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Orthografin's Sprachkolumne: Der Apostroph


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Orthografin’s Sprach’kolumne
Sei kein Depp, lass ihn weg – den Deppen-Apostroph

Eine Kolumne von Stefanie Schlünz

30.05.2018Lesedauer: 5 Min.
Erinnerungstafel: Häufig falsch verwendet wird der Apostroph als Trennzeichen vor dem Genitiv-S.Vergrößern des Bildes
Erinnerungstafel: Häufig falsch verwendet wird der Apostroph als Trennzeichen vor dem Genitiv-S. (Quelle: Stefanie Schlünz/t-online)
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Apostrophe sind nicht sonderlich sexy. Dennoch sind sie bei vielen Menschen äußerst beliebt – zu beliebt. Warum eigentlich? Und warum möchten andere sie einfach nur verschwinden lassen?

Unsicherheiten, mangelndes Wissen oder einfach Leichtsinn beim Setzen des Apostrophs führen wohl dazu, dass dieses Satzzeichen zum Teil massenhaft und willkürlich in Texten, auf Anzeigentafeln und sonst wo verteilt wird. Als ob das nicht schon ärgerlich genug wäre, muss dann häufig noch das falsche Zeichen auf der Tastatur dafür herhalten.

Dabei ist die Anwendung gar nicht schwer, besteht die eigentliche Aufgabe des Apostrophs doch darin, für einen oder mehrere ausgelassene Buchstaben in einem Wort einzuspringen. Stattdessen werden grundlos Buchstaben von Wörtern abgerissen (Orthografin’s Sprachkolumne, Helgas Imbiss) oder Wortenden regelrecht verstümmelt – ein Ausmaß des apostrophischen Chaos.

Achtung: "Das" Apostroph ist männlich

Häufig hakt es bei der Verwendung des Apostrophs bereits beim Genus, also bei der Einordnung des grammatischen Geschlechtes. Andere Menschen mit vermeintlich schlauen Sätzen aufzuziehen wie: "Du machst viel zu oft das 'Deppen-Apostroph'", macht einen nämlich schnell selbst zum Deppen. Der Apostroph ist männlich und braucht daher den männlichen Artikel.

Der Apostroph ist in aller Munde

Kein anderes Satzzeichen führt so häufig zu Kontroversen und zu den verschiedensten – oft abwertenden, aber fantasievollen – Beschreibungen wie der Apostroph. Oder haben Sie folgende Wortkreationen schon einmal in Verbindung mit dem Komma, dem Fragezeichen oder dem Punkt gelesen: Apostrophitis, Deppen-Apostroph, Idioten-Apostroph, Wühltisch-Apostroph, Apostrophen-Katastrophe, Apostrophen-Wahn, Apostrophen-Epidemie? Fanklub wie Gegnerschaft des Apostrophs sind ähnlich groß. Selbst mehrere Webseiten befassen sich ausschließlich mit diesem Satzzeichen.

Kein Platz für Apostrophe

Für die Fans von Apostrophen: Fangen wir bei den Regeln mit dem unangenehmen Teil an, den Entsagungen, dann kann es nur besser werden. Setzen Sie bitte niemals einen Apostroph am Ende von Eigennamen, die im Genitiv stehen. Das Genitiv-S ersetzt hier bereits den Apostroph (außer bei Namen, die auf s-Laute enden, siehe unten).

  • Orthografins Sprachkolumne
  • Angela Merkels Rede
  • Berlins Fernsehturm

Der Duden hat diesbezüglich einmal eine Randbemerkung eingeführt, die folgendermaßen lautet: "Gelegentlich wird in solchen Fällen ein Apostroph gesetzt, um die Grundform eines Namens zu verdeutlichen." Dieser Zusatz war zwar gut gemeint, galt er doch für Namen, deren Zuordnung sonst nicht eindeutig wäre. Doch er ist überflüssig, da die Regel vorher bereits eindeutig war:

  • Alte Regel: z. B. Andreas Fahrradladen – der Laden von Andrea
  • Andreas’ Fahrradladen – der Laden von Andreas (hier mit Apostroph hinter dem Genitiv-S, da Name mit s-Laut)
  • Zusatzregel: Andrea’s Fahrradladen (zur Unterscheidung vom männlichen Namen Andreas)

Dieser kleine Zusatz führte quasi dazu, dass beispielsweise sämtliche Gewerbeschilder im Namen einen Apostroph haben, Eindeutigkeit hin oder her. Sollten Sie einmal ein Gewerbe eröffnen und ein Schild aufhängen, lassen Sie den Apostroph in Ihrem Namen weg, er ist dort überflüssig.

Setzen Sie bitte auch nie, nie, nie einen Apostroph vor ein Plural-S. NIEMALS! Auch nicht bei Abkürzungen.

  • Man besitzt nicht mehrere Auto’s, sondern Autos, und im Urlaub werden auch nicht viele Foto’s, sondern Fotos gemacht.
  • Auf den Straßen fahren heutzutage nicht viele Pkw’s und Lkw’s herum, sondern Pkws und Lkws (sprachlich noch schöner ist, man lässt hier gleich das S am Ende weg – es ist erlaubt!)
  • Genauso verhält es sich mit den alten Hit’s und Song’s auf den CD’s oder den DVD’s im Schrank. Die haben im Plural mit ihren Hits und Songs ausschließlich als CDs und DVDs vorzukommen.

Es ist egal, ob Sie sofort erkennen, dass es sich um ein Genitiv-S oder ein Plural-S handelt. Merken Sie sich einfach: Trennen Sie nie das S mit einem Apostroph ab, dann befinden Sie sich auf der sicheren Seite.

Stecken lassen können Sie den Apostroph auch bei den üblichen Verschmelzungen von Präpositionen und Artikeln.

  • fürs, aufs, durchs, ins, vorm, hinterm

Anders als früher lassen Sie bitte auch bei dem weggefallenden Endungs-E bei Verben in der ersten Person Singular den Apostroph weg. Das E ist hier freiwillig und nur stilistisch relevant.

  • Ach, lass(e) es bleiben (nicht lass’ es bleiben).
  • Das hab(e) ich doch gesagt (nicht hab’ ich doch gesagt).

Auch bei Grußformeln und Befehlsformen bedarf es keines Apostrophs.

  • Grüß Gott!
  • lass! geh! komm!

Der Apostroph und seine Daseinsberechtigung

Es gibt drei Einsatzgebiete, wo auf den Apostroph allerdings nicht verzichtet werden darf.

Erstens: Bei Wörtern mit Auslassungen im Wortinneren – häufig bei Ortsbezeichnungen.

  • Fehlt der Straße Kurfürstendamm in Berlin eine ganze Buchstabengruppe, wird sie zum Ku’damm – und zwar mit Apostroph.
  • Köln ist kurz genug, kurz sein kann z. B. Düsseldorf nur mit Apostroph – und wird zu D’dorf.

Zweitens: Bei Wörtern mit Auslassungen, die ohne Kennzeichnung schwer lesbar oder missverständlich sind – häufig in der Dichtung.

  • In wen’gen Augenblicken ist es so weit.
  • ’s ist schade um ihn.
  • Das war’n Fehler.

Drittens: Eigennamen bekommen bei der Genitivbildung, die auf einen s-Laut beziehungsweise einen ähnlich klingenden Laut enden (-s, -ss, -ß, -tz, -z, -x, -ce) und keinen Artikel, kein Possessivpronomen oder dergleichen an Bord haben, den Apostroph am Ende. Der Apostroph ersetzt hier das Genitiv-S, da zwei Zischlaute hintereinander nicht erwünscht sind.

  • Felix’ Vorschlag ist großartig.
  • Heinz’ Geburtstag ist morgen.
  • Lars’ Buch ist ein Bestseller.

Der Apostroph steht auch, wenn -s, -z, -x usw. in der Grundform stumm sind:

  • Cannes’ Filmfestspiele sind beendet.
  • Bordeaux’ Hafenkneipe hat geschlossen.

Alle übrigen Wörter, die auf einen s-Laut oder ein stummes S, X oder Z enden, stehen im Genitiv im Allgemeinen nicht allein, sondern haben stets einen Artikel, ein Possessivpronomen oder Ähnliches bei sich. Sie bekommen keinen Apostroph.

  • Ein Ausmaß des "apostrophischen" Chaos.
  • Der Einfluss des Kommunismus.
  • Der Gewinn des Grand Prix.

Die Apostrophe nur für Fans

Mein Tipp gleich vorweg: Verzichten Sie lieber auf überflüssige Apostrophe und reduzieren Sie den Apostrophen-Regen. Das leserliche Schriftbild eines Textes wird es Ihnen danken.

Es gibt einige Fälle, bei denen es Ihnen freigestellt ist, ob Sie einen Apostroph setzen oder nicht. Wenn Sie unbedingt wollen, dürfen Sie den Apostroph bei Wörtern setzen, bei denen das Pronomen "es" zu "s" verkürzt wird.

  • Wie gehts dir? (Wie geht’s dir?)
  • Wenns sein muss. (Wenn’s sein muss).
  • Haben Sies kapiert? (Haben Sie’s kapiert?)

Ebenso freigestellt ist das Setzen eines Apostrophs, wenn der unbestimmte Artikel ein/eine zu "n" verkürzt wird:

  • So ’n Blödsinn.
  • Nimm ’ne andere Taste.

Und wie finden Sie zu guter Letzt souverän auf Ihrer Tastatur den richtigen "Strich" (’)?

  • Windows: Alt+0146
  • MacOS: Alt+Umschalt+#
  • Linux: AltGr+#

Alle anderen Striche auf Ihrer Tastatur vergessen Sie im Zusammenhang mit dem Apostroph einfach.

*Wir haben uns in der t-online.de-Redaktion darauf verständigt, die größtmögliche Einheitlichkeit herzustellen. Daher halten wir uns an die empfohlenen Schreibweisen des Dudens.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Duden Bd. 1, 27. Auflage
  • Duden Bd. 9, 8. Auflage
  • www.studis-online.de: "Raus aus D’dorf und auf’n Sprung ans Meer oder Erkenntnisse zu Ehren des Apostrophs"
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