bauliches Problem war, woran vor 20 Jahren nicht gedacht wurde."
Privatbesitzer von Aquarien kann Moltrecht indes beruhigen: "Zu Hause wird das nicht passieren. Da ist ja nicht so ein immenser Druck dahinter, wie es hier der Fall war." Während seiner 40 Berufsjahre habe er es erst ein- oder zweimal erlebt, dass eine Scheibe gerissen sei.
Besonders tragisch ist für den Aquaristikfachmann das Leid der Tiere. "Das war ein Großaquarium, in dem große Tiere lebten, und die sind nun auf der Straße verendet. Es ist unglaublich schade um all diese schönen Fische."
- Interview mit Matthias Moltrecht
- "aquacharts.de": Raddison Blu Aquadom Berlin
- t-online.de: Mega-Aquarium geplatzt – "regelrechter Tsunami"
- Website des DomAquarées
- "berliner-kurier.de": Wasser samt Fischen ergoss sich ins Hotel und auf die Straße
- "bild.de": Sogar eine Erdbebenstation erfasste den Knall