Evakuierung nach Regen aufgehoben Waldbrände in Brandenburg auf 200 Hektar – Schulen geschlossen
Beim Kampf gegen die Waldbrände in Brandenburg hilft der Regen den Rettungskräften: Evakuierte Menschen in Treuenbrietzen und Beelitz können in ihre Häuser zurück. Aber noch ist die Gefahr nicht vorüber. Die Bundeswehr stellt zusätzliche Helikopter zur Verfügung.
Leichtes Aufatmen nach dem dramatischen Kampf gegen Waldbrände in Brandenburg: Starker Regen hat der Feuerwehr bei Beelitz und bei Treuenbrietzen südwestlich von Berlin beim Löschen geholfen.
"Es sieht deutlich entspannter aus", teilte der Bürgermeister von Beelitz, Bernhard Knuth (parteilos), am Montag mit. Die Brände seien vorerst wieder unter Kontrolle. Hunderte Menschen konnten zurück in ihre vorsorglich geräumten Häuser.
Doch noch sind die Feuer nicht endgültig gelöscht, noch immer kämpfen Hunderte Kräfte gegen die Flammen. Ihre Hauptsorge: Wind könnte Glutnester wieder anfachen.
Bilder der aktuellen Lage sehen Sie im Video oben.
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark brennen seit dem Wochenende zwei große Waldflächen bei Treuenbrietzen und Beelitz – nur rund 20 Kilometer voneinander entfernt. Die Rauchschwaden waren so dicht, dass der Brandgeruch laut Feuerwehr selbst in Dresden wahrzunehmen war, also gut 140 Kilometer weiter südlich.
Feuerwalze kam bis dicht an die Häuser heran
Beim Waldbrand nahe Treuenbrietzen, das etwa 80 Kilometer südwestlich von Berlin und 40 Kilometer von Potsdam entfernt liegt, waren in der Nacht zu Montag 435 Einsatzkräfte vor Ort. Das Innenministerium von Brandenburg teilte am Vormittag mit, dass die Evakuierung einiger Straßen der Kleinstadt aufgehoben worden sei. So auch in Beelitz.
Die Lage sei extrem gefährlich und hochdramatisch gewesen, sagte Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Montag bei einem weiteren Besuch im Brandgebiet. Eine Feuerwalze sei erst 200 Meter vor den ersten Wohnhäusern von Beelitz gestoppt worden.
Lage in Beelitz bleibt kompliziert – Schulen geschlossen
Dort war die Lage am Wochenende komplizierter: Das Feuer hatte sich in dem bei Berlinern beliebten Ausflugsgebiet nach Angaben von Bürgermeister Knuth bis zum frühen Sonntagabend auf 200 Hektar ausgebreitet, also etwa die Fläche von 280 Fußballfeldern – die gleiche Größenordnung wie bei Treuenbrietzen.
Ein Anwohner sagte dem RBB, das Feuer sei nur noch etwa 500 Meter vom Haus seiner Familie entfernt. "Wir hoffen, dass es nicht kommt, aber wir sind bereit", sagte er dem Sender. Die Einsatzkräfte seien dabei, Bäume zu fällen und Brandschneisen zu schaffen, um das Vorrücken der Flammen zu stoppen. Auch die ganze Nachbarschaft helfe mit. "Wir probieren einfach nur alles zu retten, was geht", sagte der Mann.
Auf ihrer Facebook-Seite dankten die Stadtverantwortlichen von Beelitz am Montagmorgen den Rettungskräften, die in den letzten Stunden "Übermenschliches" geleistet hätten. Ein großer Schaden für die Stadt sei abgewendet worden. Derzeit sei der Brand unter Kontrolle, aber noch nicht gelöscht.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Facebook-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Facebook-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Wegen Waldbränden: Unterrichtsausfall in Brandenburg
Als Folge der Waldbrände fällt an diesem Montag an einigen Schulen der beiden Städte der Unterricht aus. Das teilte das Bildungsministerium in Potsdam mit. Betroffen sind zwei Schulen in Treuenbrietzen ("Albert Schweitzer"-Grundschule und die Gesamtschule) und drei Einrichtungen in Beelitz (Diesterweg-Grundschule, Solar-Oberschule, Sally-Bein-Gymnasium). Eine Notbetreuung für die Schülerinnen und Schüler solle aber gewährleistet sein, hieß es.
Auch die Landesgartenschau in Beelitz bleibt an diesem Montag geschlossen. Das teilte Geschäftsführerin Marina Ringel am Sonntagabend mit. Als Grund nannte sie unter anderem, dass der Hauptparkplatz der Landesgartenschau derzeit für die Einsatzfahrzeuge genutzt werde.
In Treuenbrietzen kämpfen Feuerwehr und Bundeswehr schon seit Freitag gegen ein Feuer, das sich durch Winde aus wechselnder Richtung ausbreitete. Der in einem Kiefernwaldstück ausgebrochene Brand konnte bis zum Samstag zwar von 60 auf 40 Hektar eingedämmt werden. Doch in der Nacht zu Sonntag war dann die Rede von rund 100 Hektar Brandfläche, am Sonntag waren es bereits 200 Hektar. 2018 hatte es in derselben Gegend einen Waldbrand auf 400 Hektar gegeben.
Der Kampf gegen die Flammen ist in dem Gebiet besonders schwierig: Weil im Boden eines ehemaligen Spreng- und Übungsplatzes Munition und Kampfmittel liegen, kommen die Feuerwehrleute nicht direkt an den Brand heran. Das Feuer kann im Boden verborgene Munition hochgehen lassen. Hubschrauber der Bundeswehr nahmen deshalb bei Dutzenden Flügen Zehntausende Liter Wasser aus einem nahen Baggersee auf und löschten von oben.
Am Montag teilte das Bundesverteidigungsministerium mit, neben den drei bereits eingesetzten CH-53 stünden auch fünf NH-90 des Heeres für Löscheinsätze bereit. Sie könnten abgerufen werden, wenn dies nötig werden sollte. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) machte sich ein Bild von der Lage.
Video: Helikopter holt Wasser zum Löschen aus Badesee
Ein Video auf Twitter vom Sonntag zeigt, wie ein Löschhubschrauber Wasser aus einem Badesee holt. Der Clip wurde von Hannah Suppa, Chefredakteurin der "Leipziger Volkszeitung", hochgeladen. Um welchen Hubschrauber es sich dabei handelt, ist nicht bekannt.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Rund 1.400 Einsatzkräfte waren am Sonntag nach den Worten von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im Einsatz. Überwiegend seien es Helfer der Freiwilligen Feuerwehren aus Brandenburg, aber auch solche aus Sachsen-Anhalt. Außerdem wurde Hilfe aus Berlin erwartet. Dazu kamen nach Woidkes Angaben Bundeswehrsoldaten sowie Kräfte des Technischen Hilfswerkes und anderer Rettungsorganisationen.
Woidke: Bund muss bei Munitionsbeseitigung helfen
Angesichts der Waldbrände rief Ministerpräsident Woidke den Bund auch zu Hilfe bei militärischen Altlasten auf. "Unser Hauptproblem war die militärische Belastung der Flächen, auf denen diese Brände ausgebrochen sind", sagte Woidke am Montag in Schönefeld. Feuerwehrleute hätten sie teilweise nicht betreten können. "Wir müssen an dieses Hauptproblem ran", sagte Woidke.
"Wir haben irgendwo zwischen 150 und 200 Hektar rund um Berlin Wälder, die militärisch hoch belastet sind", sagte Woidke. Er sprach von "Brandbomben" für Waldbrände. "Es ist Munition aus 150 Jahren deutscher Geschichte, die da zu finden ist." Die Bundesregierung müsse dringend tätig werden, Brandenburg könne die Aufgabe nur gemeinsam mit dem Bund lösen.
- Webseite der Stadt Treuenbrietzen
- Eigene Recherchen
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Tweet der Bundespolizei Spezialkräfte
- Tweet der Polizei Brandenburg
- Tweet des Innenministerium Brandenburg