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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Weg des Trauerzuges Wie ein wild gewordener Esel eine Papst-Tradition beendete

Der Trauerzug für Papst Franziskus folgt historischen Wegen. Auf denselben Straßen gab es wilde Papst-Ritte quer durch Rom. Einmal wäre ein toter Papst fast im Tiber gelandet.
Dass Papst Franziskus nicht in Sankt Peter bestattet wird, ist schon ungewöhnlich genug. Der Trauerzug zur Basilika Santa Maria Maggiore am Samstag wird in die Geschichte eingehen. Zu einem großen Teil ist die Strecke bereits jetzt historisch, denn früher ritten frisch gewählte Päpste genau auf denselben Straßen zu Pferd oder auf einem weißen Maultier, um ihr Amt endgültig anzunehmen. Noch heute wird der Weg als Via Papalis bezeichnet. Die Straße der Päpste. Nur das letzte Stück des Trauerzuges für Papst Franziskus gehört nicht dazu.
Der Hintergrund des wilden Ritts: Im Mittelalter wurden die Päpste zwar wie heute auch, bei einem Konklave im Vatikan gewählt. Doch der eigentliche Sitz des Pontifex als Bischof von Rom war der Lateranpalast mit der Lateranbasilika und ist es bis heute. Als Erster nahm im Jahr 858 der frisch gewählte Papst Nikolaus I. diesen Weg zu Pferd, um symbolisch den Lateran als Bischof von Rom einzunehmen. Mit Unterbrechungen dauerte diese Tradition bis 1769, als das durch die Menschenmassen in Panik geratene Maultier Clemens XIV. abwarf und verletzte. Aus Sicherheitsgründen wurde danach auf den Papst-Ritt verzichtet.
Leichenwagen wurde mit Steinen beschmissen
Und auch Trauerzüge für Päpste gingen nicht immer gut aus. Vor 144 Jahren wäre ein toter Papst fast im Tiber gelandet.
Pius IX. war strenger Gegner der Einigung Italiens, schließlich musste er den Kirchenstaat in seiner damaligen Ausdehnung 1870 aufgeben. Als er 1878 starb, wurden seine sterblichen Überreste zunächst im Petersdom bestattet. Und das, obwohl er sich ausdrücklich gewünscht hatte, seine letzte Ruhe in Sankt Laurentius vor den Mauern zu finden. Pius' Nachfolger, Leo XIII., wollte ihm drei Jahre später den Wunsch erfüllen.
Am 13. Juli 1881 verließ um Mitternacht die mit roten Vorhängen geschmückte Leichenkutsche, die von vier schwarzen Pferden gezogen und von einer Parade von Kutschen voller Kardinäle gefolgt wurde, den Petersdom. Die Präfektur hatte angeordnet, dass alles nachts und ohne öffentliche Aufmerksamkeit geschehen müsse. Doch auf halbem Weg wurde die Prozession von antiklerikalen Römern angegriffen, die dem Papst seine Abneigung gegen die Einigung Italiens nicht verziehen hatten. Eine Menschenmenge skandierte laut historischen Quellen: "Es lebe Italien! Tod dem Papst! Tod den Priestern! In den Fluss mit der Leiche!" Der Leichenwagen wurde mit Steinen beworfen und nur im letzten Moment konnte verhindert werden, dass der Sarg tatsächlich im Tiber landete.
Seitdem wurde nur Papst Leo XIII. im Jahr 1924 außerhalb des Petersdoms beerdigt, allerdings ohne Prozession, nur von einigen Würdenträgern begleitet und erneut in der Nacht.
- repubblica.it: "Salma di Papa Francesco, il corteo da San Pietro a Santa Maria Maggiore" (Italienisch)