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Krieg in der Ukraine: Wie reagiert Putin auf Kursk-Offensive in Russland?


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Entwicklungen in der Ukraine
"Wenn das gelingt, steht die Stadt vor dem Fall"


Aktualisiert am 13.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Russlands Präsident Putin und der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko: Der ukrainische Angriff auf die Region Kursk hat den Kreml überrumpelt.Vergrößern des Bildes
Russlands Präsident Putin und der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko: Der ukrainische Angriff auf die Region Kursk hat den Kreml überrumpelt. (Quelle: IMAGO/Alexander Kazakov)

Der ukrainische Vormarsch auf die russische Region Kursk hat den Kreml geschockt. Wie Putin reagiert, ist ungewiss. Schickt er gar einen Verbündeten in den Krieg?

Es war der 6. August, als die ersten ukrainischen Soldaten mit Unterstützung von schwerem Gerät in die russische Provinz Kursk vordrangen. Mittlerweile kontrolliert die Ukraine 28 Ortschaften in der russischen Provinz, erklärt der amtierende Gouverneur der Region, Alexej Smirnow, am Montag. Deshalb seien bisher etwa 121.000 Menschen aus der Region evakuiert worden, Zehntausende weitere sollen folgen.

Der ukrainische Vorstoß hat den Kreml kalt erwischt. Viele Aspekte der möglichen neuen Front im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind noch gänzlich unbekannt. Neben der Frage nach den Zielen der Ukraine interessiert insbesondere die russische Antwort auf den ukrainischen Vorstoß.

Die erste offensichtliche Antwort lieferte der russische Präsident am Montag: Laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass hat Putin die Armee angewiesen, die ukrainischen Truppen in der Region Kursk zu "vertreiben".

Video | Russische Drohne trifft ukrainischen Panzer – Explosion
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Quelle: t-online

Offizier: Russland versucht die Front zu stabilisieren

Das beobachtet auch Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer. Der Militärexperte erklärt t-online, die russische Armee versuche seit Samstag, die Front südwestlich von Kursk zu stabilisieren. "Die russischen Streitkräfte schieben dazu langsam Truppen in Richtung der ukrainischen Angriffsspitzen vor."

Um den ukrainischen Angriff überwachen zu können, setze Russland Drohnen zur Aufklärung ein. "Dadurch erkannte ukrainische Ziele greifen die Russen durch Lancet- und FPV-Drohnen, Artillerie, Raketenwerfer und Gleitbomben an", sagt der Offizier. Mit Lancet-Drohne meint der Experte den ukrainischen Nachbau eines russischen Drohnen-Modells, mit dem Bodenziele effektiv bekämpft werden können. FPV-Drohnen werden mit einer Videobrille gesteuert.

Ukrainische Truppen in Kursk versuchen laut Reisner, dieser Überwachung zu entgehen, indem sie in bewaldetes Gebiet ausweichen, das für Aufklärungsdrohen schwer einzusehen sei. "Dort setzen die Russen Ka-52 und Mi-28 Kampfhubschrauber ein. Diese versuchen, die Ukrainer mit ihren Nachtsichtmitteln und Wärmebildgeräten aufzuklären", so Reisner. Allerdings seien Hubschrauber anfällig für ukrainische Gegenmaßnahmen: "Den Ukrainern gelang wiederholt der Abschuss russischer Kampfhubschraubers".

Wo kommen die russischen Verteidigungseinheiten her?

Für Reisner ist die Frage entscheidend, aus welchem Frontabschnitt in der Ukraine Russland gerade Truppen abzieht, um den Vorstoß auf Kursk zu stoppen. "Durch die erkennbaren taktischen Markierungen der russischen Fahrzeuge lassen sich diese der operativen Gruppierung ‚Sever‘ zuordnen", erklärt der Offizier. "Dies zeigt, dass die Russen auf operativer Ebene Kräfte aus dem Raum nördlich von Charkiw abgezogen haben."

Hinzu kommen laut Reisner zudem mehrere Staffeln an Su-34-Kampfflugzeugen. "Deren Einsatz lässt sich am vermehrten Abwurf von Gleitbomben südwestlich von Kursk erkennen." Oberst Reisner geht zudem von einer baldigen russischen Antwort durch Attacken auf ukrainischem Territorium aus: "Es ist damit zu rechnen, dass Russland zeitnah einen weiteren massiven strategischen Luftangriff mittels Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen durchführen wird", prognostiziert Reisner.

Reisner: Angriffe im Donbass haben Momentum

Der ukrainische Vorstoß nach Kursk mag zwar für Truppenverschiebungen aus der Region um Charkiw gesorgt haben, auf die heftigen russischen Angriffe im Donbass hat der Angriff allerdings keine sichtbaren Auswirkungen, erklärt Reisner weiterhin. "Das Momentum im Donbass ist ungebrochen", sagt er. "Es scheint, dass die Heftigkeit an einigen Brennpunkten sogar zugenommen hat." Russland habe in den vergangenen Tagen weitere Dörfer im Raum westlich Otscheretyne und bei Toretsk von der Ukraine, trotz hoher Verluste eingenommen.

Sorgen bereitet dem Offizier der russische Vorstoß über den Donbass-Kanal und das Bilden eines Brückenkopfes bei Tschassiw Jar. "Wenn es gelingt, diesen auszuweiten, steht die Stadt vor dem Fall", erklärt Reisner. Den Ukrainern scheine es nicht gelungen zu sein, "ihre starke Stellung am Westufer des Kanals zu halten", führt der österreichische Militär weiter aus.

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Kriegseintritt Belarus' wäre eine Eskalation

Neben dem Kriegsverlauf in Kursk, Charkiw und dem Donbass gibt es Berichte darüber, dass Belarus als Reaktion auf das angebliche Eindringen von ukrainischen Drohnen in den eigenen Luftraum Truppen an die Grenze zur Ukraine verlegt. Befürchtet wird ein Kriegseintritt von Machthaber Alexander Lukaschenko. Ob Belarus das tatsächlich umsetzt, ist allerdings ungewiss. "Es würde in jedem Fall eine weitere Eskalation des Konflikts bedeuten", erklärt Reisner.

Für die Ukraine könnte ein möglicher Kriegseintritt des autokratisch regierten Landes zum Problem werden. "Obwohl die Ukraine in den letzten über 900 Tagen massiv versucht hat, die Eintrittspunkte aus Belarus in die Ukraine zu sperren und durch Verteidigungsbauten zu verstärken, müsste sie nun auch diese Front bewirtschaften", erklärt Oberst Reisner. "In Anbetracht der jetzigen Ressourcenlage wäre dies eine massive Verschärfung der Situation."

Der Aufmarsch belarussischer Truppen im ukrainischen Grenzgebiet sei eine eindeutige Drohkulisse, folgert Reisner. "Er trägt die Handschrift Putins, auch wenn es so scheint, dass der belarussische Präsident Lukaschenko versucht, eine Involvierung seines Landes zu vermeiden", sagt er. "Die Frage ist, ob ihm dies langfristig gelingt."

Verwendete Quellen
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