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Ukraine-Krieg: "Der Angriff auf Charkiw ist gescheitert"


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Hohe Verluste an Soldaten und Material
Russland erlebt bei Charkiw ein Desaster


02.07.2024Lesedauer: 3 Min.
UKRAINE-CRISIS/KHARKIV-REGIONVergrößern des Bildes
Ukrainische Soldaten in der Region Charkiw: Vor allem die Artillerie setzt den russischen Angreifern zu. (Quelle: Viacheslav Ratynskyi)
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Russland scheint mit seinem Angriff auf die ukrainische Region Charkiw gescheitert zu sein. Ein Experte erklärt die Gründe für das militärische Debakel.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich im dritten Jahr des Konflikts zu einem harten Stellungskrieg entwickelt. An den meisten Frontabschnitten gibt es nur wenig Bewegung, wie das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) berichtet.

Derzeit konzentrieren sich die Kämpfe insbesondere auf drei größere Frontabschnitte – einer davon liegt nördlich der ukrainischen Region Sumy und könnte auf den Beginn einer neuen russischen Offensive in Richtung der ukrainischen Großstadt Charkiw hinweisen. Wie das ISW unter Berufung auf verschiedene ukrainische und russische Militärblogger berichtet, sollen die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen mehrfach mit Artillerie auf russische Einheiten gefeuert haben. Diese sollen sich nördlich des ukrainischen Dorfes Zhurawka direkt an der russischen Grenze gesammelt haben.

Unklar sei laut ISW-Bericht derzeit noch, ob die russischen Kräfte eine permanente Präsenz an diesen Standorten etabliert haben oder ob es sich lediglich um einen kurzzeitigen Vorstoß über die Grenze handelte. Ein russischer Angriff auf die Region Sumy könne laut ISW-Bericht das Ziel verfolgen, ukrainische Truppen von den sich weiter im Süden befindenden kritischen Frontabschnitten abzulenken.

Experte: "Offensive in Charkiw ist gescheitert"

Die russische Offensive auf die Region Charkiw sei derweil gescheitert, erklärt Militärexperte Nico Lange im Gespräch mit t-online. Das liege vor allem am Material, das für den Angriff in Richtung der Großstadt genutzt wurde.

Sicherheitsexperte Nico Lange
Sicherheitsexperte Nico Lange (Quelle: Michael Kuhlmann)

Zur Person

Nico Lange (48) ist Politikwissenschaftler und Publizist. Von 2006 bis 2012 leitete er das Auslandsbüro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in der Ukraine. Von 2019 bis 2022 führte Lange den Leitungsstab im Bundesverteidigungsministerium. Aktuell ist er Senior Fellow der Zeitenwende-Initiative bei der Münchener Sicherheitskonferenz.

"Russland hat schlecht ausgebildete Truppen in den Kampf geschickt, die teilweise nicht mal in gepanzerten Fahrzeugen unterwegs waren", so Lange. "Das hat zu unglaublich hohen Verlusten der russischen Streitkräfte geführt. Letzten Endes ist der Angriff so zum Erliegen gekommen."

Die Berichte über fehlende gepanzerte Fahrzeuge und Schützenpanzer unterstützen Langes These. "Russland verliert seine gepanzerten Fahrzeuge und Schützenpanzer derzeit schneller, als es sie nachproduzieren kann – beziehungsweise schneller, als es Lagerbestände für den Einsatz auf dem Schlachtfeld fit machen kann", erklärt Lange.

Video | "Wir halten den Feind auf Abstand und vernichten ihn"
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Quelle: t-online

Macht die Ukraine in der Region Luhansk Boden gut?

In der Region Luhansk macht die Ukraine laut dem Militärblogger "EjShahid", der für "GeoConfirmed" arbeitet, die Bilder vom Schlachtfeld anhand frei verfügbarer Kartendaten verifizieren, geringfügige Fortschritte. Laut geolokalisierten Bildern, die am 1. Juli veröffentlicht wurden, konnten ukrainische Streitkräfte jüngst verlorene Positionen in einem bewaldeten Gebiet in der Nähe von Kreminna zurückerlangen. Das gilt ebenfalls für den Frontabschnitt in der Nähe der Stadt Terny, an dem die ukrainischen Verteidiger ebenfalls Boden gutmachen können.

Auf andere Art gestaltet sich die Lage an der Grenze zwischen den ukrainischen Regionen Charkiw und Luhansk. Hier sollen russische Truppen laut dem russischen Verteidigungsministerium vier Dörfer rund um Iwaniwka erobert haben. Das ISW erklärt in seinem Bericht allerdings, visuelle Beweise gebe es für diese Fortschritte der russischen Truppen allerdings nicht.

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Die unklaren Frontverläufe und unterschiedlichen Sichtweisen spiegeln die weiterhin angespannte Situation wider. Insbesondere im Nordosten von Kupjansk und rund um Kreminna dauern die Kämpfe an. Dort sind laut ISW Teile der russischen 1.-Garde-Panzerarmee sowie Elemente der tschetschenischen "Shrama"-Einheit des 204. "Akhmat" Spetsnaz-Regiments aktiv.

"Die Berichte über Gebietsgewinne darf man nicht überbewerten", erklärt Nico Lange im Gespräch mit t-online. Russische Truppen würden es zwar immer wieder schaffen, kleine Geländegewinne zu erzielen, "allerdings sind sie nicht langfristig in der Lage, diese Gewinne dann auch zu verteidigen", so Lange.

"Panzer sind nicht mehr entscheidend"

Auch auf die Berichte des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte über mehr als 8.000 zerstörte russische Kampfpanzer geht Nico Lange ein. "Die klassischen Kampfpanzer sind gar nicht mehr so entscheidend", erklärt er. Viel wichtiger seien gepanzerte Fahrzeuge und Schützenpanzer. "Nur so kommen Infanterie-Einheiten sicher an die Front, ohne bereits vorher durch Beschuss zu sterben."

An dieser Stelle zeige sich auch der Erfolg der ukrainischen Verzögerungstaktik. Denn die Ukraine wolle nicht um jeden Preis jeden Zentimeter verlorenen Gebietes zurückerobern. "Allerdings zwingt diese Taktik die Russen zu enormen Verlusten – denn die werden aufs Schlachtfeld geworfen, ohne hinreichend gegen ukrainischen Beschuss gesichert zu sein", erklärt Nico Lange.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Nico Lange
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, July 1, 2024"
  • X-Profile von EjShahid, GeoLocated
  • Telegramkanäle Rybar, DnevnikDesantnika, RVvoenkor
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