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Berlin hat ein eigenes Sommerlochmonster: Viel Lärm um "Tegeli"


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Kuriose Aktion
Berlin hat ein eigenes Sommerlochmonster: Viel Lärm um "Tegli"


Aktualisiert am 16.08.2022Lesedauer: 3 Min.
"Tegeli"-Jäger auf der Suche: Enden soll die Aktion mit einem Konzert.Vergrößern des Bildes
"Tegli"-Jäger auf der Suche: Enden soll die Aktion mit einem Konzert. Quelle: Gustavo Mendez (Quelle: privat)
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Ein Komponist will im Tegeler See einem Ungeheuer auf die Spur gekommen sein. Experimentelle Klänge sollen es anlocken.

Kein Mensch hat es je zu Gesicht bekommen, aber dass in der Tiefe des Tegeler Sees ein Monster lebt, davon sind viele überzeugt. Die einen wollen seine roten Augen gesehen haben. Andere erzählen, etwas habe sie in die Wade gezwackt.

Ein Kind will sogar gehört haben, wie jemand gerufen habe: "Ich bin so einsam". Und dann waren da noch die Geschichten von den Hunden, die auf mysteriöse Weise vom Ufer verschwunden sein sollen. Musste man da nicht nur eins und eins zusammenzählen?

Welche Geräusche macht ein Monster?

Nico Sauer badet regelmäßig im Tegeler See. Er ist Komponist, und gemeinsam mit seinem Kollegen Vincent Wikström bespielt er unter anderem das Zeiss-Großplanetarium im Prenzlauer Berg mit sphärischen Sounds, die sie für ein Musikfestival auf dem Mond im Jahr 2121 komponiert haben: "Moonbreaker". Ihn haben diese Hinweise elektrisiert. Wenn in dem See wirklich ein Ungeheuer haust, so seine Hoffnung, müsste man es hören.

Ein wasserdichtes Mikrofon, das er am Abend des 11. Juni in den See hing, beflügelte seine Fantasie. Man hört Atemgeräusche, wie man sie von Darth Vader kennt. Ein Ploppen. Ein Pfeifen. Ein Knurren. Sauer sagt: "Man hat das Gefühl, dass auch Stimmbänder im Spiel sind."

Wie die Nasa Rock 'n' Roll-Verrückte aufspürt

Wasser transportiert den Schall schneller als Luft. Und es könnte für jedes dieser Geräusche eine einfache Erklärung geben. Ein Wels, der Luft einsaugt und die Beute verschluckt. Der Lärm einer Schiffsschraube.

Aber ach, das Sommerloch war tief, sehr tief. Und als Komponist lebt Sauer auch nicht allein von Schall und Rauch. Ihn faszinierte die Vorstellung, dass es tatsächlich ein Ungeheuer geben könnte und dass man es aus der Reserve locken könnte, indem man es mit Musik beschallt. Hatten nicht schon die Alien-Forscher der Nasa in den Siebzigerjahren Platten von Chuck Berry oder Ludwig von Beethoven mit an Bord der Raumsonden Voyager 1 und 2 genommen, um "Rock 'n' Roll"-Verrückte in fremden Galaxien aufzuspüren?

Lockrufe an "Tegli"

So kam Berlin zu seinem eigenen Sommerlochtier. Loch Ness hat Nessi, der Tegeler See hat "Tegli". In einem Monsterjagdcamp, das mit 23.000 Euro vom Musikfonds e.V. finanziert wird, tüftelte Sauer zusammen mit Klangforschern, Biologen und Musikern zwanzig experimentelle Musikstücke von 30 Sekunden als Lockrufe für das Monster aus. Jeden Abend wurde damit der See beschallt.

Nicht alle konnten mit den Unterwasser-Sounds etwas anfangen. Aber glaubt man Sauer, gab es Leute, die sich wegen dieser mysteriösen Sounds nach Jahren eine neue Badehose gekauft haben – mehr Gäste also für das an der Stadtgrenze liegende Strandbad. Ob "Tegli" den Köder geschluckt hat, werden die Berliner am Sonntag, dem 14. August, erfahren.

Das Monster frisst am liebsten Pommes

Denn dann laden Sauer & Co. sie zum Monstercall ins Strandbad Tegelsee ein (Schwarzer Weg 95). Es gibt auch ein Konzert und T-Shirts mit einer Zeichnung von "Tegli". Noch sieht es etwas kryptisch aus, es besteht nur aus zwei Augen, Augenbrauen und Wellen. Aber das liegt in der Natur der Sache. Denn viel mehr als die Tatsache, als dass sich das Monster vegetarisch und am liebsten von Pommes aus dem Strandbad ernährt, weiß Nico Sauer immer noch nicht über "Tegli".

Aber um die Berliner an den zweitgrößten See in ihrer Stadt zu locken, dürfte das vielleicht schon reichen. Sauer sagt: "Die Seen sind vor dem Austrocknen bedroht. Das Narrativ vom freundlichen Monster ist geeignet, das Interesse für ihren Schutz zu wecken."

Monsterkonzert im Strandbad Tegelsee, 14. August, 14. -20 Uhr, u.a. mit der Tegeler Swing- und Jazzband Just Friends und dem Musiker Gustavo Mendez.

Verwendete Quellen
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