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"Titanic": "Sinken - brauchen sofort Hilfe"


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"Sinken - brauchen sofort Hilfe"

Von t-online
Aktualisiert am 02.04.2012Lesedauer: 4 Min.
Die letzten Telegramme der "Titanic" zeugen von dramatischen letzten StundenVergrößern des Bildes
Die letzten Telegramme der "Titanic" zeugen von dramatischen letzten Stunden (Quelle: imago-images-bilder)
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"41° 46'N 50° 14'W - Sinken - brauchen sofort Hilfe". Als der Funker Jack Phillips am 15. April 1912 um 0.10 Uhr diesen verzweifelten Notruf funkt, ist das Schicksal der legendären RMS "Titanic" längst besiegelt. Das damals größte Schiff der Welt hatte einen Eisberg gerammt. Nur etwas mehr als zwei Stunden später liegt der Luxusdampfer, den man für unsinkbar hielt, bereits in 3800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. 1513 Menschen kommen bei dem Untergang ums Leben.

Es ist noch immer eine der größten Katastrophen der Seefahrt, und sie ist eng verknüpft mit Phillips und seinem Assistenten Harold Bride. Die beiden Männer bedienen eine damals völlig neue Technik. Erstmals können per Funk Mitteilungen gesendet und empfangen werden: Passagiere schicken ihre Urlaubsgrüße an die Familien an Land - andere Schiffe funken Warnungen vor Eisbergen an den Kapitän der "Titanic". Die Funkstation von Philipps ist die einzige Verbindung zur Außenwelt.

Unglaublicher Luxus an Bord

Als die "Titanic" am 31. Mai 1911 vom Stapel läuft, ist sie mit 269 Metern Länge und 46.329 Bruttoregistertonnen Verdrängung das größte Schiff, das bis dahin gebaut wurde. Für die Menschen noch faszinierender als die schiere Größe ist aber der unfassbare Luxus, mit dem dieser Transatlantikdampfer ausgestattet ist. Den Passagieren wird jede erdenkliche Annehmlichkeit geboten - zumindest in der Ersten Klasse.

Jeder Raum verfügt über elektrisches Licht und eine Heizung. Mit elektrischen Aufzügen erreichen die Herrschaften bequem die einzelnen Decks. Ob Theater, Bibliotheken oder die riesigen Speisesäle: Alles ist pompös. An Bord gibt es - erstmals auf einem Schiff - sogar einen Swimming Pool.

"Praktisch unsinkbar"

Auch in technischer Hinsicht ist die "Titanic" weit voraus: Das Schiff verfügt über einen doppelten Boden und 15 Stahlschotts, die den Rumpf in wasserdichte Abteilungen teilten. Im Falle eines Wassereinbruchs schließen sich automatisch elektrische Schotttüren. Bei der Flutung von zwei Abteilungen bleibt sie uneingeschränkt schwimmfähig. Selbst die Flutung von drei oder gar vier Abteilungen führt nicht zwangsläufig zum Untergang. Die Reederei ist sich sicher: Die "Titanic" ist "praktisch unsinkbar".

Die neue Funktechnik ist eine weitere Attraktion an Bord. Erst seit 1902 - also gerade einmal zehn Jahre vor dem Unglück - gibt es überhaupt Funkstationen auf Schiffen. Die Anlage gehört der Marconi Wireless Telegraph Co., die Funker Phillips und Bride sind ihre Angestellten. Ein Telegramm mit zehn Worten kostete zwölf Shilling, umgerechnet 250 Euro: eine lukrative Einnahmequelle für die Marconi-Gesellschaft. Eisbergwarnungen stören da nur das Geschäft.

Warnungen vor Eis ignoriert

Der Kapitän der "Titanic", Edward John Smith, weiß schon vor dem Auslaufen, dass die Eisfelder im Nordatlantik derzeit größer sind und weiter nach Süden reichten als in den Vorjahren. Während der Fahrt kommen mindestens acht weitere Funksprüche, die vor aktuellen Eisbergen und Eisfeldern warnen. Doch die meisten dieser wichtigen Informationen werden gar nicht an die Mannschaft auf der Brücke weitergeleitet. Die Funker sind zu sehr mit den privaten Telegrammen der Passagiere beschäftigt.

Auf der Brücke fehlen genaue Informationen über die Position der Eisfelder. Dennoch: Die Offiziere der "Titanic" haben mehrere Eiswarnungen erhalten, Kapitän Smith kennt mindestens drei dringende Warnungen. Doch niemand aus der Schiffsführung hat alle Informationen. Das Gesamtbild hätte gezeigt, dass die "Titanic" auf ein riesiges Eisfeld zusteuert. Wenn nichts passiert, ist eine Kollision unvermeidlich.

Die Kollision ist verheerend

Am 14. April 1912 um 23.40 Uhr entdeckt der Ausguck einen Eisberg direkt vor der "Titanic". Er gibt Alarm, der wachhabende Offizier versucht noch ein Ausweichmanöver. Zu spät - die "Titanic" schrammt am Eisberg entlang. Die Steuerbordseite hat mehrere kleine Lecks in den vorderen sechs Abteilungen. Zusammengenommen sind die Öffnungen nur 1,2 Quadratmeter groß. Dennoch strömen 400 Tonnen Wasser pro Minute in das Schiff.

Unmittelbar nach der Kollision inspiziert der Kapitän mit dem Konstrukteur der "Titanic", Thomas Andrews, den Schaden. Andrews stellt ernüchtert fest: Das Schiff ist verloren.

Schiffe eilen zu Hilfe

Um 0.15 Uhr - eine halbe Stunde nach der Kollision - befiehlt Kapitän Smith den beiden Funkern Phillips und Bride Notrufe zu senden. Gleich mehrere Schiffe antworten: Die "Olympic" (925 Kilometer entfernt), die "Baltic" (450), die "Virginian" (310), die "Frankfurt" (280), die "Birma" (130), die "Mount Temple" (90), die "Parisian" (93) und die "Carpathia" (107). Alle ändern sofort ihren Kurs und eilen zur Unglücksstelle.

Das nächstgelegene Schiff - die "Mount Temple" - gerät selbst von Westen her in das Eisfeld und benötigt Stunden, um sich herauszuarbeiten. Die "Carpathia" rauscht mit Höchstgeschwindigkeit durch die Nacht und erreicht nach vier Stunden die zuletzt gemeldete Position der "Titanic" - zu spät. Ausgerechnet das Schiff, das der "Titanic" tatsächlich am nächsten gelegen hatte, die nur 25 Kilometer entfernte "Californian", hatte zu diesem Zeitpunkt ihr Funkgerät ausgeschaltet.

20 Minuten vor dem Untergang entbindet Smith die beiden Funker von ihren Aufgaben. Bride holt die Rettungswesten, Phillips sendet weiter. Erst als das Wasser schon in den Funkraum dringt, verlassen die beiden ihre Station. Sie klettern nach draußen, erreichen das kieloben schwimmende Faltboot B. Während Bride mit einiger Mühe einen trockenen Platz ergattert, muss Phillips im eiskalten Wasser bleiben. Er stirbt an Unterkühlung.

Am 15. April 1912 gegen 2.20 Uhr versinkt die "Titanic" im Atlantik. 1513 Menschen sterben.

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