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Ukraine-Krieg: Lage in Kursk – Kiew will Russland destabilisieren


Führung bezieht Stellung
Vorstoß auf russischen Boden: Ukraine gibt Motive bekannt

Von afp, lmk

12.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Selenskyj spricht erstmals über Vorstoß auf russisches Gebiet. (Quelle: reuters)
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Was steckt hinter der ukrainischen Offensive auf russischem Boden? Ziel ist es offenbar, Russland zu destabilisieren. Doch es gibt noch mehr Gründe für den Vorstoß.

Nach tagelangen Kämpfen hat die ukrainische Führung erstmals Stellung zu ihrem unerwarteten Vorstoß in die westrussische Grenzregion Kursk bezogen: Dies sei der Versuch, den Krieg auf russisches Territorium zu "verlagern", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Ansprache. Die Ukraine beweise, dass sie "Gerechtigkeit schaffen und Druck auf den Aggressor ausüben" könne, betonte Selenskyj weiter.

Nach Angaben eines ukrainischen Sicherheitsverantwortlichen, der anonym bleiben wollte, soll der Vorstoß Russland "destabilisieren", wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte. "Wir befinden uns in der Offensive", sagte er weiter.

Tausende ukrainische Soldaten seien nach Angaben der Ukraine daran beteiligt. Moskau hatte zuvor von lediglich mehreren Hundert ukrainischen Soldaten gesprochen.

"Gerechtigkeit schaffen und Druck auf den Aggressor ausüben"

Ziel des Angriffs auf Kursk sei es, "die Stellungen des Feindes auseinanderzuziehen, ihm maximale Verluste zuzufügen und die Lage in Russland zu destabilisieren", so der Sicherheitsverantwortliche. Russland sei nicht in der Lage, seine eigenen Grenzen zu schützen, fügte er laut dem britischen "Guardian" hinzu.

Nach Monaten des Rückzugs an der Ostfront hatten die ukrainischen Streitkräfte am vergangenen Dienstag überraschend einen großangelegten Vorstoß in das russische Grenzgebiet Kursk unternommen, bei dem sie laut russischen Militärbloggern bis zu 20 Kilometer weit in die Region vordrangen.

Selenskyj: Diese Angriffe hätten eine "faire Antwort" verdient

Am Sonntag teilte das russische Militär mit, den Vormarsch der ukrainischen Soldaten an mehreren Stellen gestoppt zu haben. Soldaten und Ausrüstung des Gegners seien teils 30 Kilometer von der Grenze entfernt attackiert worden.

Unter anderem seien Durchbrüche in der Nähe der Orte Tolpino, Schurawlin und Obschtschi Kodoles durch Angriffe aus der Luft verhindert worden. Weiter gab die russische Armee an, ukrainische Truppen in der Nähe der Ortschaften Sudscha, Korenewo, Staraja Sorotschiza und Borki mit Raketen und Artillerie getroffen und einen Durchbruch im Bezirk Belowski verhindert zu haben.

Angesichts der Kämpfe in dem Grenzgebiet brachten die Behörden auf russischer Seite nach eigenen Angaben mehr als 76.000 Menschen in Sicherheit. Auf der ukrainischen Seite der Grenze wurden mindestens 20.000 Menschen in der Region Sumy zum Verlassen ihrer Häuser und Wohnungen aufgefordert. Die Region sei laut Selenskyj in diesem Sommer das Ziel von bereits 2.000 Raketen geworden – abgefeuert aus Kursk, berichtet der "Guardian". Diese Angriffe hätten eine "faire Antwort" verdient, so der ukrainische Präsident.

Moskau greift erneut Kiew an

In der Nacht zum Sonntag wurden russischen Angaben zufolge bei einem ukrainischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Kursk 13 Menschen verletzt. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kündigte daraufhin "eine harte Reaktion der russischen Streitkräfte" an. Diese werde "nicht lange auf sich warten lassen".

So waren bereits in derselben Nacht bei russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew nach Angaben von Rettungskräften ein 35-jähriger Mann und sein vierjähriger Sohn getötet worden. Drei weitere Menschen wurden demnach schwer verletzt. Laut der ukrainischen Luftwaffe waren außer Kiew auch andere ukrainische Regionen von russischen Luftangriffen betroffen.

Seit dem Beginn des Angriffskriegs im Februar 2022 greift Russland fast täglich ukrainische Städte mit Artillerie, Raketen und Drohnen an. Weite Gebiete im Osten und Süden der Ukraine sind von russischen Soldaten besetzt. Zuletzt führten auch brennende Kühltürme des Atomkraftwerk Saporischschja – das seit den ersten Kriegstagen in russischer Hand ist – zu großer Sorge. Sowohl Russland als auch die Ukraine gaben sich jeweils gegenseitig die Schuld für den Vorfall. Mehr dazu lesen Sie hier.

Eroberte Gebiete könnten "politische Zwecke" erfüllen

Russland bereite als Reaktion auf die Offensive in Kursk bereits einen massiven Raketenangriff auf "Entscheidungszentren" in der Ukraine vor, sagte der ukrainische Sicherheitsverantwortliche der AFP weiter.

Dennoch habe die Offensive die Moral der ukrainischen Armee, des Staates und der Gesellschaft gestärkt und die Russen "überrumpelt". Auch wenn Russland die ukrainischen Streitkräfte früher oder später stoppen werde, könnten die von Kiew eroberten Gebiete für "politische Zwecke", etwa bei Friedensverhandlungen, genutzt werden, sagte er weiter.

Den Angaben des Sicherheitsverantwortlichen zufolge respektieren die ukrainischen Truppen bei ihrem Vorstoß das internationale Völkerrecht. "Wir exekutieren keine Gefangenen, wir vergewaltigen keine Frauen, wir plündern nicht", sagte er. Anders als Russland habe die Ukraine zudem nicht die Absicht, die derzeit besetzten Gebiete zu annektieren.

Verwendete Quellen
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